Waldbrände am Atlantik in Frankreich: Was bedeutet das für den Urlaub an der Küste?

Waldbrände am Atlantik in Frankreich: Was bedeutet das für den Urlaub an der Küste?

Grauer Dunst am Himmel, die Sonne glutrot und verschleiert am eigentlich klaren Himmel und Aschepartikel auf dem Gartentisch: Die Auswirkungen der Waldbrände an der Atlantikküste sind entlang der gesamten Küste sicht- und spürbar.

Am heutigen Dienstag melden Behörden vor Ort, dass sich der Rauch im gesamten Südwesten Frankreichs verbreitet, Städte wie Bordeaux, Agen, Périgeux und Angoulême befinden sich in dichtem Rauchnebel.$

Gleichzeitig stehen in vielen deutschen Bundesländern die Sommerferien vor der Tür oder sind sogar in vollem Gange: Staus auf den Autobahnen, Chaos an Flughäfen und überfüllte Züge zeugen von der Reiselust der Menschen.

Wer seinen Sommerurlaub auf einem Campingplatz oder in einem Ferienhaus an der Atlatikküste plant, muss es allerdings mit einem Imprévu aufnehmen: An der Küste bei Arcachon (La-Teste-de-Buch) und im Inland, ca. 60 km weiter östlich seit dem 12. Juli schwere Waldbrände. Und ein Ende ist auch mehr als eine Woche später nicht in Sicht - im Gegenteil.

Pinienwälder verschwinden

Die für das Département Gironde und auch weiter südlichen Region Landes bekannten Pinienwälder hinter den hohen Sanddünen stehen an mehreren Orten in Flammen. Die seit Wochen herrschende extreme Trockenheit und Hitze sind der perfekte Nähboden für die Flammen, die mitunter starken Winde fachen die Brände weiter an und machen das Eindämmen schwer.

An diesem Dienstag waren bereits insgesamt fast 20.000 Hektar Land verbrannt, die Feuerwehr nennt die Waldbrände im Inland weiter "unkontrollierbar". 36.000 Menschen wurden aus ihren Häusern und von Campingplätzen evakuiert, allein 16.000 davon am Montag, wie die Präfektur mitteilte - weitere Räumungen werden nach Angaben der Einsatzkräfte notwendig.

In zahlreichen Gemeinden werden wegen der starken Rauchbildung Unterkünfte für Menschen bereitgestellt, die ihre Häuser verlassen wollen. Tausende Feuerwehrleute aus ganz Frankreich sind im Einsatz - rund um die Uhr.

Am Mittwoch will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Region besuchen.

Straßensperrungen, Luftverschmutzung und mehr Evakuierungen

Nach Informationen der Präfektur wurden rund um die Feuer in Teste-de-Buch 20.000 Anwohner:innen in Sicherheit gebracht. Am Strand La Lagune, unmittelbar neben der berühmten Dune du Pilat konnten die Restaurants, Strandhütten und andere Infrastruktur in der Nacht vor dem Flammen bewahrt werden - doch die Bedingungen an diesem Dienstag werden von der Präfektur als "weiterhin ungünstig" bezeichnet.

Fünf Campingplätze an der Düne von Pilat sind Opfer der Flammen geworden. Erste Videos, etwa vom Camping "Forêt du Pilat" zeigen das Ausmaß der Zerstörung: Das Feuer hat alles vernichtet, was ihm in den Weg kam: Gebäude sind zu Ruinen ausgebrannt, Plastikstühle zerschmolzen, Holzzäune abgebrannt.

Die Präfektin des Departements Gironde, Fabienne Buccio, mahnte am Montag zu "äußerster Vorsicht". Sie erinnerte zudem daran, dass "der Zugang zu den Waldgebieten des Departements vorübergehend verboten ist."

Ein Teil der Autobahn A660 Richtung Bordeaux-Arcachon wurde zeitweise gesperrt, die Landstraße D218 zwischen dem Kreisel in Pilat und Biscarosse Plage ist nicht befahrbar.

Auch Radwege sind von Sperrungen betroffen, dazu zählen die Verbindung zwischen La Brède und Hostens (RD805), der Radweg entlang der RD218 in La Teste-de-Buch (RD804), und der Labépie-Pfad zwischen Latresne und Sauveterre (RD803).

Die gesamte Liste geschlossener Straßen gibt es hier.

Je nach Windrichtung verbreitet sich der Rauch entlang der Küste, auch im Baskenland rund um Biarritz und etwas nördlicher in Capbreton war zeitweise ein Grauschleier am Himmel. An diesem Montag melden örtliche Medien allerdings Westwind - die Luft in Biscarosse sei am Montag "atembar" gewesen, schreibt die Zeitung Sud Ouest.

Der Wind dreht im Uhrzeigersinn!

Die Wetterbedingungen für die Waldbrände bei Landiras, wo bisher bereits mehr als 100 Quadratkilometer groß ist und rund 13.000 Hektar Wald verschwunden ist, machen die Eindämmung unmöglich. Der Unterpräfekt von Langon, Vincent Ferrier, sprach vor der Presse von einem "Cocktail der ungünstigsten Parameter".

Mehr als 14.000 Menschen wurden unter anderem aus den Gemeinden Landiras, Budos, Balizac, Villandraut, Noaillan, Léogeats und Saint-Magne umgesiedelt.

"Die Lage ist weiterhin sehr ungünstig", teilte die Präfektur am Dienstag mit. Bei dem Westwind, der in der Nacht aufgekommen ist, könne das Feuer weiter nach Osten vordringen, wie man befürchtet. Am Abend "brannten zwei Häuser und ein Wohnmobil", so die Präfektur.

Zwei Feuer, die am Montag ausgebrochen waren, in Vensac (Médoc) und Vert (Landes) sind dagegen  unter Kontrolle.

Alexandra Leistner
Ein Schleier vor der Sonne: Der Urlaub am Atlantik steht dieses Jahr im Zeichen der Waldbrände - auch eine ganze Weile von den Brandherden entfernt. - Alexandra Leistner

Warnung per SMS, welche Strategie gegen die Flammen?

Wer von Evakuierungen betroffen ist, wird per SMS informiert - eine Strategie mit Hilfe von Sendemasten, die in Frankreich auch während der Corona-Lockdowns genutzt wurde, um vor Gefahren zu warnen. Die Behörden warnen mit Nachdruck davor, in evakuierte Häuser zurückzukehren.

Eine klare Strategie für Touristen, die einen Aufenthalt in den kommenden Tagen und Wochen planen, wurde bislang nicht kommuniziert. Das Touristenbüro der Métropole von Bordeaux war für Euronews per Telefon nicht zu erreichen - alle Leitungen waren besetzt. Eine schriftliche Anfrage wurde nicht beantwortet.

Und die beiden Waldbrände sind nicht die einzigen Fronten, an der die Feuerwehr kämpfen: Auch zahlreiche kleinere Brände müssen in der gesamten Region gelöscht werden.

Um die Flammen zu bezwingen, sind zahlreiche Löschflugzeuge im Einsatz. Zudem sollen mehr "Feuer-Soldaten" - wie die Feuerwehr der Gironde sie selbst auf Facebook nennt - aus anderen Gebieten in Frankreich zur Unterstützung kommen.

In den sozialen Medien berichtet die Feuerwehr Sapeurs-Pompiers 33 von ihrer Strategie gegen die Feuer: Dazu gehört auch das kontrollierte Abbrennen, um dem Waldbrand den Weg abzuscheiden und es so zu stoppen. "Wir versuchen, 800 Meter breite brennstofffreie Korridore zu schaffen, da es zu viele Feuersprünge gibt. Die brennenden Rinden fliegen durch die Luft und setzen neue Parzellen in Brand", sagte ein Verantwortlicher der Feuerwehr gegenüber örtlichen Medien.

Wo gibt es aktuelle Informationen?

Wer Französisch spricht kann sich auf der Seite lokaler Nachrichten informieren, etwa bei Sud Ouest. Das Département Gironde teilt Bilder und Video - und einige Informationen - per Facebook. Die Feuerwehr ist ebenfalls mit Informationen und Warnmeldungen auf Social Media aktiv. Die Präfektur von Nouvelle-Aquitaine und Gironde kommuniziert unter anderem zu Evakuierungen auf Twitter.