Vloggerin Un A: Nordkoreas moderne Propaganda

Un A führt ihre Zuschauer regelmäßig durch die Attraktionen Pjöngjangs (Bild: Screenshot/Youtube)
Un A führt ihre Zuschauer regelmäßig durch die Attraktionen Pjöngjangs (Bild: Screenshot/Youtube)

Nordkorea hat einen neuen Star. Seit einem halben Jahr ist die Vloggerin Un A das frische junge Gesicht des Regimes und verbreitet in ihren fröhlichen Clips die gewünschten Botschaften.

Aus Nordkorea dringt normalerweise wenig nach außen. Und wenn, dann allermeistens über die Staatsmedien, die von Fabrikbesuchen von Kim Jong-un berichten oder militärische Paraden als Machtdemonstration inszenieren. Doch auch die Propaganda von Kims Regime muss sich an modernere Zeiten anpassen. Und so gibt es seit Kurzem mit “Echo DPRK” einen eigenen Youtube-Kanal, der die gewünschten Geschichten für ein digitales Publikum aufbereiten soll. Seit etwa einem Jahr erscheinen dort Videos zu Massen-Turnveranstaltungen oder “unserer Nationalflagge”. Mit recht mäßigem Erfolg, die meisten Videos sammeln nur ein paar hundert Klicks.

Doch nun hat das Regime noch einen weiteren Schritt in die Moderne gemacht. Mit Un A ist eine Vloggerin auf dem Bildschirm erschienen, die ganz im Stile hiesiger Youtuber kurze unterhaltsame Videos dreht. Die Youtuberin führt zum Beispiel in einer mehrteiligen Serie durch “ihr Pjöngjang” und zeigt dabei die modernen Errungenschaften der Stadt wie ein neues Spa oder ein schickes Fischrestaurant. Das ganze moderiert Un A heiter und ein bisschen amateurhaft, wie eine echte Youtuberin eben.

Doch die Erschließung der touristischen Hotspots ist nicht die einzige Aufgabe des aufsteigenden Sterns am nordkoreanischen Youtube-Himmel. Immer wieder widmet sie sich auch politisch heiklen Themen und geht so gegen vermeintliche “Fake News” aus dem Westen vor. In einem wie ein klassischer Nachrichtenbeitrag aufgemachten Video erklärt Un A, warum es keinen einzigen Covid-19 Fall in Nordkorea gebe. Das gesamte Video ist auf Englisch und zeigt damit, an wen sich die Vlog-Propaganda richtet.

In einem anderen Video geht Un A den Gerüchten von Panikkäufen vor und ist mit scheinbar versteckter Kamera in einem Supermarkt unterwegs. Dort stellt sie fest: Alles in Ordnung, keine Panikkäufe weit und breit und Toilettenpapier gibt es auch noch in rauen Mengen. Auch dieser Clip ist komplett auf fließendem Englisch, während viele andere Videos lediglich mit Untertiteln versehen sind. Und für eine Corona-Durchhaltehymne stellt sie sogar ihr Gesangstalent unter Beweis.

Produziert werden die für nordkoreanische Verhältnisse auffällig modern anmutenden Clips von der Produktionsfirma Sogwang Media aus Pjöngjang. Über die Protagonistin weiß man trotz der Einblicke, die sie in ihr privates Leben gewährt, nur relativ wenig. Ihr gutes Englisch lässt vermuten, dass Un A im Ausland studiert hat, die Rolle, die ihr als freundliches Gesicht des Regimes gewährt wird, lässt auf engere Verbindungen in die politische Elite des Landes schließen. Noch haben zwar auch ihre Videos nur bis zu 15.000 Aufrufe, das ist aber schon mal deutlich mehr, als die traditionelleren Propagandavideos des Kanals vorweisen können.

Video: Nach Gerüchten über Tod - Kim Jong-un meldet sich Zigarette rauchend zurück