"Volt" - Benno Fürmann in einer düsteren Zukunftsvision

Irgendwann in naher Zukunft. Die globalisierte Welt hat sich eine große Mauer bewahrt – ein abstrakter Zaun, der die Reichen und Armen, die Privilegierten und Benachteiligten voneinander trennt. Die Migration von Menschen aus ärmeren und politisch zerrütteten Ländern in die vermeintlich freie Welt Europas ist damit jedoch nicht aufzuhalten. Die Folge: Immer mehr Staaten schotten sich von dem Flüchtlingsstrom ab.

Benno Fürmann in
Benno Fürmann in “Volt”

Die Welt von morgen ist heute

Auch Deutschland hat an seinen Grenzen so genannte Transitzonen errichtet. Um die Menschen drinnen vor den Menschen draußen zu beschützen, hat die Regierung überdies spezielle Polizeieinheiten ins Leben gerufen. Volt (Benno Fürmann) ist Teil dieses Instruments der Staatsgewalt. Seine Aufgabe: dafür Sorgen, dass die angespannte Situation vor den Toren Deutschlands nicht eskaliert.

Das Leben des Polizisten gerät aus der Bahn, als er bei einem Einsatz einen afrikanischen Migranten tötet. Die Tat könnte für Volt folgenlos bleiben, denn sie blieb ohne Zeugen. Doch ihn plagen Schuldgefühle. Entschlossen, die Identität des Toten herauszufinden, lernt er dessen Schwester kennen. Die zwischen Trauer und Wut gefangene Blanche glaubt, dass Volt ein Freund ihres Bruders war. Sie verlieben sich ineinander, doch hat ihre Beziehung eine Chance unter der Last von Schuld und Lüge?

Beklemmende Versuchsanordnung

Realität und Fiktion, Wirklichkeit und Fantasie, Zeigen und Erzählen, Kritik und Illusionismus – Filme, die zwischen diesen Polen pendeln, etikettiert man schon mal gerne mit der Bezeichnung ‘politisch’. Auch die neue Regiearbeit des deutsch-palästinensischen Filmemachers Tarek Ehlail erzählt ihre Geschichte um Schuld und Sühne eines Einzelnen vor dem Hintergrund eines hochaktuellen gesellschaftspolitischen Szenarios.

Die Reichen halten sich die Armen vom Leibe. Zukunfsdystopie oder längst traurige Wirklichkeit? Szene aus “Volt” (Bild: Felix Gemein / augenschein Filmproduktion GmbH)
Die Reichen halten sich die Armen vom Leibe. Zukunfsdystopie oder längst traurige Wirklichkeit? Szene aus “Volt” (Bild: Felix Gemein / augenschein Filmproduktion GmbH)

Dem Regisseur und Drehbuchautor geht es in seinem dritten Spielfilm um nicht weniger als eine der größten sozialpolitischen Herausforderung des 21. Jahrhunderts: den Widerspruch zwischen Grenzen auflösender Globalisierung auf der einen Seite und der Abschottung wohlhabender Gesellschaften gegenüber den Opfern der Globalisierung auf der anderen.

Es ist eine Entwicklung, die zuletzt selbst einen Stephen Hawking auf die Barrikaden rief. Der renommierte britische Astrophysiker beklagte Ende 2016 in einem Blog-Eintrag, dass durch das Voranschreiten des Internet und der sozialen Medien die Ungleichheiten transparenter seien als jemals zuvor. Die Folge sei Wirtschaftsflucht. Die in den ärmeren Ländern lebenden Menschen würde es massenweise in die reicheren Länder ziehen – getrieben von der Hoffnung, auch etwas vom Kuchen abzubekommen.

Wie bereitwillig die Reichen die Armen am Reichtum teilhaben lassen, das zeigt Ehlails düsteres Drama “Volt”.

(Kinostart: 2. Februar 2017)

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