Vogelgrippe in der Antarktis
Hobart (dpa) - Nachdem der aktuelle Vogelgrippe-Ausbruch die Antarktis erreicht hat, befürchten Umweltexperten ein Massensterben von Seevögeln. Sie fordern nun dringend konkrete Lösungen, um Pinguine und andere Antarktis-Bewohner zumindest vor den Auswirkungen des Klimawandels und massiver Fischerei besser zu schützen.
Bei der Jahrestagung der Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) geht es derzeit im australischen Hobart unter anderem um die Ausweisung neuer Meeresschutzgebiete (Marine Protected Areas, MPAs).
«Das fragile antarktische Ökosystem leidet schon jetzt stark unter den Folgen der Klimakrise, massiver Krillfischerei und steigenden Tourismuszahlen», sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Es sei deshalb umso wichtiger, dass CCAMLR sich angesichts des drohenden Massensterbens durch die hochpathogene Vogelgrippe schnell auf Schutzmaßnahmen verständige.
«Das abgelegene Gebiet des antarktischen Kontinents und des Südpolarmeeres besteht aus sehr empfindlichen Ökosystemen», sagte Claire Christian, Geschäftsführerin der Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC), der Deutschen Presse-Agentur. Wegen der zunehmenden Gefahren, denen die Tierwelt dort ausgesetzt sei, seien Refugien für antarktische Arten wichtiger denn je. «Wir erwarten auch, dass alle, die in der Antarktis arbeiten - Wissenschaftler, Hilfspersonal, Touristen und Fischereibetreiber - alles in ihrer Macht stehende tun, um die Ausbreitung dieses schrecklichen Virus zu stoppen», sagte Christian.
Erreger auf Bird Island nachgewiesen
Bisher galt die Antarktis neben Australien und Ozeanien als letzte vom aktuellen Vogelgrippe-Ausbruch verschonte Region der Erde. Die Polarforschungsorganisation British Antarctic Survey (BAS) hatte in dieser Woche mitgeteilt, dass der Erreger nun aber bei Vögeln auf der kleinen Insel Bird Island im Südpolarmeer nachgewiesen wurde.
In Hobart verhandeln die für den Schutz der antarktischen Meeresfauna und -flora zuständigen Regierungen bereits seit Mitte Oktober über die Ausweisung von drei Meeresschutzgebiete in der Ostantarktis, im Weddellmeer und in den Gewässern der Antarktischen Halbinsel. Wegen des Widerstands von Russland und China ist ein Durchbruch bisher immer gescheitert - zuletzt im Juni bei einer CCAMLR-Sondersitzung zum Thema in Santiago de Chile.
Auch stehen strengere Auflagen für die Krillfischerei auf der Agenda. Die winzigen Krebstiere werden massenhaft gefangen, um daraus Öl und Fischfutter zu machen - allerdings sind sie für das Ökosystem der Antarktis extrem wichtig. Die Tagung dauert noch bis Freitag.