Er war der Anfang von Alis Ende - und wurde tragische Figur
Der Größte war Muhammad Ali schon nicht mehr, als er auf Leon Spinks traf - zumindest nicht der Größte der damaligen Gegenwart.
Der „Rumble in the Jungle“ gegen George Foreman und seine Klassiker gegen Joe Frazier waren schon eine Weile her an diesem 15. Februar 1978. Aber Weltmeister und populäres Zugpferd der Sportart war er noch immer.
Und geschlagen war er auch nur zweimal, von Frazier und von Ken Norton. Und gegen beide gewann er nicht nur einen, sondern gleich zwei Rückkämpfe. Der Nimbus des Phänomens war intakt. Doch es sollte nicht dabei bleiben. (Das traurige Ende von Ali-Bezwinger Ken Norton)
Der Underdog Spinks - der heute vor zwei Jahren starb - fügte ihm eine Niederlage zu, die noch nicht Alis Ende war. Aber doch eindeutig der Anfang vom Ende.
Leon Spinks schockte 1978 Muhammad Ali
Der 36 Jahre alte Ali war sichtlich außer Form und vom Glanz vergangener Tage weit entfernt, als der aus St. Louis stammende Spinks - der vorher nur sieben Profikämpfe hinter sich hatte - ihn in Las Vegas überraschte, dominierte, nach Punkten besiegte und als Champion entthronte.
Für die Box-Branche war das damals nicht nur schlecht, der Ruhm von „The Greatest“ war noch so groß, dass der Rückkampf im Superdome in New Orleans 70.000 Zuschauer anlockte und für einen Einnahmenrekord sorgte.
Das zweite Duell ging ebenfalls über die volle Distanz und klar an Ali, der zum dritten Mal Weltmeister wurde - aber auch als Sieger war er bei weitem nicht mehr auf dem Niveau früherer Tage.
Ali beendete nach dem Kampf seine Karriere, sein Rücktritt vom Rücktritt mündete in klaren Niederlagen gegen Larry Holmes und Trevor Berbick, Ali begann damals erste Symptome seiner Parkinson-Erkrankung zu zeigen.
Leon und Michael Spinks erste Weltmeister-Brüder im Schwergewicht
Für den ehemaligen US-Marine Spinks - 1976 Olympiasieger im Halbschwergewicht - blieb der Sieg gegen Ali der größte Erfolg seiner Profi-Karriere, seinen nächsten großen Fight gegen den späteren Champion Gerrie Coetzee verlor er ebenso wie einen weiteren Titelkampf gegen Holmes 1981.
“Neon Leon“ - dessen Markenzeichen seine verlorenen Vorderzähne waren - bekam wegen des chronischen Misserfolgs nach seinem größten Sieg selbst das Image einer sportlich tragischen Figur.
Leon Spinks beendete seine Boxkarriere 1995 nach 46 Profikämpfen, von denen er 26 gewann (14 durch K.o.) und 17 verlor, drei endeten unentschieden. Spinks absolvierte auch mehrere Ausflüge ins Wrestling. Bei NJPW in Japan bestritt er mehrere Kämpfe gegen Showkampf-Legende Antonio Inoki - wie vor ihm schon Ali -, die Fernost-Liga FMW machte ihn 1992 sogar zum Champion.
Ein weiteres historisches Detail: Als sich auch Leons Bruder Michael Spinks 1985 zum Champion krönte wurden die beiden zum ersten Brüderpaar, das Schwergewichts-WM-Titel hielt - vor Vitali und Wladimir Klitschko. Michael Spinks blieb aber vor allem für seine schnelle Niederlage im Mega-Fight gegen Mike Tyson 1988 in Erinnerung.
Bruder Leon Spinks, der in einem anderen wegweisenden Kampf der Sieger war, starb am 5. Februar 2021 nach einer Prostatakrebserkrankung.
Das Talent der Spinks-Familie zeigte sich auch in der Generation nach ihm: Leons Sohn Cory Spinks hielt diverse WM-Gürtel in verschiedenen Gewichtsklassen.
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Mit Sportinformationsdienst (SID)