Warum ein Enten-Kalender einen Mann ins Gefängnis brachte

Weil er Kalender mit gelben Gummienten verkaufte, wurde ein Mann in Thailand zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Der Vorwurf: Majestätsbeleidigung.

Gelbe Gummienten wurden in Thailand zum Symbol der Protestbewegung für eine Reform der Monarchie (Bild: Lauren DeCicca/Getty Images)
Gelbe Gummienten wurden in Thailand zum Symbol der Protestbewegung für eine Reform der Monarchie (Bild: Lauren DeCicca/Getty Images)

Thailands Gesetze wegen Majestätsbeleidigung gehören zu den strengsten der Welt. Bis zu 15 Jahre Gefängnis kann jede Beleidigung der Obrigkeit - oder alles, was als solche wahrgenommen wird - nach sich ziehen. Einige Verurteilte sitzen Reuters zufolge seit über vier Jahrzehnten im Knast.

Die Abschaffung unter anderem dieser Gesetze fordert eine Bewegung in Thailand, die, angetrieben vor allem von jungen Menschen, seit 2020 für Demokratie und eine Reform der Monarchie im Land kämpft. Die Aktivisten bedienten sich vieler kreativer und bunter Symbole, darunter den Dreifingergruß aus "Die Tribute von Panem", den Anime-Hamster Hamtaro, dessen Titelmelodie umgedichtet wurde, und gelbe Gummienten.

Enten als Majestätbeleidigung?

Weil er Kalender mit eben solchen Enten im Internet verkauft hatte, wurde ein junger Aktivist im Dezember 2020 verhaftet und am Dienstag nach sechstägiger Verhandlung in Bangkok zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, wie unter anderem Reuters berichtet. Wegen Kooperation mit dem Gericht wurde das Urteil schließlich auf zwei Jahre Haft reduziert.

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Sechs der Bilder würden dem König Maha Vajiralongkorn ähneln, ihn damit lächerlich machen und somit gegen den umstrittenen Paragrafen 112 des Staatsgesetzbuches verstoßen, urteilte das Gericht.

Vergleiche mit Enten verbittet sich Maha Vajiralongkorn unter Verhängung von Haftstrafen (Bild: REUTERS/Athit Perawongmetha)
Vergleiche mit Enten verbittet sich Maha Vajiralongkorn unter Verhängung von Haftstrafen (Bild: REUTERS/Athit Perawongmetha)

Ihr Mandant bestreite die Ähnlichkeit und plane, in Berufung zu gehen, wie Thai Lawyers for Human Rights Reuters mitteilten.

In aufblasbarer Form wurden die Enten zunächst als Scherz zu Protesten mitgebracht mit der Botschaft, man würde sich zur Not über den Fluss Chao Phraya zum Parlament treiben lassen. Noch dazu war das Gelb der Enten zugleich die Farbe des thailändischen Königshauses. Schnell erwiesen sich die Enten damals als Schutzschilder gegen die eingesetzten Wasserwerfer und das Tränengas - und wurden schnell zum Symbol der Proteste. Als verstecktes Aufbegehren taugt das Symbol offenbar nicht mehr.

Der Paragraf 112 bleibt derweil ein Problem in Thailand. Gegen mehr als 200 Personen wird den Thai Lawyers for Human Rights zufolge aktuell wegen Majestätsbeleidigung ermittelt. Auf politischer Ebene ist er trotz der heftigen Proteste nach wie vor ein Tabu-Thema: Reform oder auch nur Diskussion darüber scheint sich keine Partei im Land zu trauen. Am 7. Mai wird in dem Land ein neues Parlament gewählt.

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