VW-Autos sollen Wetterdaten für Stromkonzern sammeln

Fahrer von VW-Autos sollen zu Datensammlern werden. (Bild: ddp images)
Fahrer von VW-Autos sollen zu Datensammlern werden. (Bild: ddp images)


Die Konzerne sehen nur Vorteile, Datenschützer könnten zu einem anderen Schluss kommen. Die Fahrzeuge von Volkswagen sollen künftig die aktuelle Wetterlage vor Ort an den Stromnetzbetreiber Tennet liefern. Der will mithilfe dieser detaillierten Klimakarten seine Netze effizienter steuern und damit Kosten sparen. Die Freigabe der Sensordaten soll über das Kleingedruckte erfolgen.

Tausende von mobilen Wetterstationen, die überall in Deutschland unterwegs sind? Diesen Meteorologentraum will sich der niederländisch-deutsche Stromnetzbetreiber Tennet mithilfe von Volkswagen erfüllen. Die Partner haben eine Entwicklungszusammenarbeit beschlossen, wie die „Welt am Sonntag“ berichtet. Fahrzeuge des VW-Konzerns sollen demzufolge über die serienmäßig verbauten Sensoren für Regen, Licht und Sonne Wetterdaten sammeln und sie Tennet umgehend zur Verfügung stellen. Dank dieser Kurzfristprognosen könne die Stromeinspeisung von Solaranlagen minutengenau vorhergesehen werden.

Dem Bericht zufolge müssen die Markenvorstände von Volkswagen die Einführung der Technik noch beschließen. Die Entscheidung könnte noch im Laufe dieses Jahres fallen. Für Tennet wären die Wetterdaten bares Geld wert. „Eine schlechte Qualität der Wetterprognose bedeutet, dass wir mehr Sicherheit einkaufen müssen“, sagte Deutschlandchef Urban Keussen der Zeitung. Wenn genauer gesagt werden könne, wo und wann die Sonne scheine, müsse sein Unternehmen deutlich weniger von der sogenannten Regelenergie einkaufen, um Solar-Produktionsschwankungen auszugleichen. Im elektrischen Versorgungssystem kann Energie bislang kaum gespeichert werden. Netzbetreiber müssen daher Regelenergie beziehungsweise Regelleistung vorhalten, um eine unvorhergesehene Nachfrage befriedigen zu können.

Die letzte Entscheidung über das Wetterprojekt steht noch aus. (Bild: AP Photo)
Die letzte Entscheidung über das Wetterprojekt steht noch aus. (Bild: AP Photo)


Laut „Welt am Sonntag“ war im vergangenen Jahr ein Praxistest mit vier Golf-Fahrzeugen erfolgreich verlaufen. Es werde mit „substanziellen“ Ersparnissen für Tennet gerechnet. Der Konzern betreibt Hochspannungsleitungen von über 22.000 Kilometern Länge. Bedenken, die persönlichen Bewegungsdaten der Autofahrer könnten ausspioniert werden, wies der Deutschlandchef zurück. „Wir brauchen keine personenbezogenen Daten“, versicherte Keussen. Beim Pilotversuch wurden die Daten dem Bericht zufolge anonymisiert und lediglich nach Postleitzahlgebieten erfasst. Der Weitergabe der Bewegungsdaten wird wohl künftig über die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zugestimmt – ähnlich wie bei den Ortungsdiensten im Handy.