"Waldtage 2018": Landwirtschaftsministerium handelt sich Shitstorm ein

Der Hambacher Forst steht weiter im Fokus der Öffentlichkeit. Für besonderen Aufruhr im Netz sorgt eine Aktion des Landwirtschaftsministeriums.

Im Hambacher Forst gehen die Räumungen weiter (Foto: Getty Images)
Im Hambacher Forst gehen die Räumungen weiter (Foto: Getty Images)

Nachdem die Polizei am Freitag 17 Menschen in Gewahrsam genommen hatte, setzte sie am Samstag die Räumung von Baumhäusern der Braunkohlegegner fort. Seit dem Morgen werde die Räumung einer weiteren “Siedlung” mit dem Namen “Gallien” vorbereitet, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage. Mitarbeiter des Bauordnungsamtes hätten die Aktivisten mit Lautsprechern aufgefordert, die Baumhäuser binnen 30 Minuten zu verlassen.

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Unterdessen besetzten nach Angaben der Polizei Aachen neun Aktivisten drei Bagger im Braunkohlekraftwerk Niederaußem in der Nähe des Hambacher Forstes. Die Polizei zog dort Einsatzkräfte zusammen. Die Braunkohlegegner sprachen von 20 Aktivisten in Niederaußem. Der Energiekonzern RWE plant, im Herbst den Wald für den Braunkohleabbau abzuholzen.

Für besonderen Aufruhr im Netz sorgt aber eine Aktion des Landwirtschaftsministeriums, das für dieses Wochenende die “Waldtage 2018” ausgerufen hat. Vielen Umweltschützern stößt das angesichts der parallelen Räumung im Hambacher Forst sauer auf, was sich in einem beachtlichen Shitstorm entlud. Die Steilvorlage dazu lieferte das Landwirtschaftsministerium selbst mit diesem Tweet.

“Ein Wochenende in einem Baumhaus” als Gewinn – das konnten und wollten viele nicht auf sich sitzen lassen:

Selbst Renate Künast, die ehemalige Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, sprang den Kritikern zur Seite:

Die Frage habe sie offiziell an die Bundesregierung geschickt, erklärte Künast. Der Energiekonzern RWE will im Herbst weite Teile des Waldes abholzen, um weiter Braunkohle baggern zu können. In dem Wald haben Gegner der Rodung 50 bis 60 Baumhäuser errichtet. Am Donnerstagmorgen hatte die Polizei im Auftrag der zuständigen Baubehörden begonnen, diese zu entfernen. Die Bewohner der Baumhäuser bekamen Unterstützung von extra angereisten Menschen.

Die Behörden begründen die Aktionen unter anderem mit dem fehlenden Brandschutz in den Baumhäusern. Diese gelten als Symbol des Widerstands gegen die Kohle und die damit verbundene Klimabelastung. In dem Wald stehen Jahrhunderte alte Buchen und Eichen. Aktivisten von der Aktion Unterholz haben für Samstag zu einer Demonstration aufgerufen, am Sonntag ist das Anpflanzen Hunderter junger Bäume geplant.

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