Vulkanausbruch am Vesuv?

Was sich lange angedeutet hatte, gaben die Neapolitaner am Mittwochvormittag bekannt: Antonio Conte ist neuer Trainer der SCC Neapel. Damit kehrt der viermalige Meistertrainer der Serie A nach seinem Aus beim englischen Topklub Tottenham Hotspur im März 2023 zurück nach Italien.

„Antonio ist ein Spitzentrainer, ein Anführer“, sagte Napoli-Vereinspräsident Aurelio De Laurentiis. Er sich sicher, dass mit ihm „der notwendige Neuanfang beginnen kann“.

Conte unterschrieb einen Dreijahresvertrag und versprach den Fans bereits in einer Pressemitteilung, sein Bestes zu geben. Er und seine Mitarbeiter würden vollen Einsatz zeigen. Dafür war der Italiener sowieso während seiner gesamten Karriere bekannt - egal, ob als Spieler auf dem Feld oder als Trainer an der Seitenlinie.

Seine Titel mit Inter Mailand, Juventus Turin und dem FC Chelsea lassen die Fans in Neapel darauf hoffen, dass Conte die Mannschaft wieder ganz nach oben führen kann. Zur Erinnerung: Auf die Meistersaison 2022/23 folgte bei Neapel der Absturz auf Platz zehn in der zurückliegenden Spielzeit. Und das mit drei verschiedenen Trainern. Jetzt soll es Conte richten.

Skandal-PK besiegelt Aus bei den Spurs

Seinen letzten Trainerjob beendete Conte - weithin als Hitzkopf bekannt - allerdings mit wenig Ruhm: Nach einer denkwürdigen Skandal-Pressekonferenz im März 2023 flog der Italiener bei den Spurs raus. Conte hatte sich öffentlich über den Einsatz seiner Spieler beschwert.

„Wir sind elf Spieler, die auf das Spielfeld gehen, und ich sehe egoistische Spieler, Spieler, die sich nicht gegenseitig helfen wollen, die kein Herz zeigen“, wetterte Conte. Damit habe er laut der britischen Sun sogar die eigenen Spieler gegen sich aufgebracht.

Conte lässt Mannschaft antanzen - und lässt sie allein

Das soll aber auch an seinen Trainingsmethoden gelegen haben. „Jeden Tag das gleiche Training, jeden Tag die gleiche Taktik“, soll eine anonyme Quelle der Daily Mail berichtet haben. Zudem soll der Trainer nach Niederlagen immer wieder kurzfristig die Trainingszeiten in die Morgenstunden vorverlegt haben. Dass die Mannschaft nach einem Auswärtsspiel erst nachts nach London zurückkehrte, soll ihm egal gewesen sein.

Nach nur einem Sieg aus fünf Spielen soll Conte zudem zu einer fragwürdigen Mannschaftssitzung eingeladen haben. Der Italiener soll diese prompt verlassen haben, als der letzte Spieler eingetroffen war. Die Spieler sollten die Gründe für ihre miserable Form selbst finden.

Unvergessen aus seiner Zeit bei den Spurs bleibt auch der Zoff mit dem damaligen Chelsea-Coach Thomas Tuchel, den Conte mit einem provokanten Jubel in Richtung Tuchel auslöste und der schließlich in einem energischen Handschlag nach Spielschluss weiter brodelte.

Conte schon als Spieler ein Grenzgänger

Schon als Spieler hatte der Mann aus Lecce keinerlei Probleme damit, andere Menschen gegen sich aufzubringen. Nachdem er 1997 mit Juventus Turin gegen US Lecce das spielentscheidende Tor zum 2:1 geschossen hatte, jubelte der heute 54-Jährige, als wäre er Weltmeister geworden.

Dass der Verein ihn ein Jahrzehnt zuvor ausgebildet hatte, schien Conte gänzlich vergessen zu haben. Das Feiern gegen seinen Heimatklub begründete Conte damit, dass er nach einer langen Verletzungspause endlich wieder auf dem Platz stand.

Titelmaschine Conte

Doch Conte wird dies wegen des Erfolgs vermutlich egal gewesen sein. Mit Turin gewann der Italiener insgesamt fünf Mal die italienische Meisterschaft, den italienischen Pokal, den UEFA-Cup, die Champions League und den Weltpokal.

Als Trainer sammelte der Italiener weiter fleißig Titel. Auch auf der Trainerbank gewann Conte ab 2012 mit Juventus drei Mal in Folge den Titel in der Serie A. Weltberühmt blieben seine emotionalen Ausbrüche - diesmal an der Seitenlinie.

Seine Erfolge bestätigte der Mann aus Apulien zudem in England. Mit dem FC Chelsea gewann er 2017 die Premier League. 2019 kehrte er nach Italien zurück, um 2021 mit Inter Mailand schon wieder italienischer Meister zu werden.

Ruhige Periode als Nationaltrainer

Vergleichsweise ruhig verlief Contes Job als italienischer Nationaltrainer. Die Europameisterschaft 2016 war Contes einziges Turnier. Mit Italien scheiterte er im Viertelfinale im Elfmeterschießen an Deutschland.

Ob seine neue Aufgabe bei der SCC Neapel genauso ruhig verläuft, darf nach den vergangenen Jahren bezweifelt werden. Vielmehr könnte es in den kommenden drei Jahren wieder zu einem Vulkanausbruch am Vesuv kommen.