EU warnt vor Jahrtausend-Dürre

Bei Wikipedia ist der See noch „etwas mehr als vier Kilometer lang und durchschnittlich 150 bis 200 m breit“. In der trockenen Wirklichkeit des Sommers 2022 ist er – weg. Da, wo bis vor Kurzem der Lac de Brenets oder Lac de Chaillexon war, an der Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich, liegen Boote auf dem Trockenen.

Der See tauchte vor mehr als 12.000 Jahren im subalpinen Massiv des Jura auf, war etwa 18 Meter tief, aber in diesem Sommer ist er fast vollständig verschwunden. Muss er von den Landkarten gelöscht werden?

In Brüssel werden die Folgen des heißen Sommers seit einem halben Jahrtausend mit Sorge analysiert.

Schlimmste Dürre seit 500 Jahren

Johannes Bahrke, Sprecher der Europäischen Kommission:

„Das neueste Bulletin zur Ernteüberwachung hebt hervor, dass die außergewöhnlich heißen und trockenen Wetterbedingungen in weiten Teilen Europas die Ertragsaussichten für Sommerkulturen weiter erheblich verringern. Laut den Wissenschaftlern der Kommission bleibt das Wetter im westlichen Mittelmeerraum bis November wärmer und trockener als bisher üblich. Und wir haben es bereits gesagt, die aktuelle Dürre scheint die schlimmste seit mindestens 500 Jahren zu sein.“

Damals lebte und lehrte in Deutschland der Reformator **Martin Luther (**1483 bis 1546).

KEIN TROPFEN AUS DER WASSERLEITUNG

Aber die Dürre ruiniert nicht nur die Ernte. Zahlreiche europäische Städte und Dörfer, wie Le Bouchet-Saint-Nicolas im Südosten Frankreichs, haben Probleme mit der Wasserversorgung und sind auf tägliche Tankwagenlieferungen angewiesen.

Fabien Rochedy, Hotelbesitzer:

„Eines Morgens gab es überhaupt kein Wasser mehr. Für unsere Hotel- und Bargäste haben wir Mineralwasser bereitgestellt. Damit sie sich die Zähne putzen und wir Kaffee kochen konnten.“

Der niedrige Pegel von Seen und Flüssen verursacht ernsthafte Umweltprobleme mit Fischsterben an mehreren Orten und behindert oder verhindert sogar den Schiffsverkehr.

Auch europäische Wälder und Felder leiden unter den Folgen intensiver Hitze und Dürre mit häufigen und heftigen Bränden. Nach Angaben des Europäischen Dürreobservatoriums (European Drought Observatory EDO) herrschen auf 47 % des Territoriums nach wie vor Dürrewarnbedingungen, 17 % sind in Alarmbereitschaft.

* Laut Wissenschaftlern war "1540 das  wärmste und trockenste Jahr des Jahrhunderts» (Franz Mauelshagen, Klimageschichte der Neuzeit).

su mit CHRTS