Wechsel wegen Horner? Verstappen mit vielsagenden Worten
Auch eine Woche nach dem Saisonstart in Bahrain gehen die Diskussionen um Red Bull-Teamchef Christian Horner beim Grand Prix in Saudi-Arabien weiter.
Am Donnerstag musste sich der Brite in der offiziellen FIA-Pressekonferenz den Fragen der Journalisten stellen - und nahm die Opferrolle ein.
Horner spricht von „privater Angelegenheit“
„Es wurde schrecklich viel durchgestochen zu einer privaten Angelegenheit zwischen Mitarbeitern und dem Unternehmen“, klagte Horner. Darunter habe vor allem sein Privatleben gelitten. „Ich habe eine tolle Familie und Frau, die mich unterstützt“, so der Brite. „Natürlich ist alles sehr herausfordernd, vor allem wenn Kinder involviert sind. Das ist nicht schön. Die Realität ist, dass die Besitzer von Red Bull eine unabhängige Untersuchung eingeleitet haben. Alle Leute, die involviert waren, wurden befragt. Am Ende wurde der Fall geschlossen. Daher geht es für uns weiter.“
Zur Freistellung der betroffenen Mitarbeiterin oder den Inhalten der Untersuchung sagte der Teamchef nichts, stattdessen rückte er - wie schon in Bahrain - seine Ehefrau in den Fokus, Ex-Spice-Girl Geri Halliwell: „Meine Frau hat mich unfassbar unterstützt. Die Intrigen gegen meine Familie sind genug.“
Horner sucht die Schuld bei den Medien und vermeintlichen Verrätern innerhalb des Red Bull-Kosmos - seine eigene Verantwortung thematisiert er nicht.
Verstappen: „Unser tolles Auto erwähnt kaum jemand“
Von einer wirklich „privaten“ Angelegenheit kann mittlerweile keine Rede mehr sein: Längst ist klar, dass die österreichischen Anteilseigner sein Verhalten gegenüber der mittlerweile freigestellten Mitarbeiterin nicht tolerieren wollten - lediglich die thailändischen Mehrheitseigentümer decken Horner. Ein Machtkampf innerhalb des Energy-Drink-Konzerns.
„Ich verstehe, dass das schwer ist für seine Familie, aber ausgegangen ist das alles von ihm“, betont Ralf Schumacher bei Sky und fordert: „Die Formel 1 und Red Bull stehen für Werte und wenn so etwas passiert, sollte das schon aufgeklärt werden.“
Zumal auch Weltstars wie Max Verstappen durch Red Bulls Umgang mit der Horner-Krise in ein schlechtes Licht gerückt werden. „Es wäre wichtig, dass wir endlich mal über unser tolles Auto sprechen, das erwähnt kaum mal jemand“, flehte Verstappen am Mittwoch.
Verstappen lässt Raum für Interpretation
Immerhin: Der Holländer sagt für Formel-1-Verhältnisse relativ klar, wessen Position er bezieht: „Ich bin der Sohn meines Vaters. Es wäre seltsam, wenn ich auf einer anderen Seite stehen würde.“
Hintergrund: Jos Verstappen hatte bereits in Bahrain gemahnt, dass das Team „explodieren“ werde, wenn Horner an Bord bleibt. Verstappen: „Mein Vater und ich sind sehr eng, wir sprechen jeden Tag. Mein Papa ist kein Lügner. Ich sehe mich nicht in der Formel 1 ohne sie (Jos Verstappen und Manager Raymond Vermeulen; d. Red.) an meiner Seite.“
Hört man genau hin, wollte der WM-Leader denn auch einen Teamwechsel nicht ausschließen. „Ich weiß, was sie für mich getan haben in meiner Karriere“, räumte Verstappen ein: „Die Absicht ist absolut, bei diesem Team zu bleiben. So lange wir unsere Leistung bringen, gibt es keinen Grund zu gehen.“
Ein vordergründiges Treuebekenntnis, das Raum für Interpretationen lässt.
Selbst Russell schürt schon Wechsel-Spekulationen
In dem Zusammenhang wichtig zu wissen: Chefberater Helmut Marko war es, der Verstappen 2016 gegen den Willen Horners mitten in der Saison in den Red Bull beförderte.
Deshalb soll der Niederländer seinen langfristigen Red Bull-Kontrakt (bis 2028!) auch an den Juristen aus Graz gekoppelt haben: Muss Marko gehen, kann auch Verstappen Red Bull verlassen.
Für den Fall bringt sich Mercedes bereits in Stellung. Selbst deren Fahrer George Russell könnte verstehen, wenn Toto Wolff ihm den Noch-Red Bull-Star vor die Nase setzt: „Jedes Team will die bestmögliche Fahrerpaarung haben“, sagte der 26 Jahre alte Brite am Mittwoch. „Und Max ist im Moment der beste Fahrer im Fahrerfeld. Wenn ein Team die Möglichkeit hat, ihn zu holen, wird es die zu hundert Prozent nutzen.“