Vitali Klitschko im ZDF-"moma": "Lieber wohnen wir ohne Elektrizität und Wasser als mit russischen Soldaten"
Ein trauriger Jahrestag dominiert am Freitag die mediale Berichterstattung: Vor einem Jahr begann der eiserne Angriffskrieg Putins auf die Ukraine. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko erinnert sich im ZDF-"Morgenmagazin" an die ersten Stunden nach Kriegsausbruch. Wie ist die aktuelle Stimmung im Land?
Heute vor einem Jahr begann die Invasion russischer Truppen in die Ukraine. Seitdem führt Putin einen gnadenlosen Angriffskrieg auf sein Nachbarland. Die genauen Opferzahlen sind bislang unbekannt. Eines steht jedoch fest: Der 24. Februar ist "kein einfacher Tag", wie Vitali Klitschko, Kiews Bürgermeister, im Interview mit der ZDF-"Morgenmagazin"-Moderatorin Harriet von Waldenfels betonte. Heute gedenke jeder im Land der "Tragödie", die über eine Million Menschen veranlasste, ihr eigenes Land zu verlassen. Zur aktuellen Lage in der Ukraine sagte er: "Es ist einfach eine schlimme Zeit, wenn Leute ohne Wasser, ohne Heizung, ohne Elektrizität leben müssen." Er könne von tausend schlimmen Schicksalen und Geschichten erzählen. Dennoch zeigte er sich kämpferisch: "Lieber wohnen wir ohne Elektrizität und Wasser als mit russischen Soldaten", beteuerte der Politiker gegenüber von Waldenfels. "Die Menschen sind ungebrochen!".
Vitali Klitschko: "Die Menschen sind ungebrochen"
Auf die Frage der Journalistin, inwiefern er sich an den Ausbruch des Krieges erinnern könne, antwortete Klitschko gefasst, aber sichtlich betroffen: "Ich habe trotz aller Informationen bis zur letzten Sekunde nicht geglaubt, dass so etwas in modernen Zeiten passieren kann". Die ganze Bevölkerung habe unter Schock gestanden. Es sei aber schnell klar gewesen, dass die Menschen für ihre Zukunft kämpfen wollen. "Der Mut ist auch heute noch da", sagte der Bürgermeister stolz über seine Landsleute. Ihnen bleibe einfach nichts anderes übrig. Schließlich sitze der einzige Mann, der diesen Krieg beenden kann, im Kreml: "Das Ende des Krieges scheint noch immer nicht sein Wunsch zu sein". Klitschko erinnerte sich: "Viele Experten haben uns ein paar Wochen gegeben, ein paar Monate - und jetzt sind wir bereits seit einem Jahr erfolgreich in der Verteidigung unseres Landes".
An dieser Stelle bedankte er sich nicht nur bei jedem, "der eine Militäruniform angezogen hat und Waffen in die Hand genommen hat", sondern auch bei Deutschland. "Manchmal dauerte die Unterstützung zwar etwas zu lange, aber trotzdem Danke!" Schließlich kämpfe ein jeder in der Ukraine dafür, Teil der europäischen Familie zu bleiben. "Wir verteidigen heute nicht nur die Ukraine, sondern genau die gleichen Werte, die es in allen demokratischen Ländern gibt", manifestierte Klitschko gegen Ende des Interviews seinen pro-westlichen Standpunkt: "Wir verteidigen jeden von Euch - auch in Deutschland".