Wegen Tanzvideo: Iranisches Pärchen zu zehn Jahren Haft verurteilt

Im Iran wurde ein junges Paar zu einer zehnjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Ihr Vergehen: Sie hatten gemeinsam in der Öffentlichkeit getanzt.

Auch in Deutschland protestieren immer wieder Menschen, um die Demonstranten im Iran gegen das brutale Regime zu unterstützen. (Bild: REUTERS/Annegret Hilse)
Auch in Deutschland (hier in Berlin) protestieren immer wieder Menschen, um die Demonstranten im Iran gegen das brutale Regime zu unterstützen. (Bild: REUTERS/Annegret Hilse)

An den meisten Orten der Welt wäre dies ein alltäglicher Anblick von einem jungen verliebten Paar. Astiyazh Haghighi, 21, tanzte mit ihrem 22-jährigen Verlobten Amir Mohammad Ahmad zu einem iranischen Song. Das Video, das sie dazu aufnahmen, zeigt sie vor dem Azadi Turm, einem der Wahrzeichen von Teheran. Doch der virale Clip wurde ihnen nun zum Verhängnis. Bereits im November waren sie verhaftet worden, nun erging das strenge Urteil der islamistischen Regierung: Zehneinhalb Jahre Haft.

Hartes Urteil ohne Anwälte

Bereits zuvor war den beiden der Zugang zum Internet untersagt und die Ausreise aus dem Iran verboten worden. Zur Strenge der Strafe hat wohl auch beigetragen, dass Haghighi in dem Video kein Kopftuch trägt, ein strafwürdiges Vergehen im Auge der Religionswächter. Dazu ist es Frauen im Iran nicht gestattet, in der Öffentlichkeit zu tanzen. Von dem harten Urteil vor einem "Revolutionsgericht" berichtete unter anderem die US-amerikanische NGO "Human Rights Activists News Agency" (HRANA).

Die Vorwürfe: Das Paar habe zur "Korruption und öffentlicher Prostitution angestiftet" und sich zudem an einer Versammlung beteiligt "mit der Absicht, die nationale Sicherheit zu gefährden". Wie die AFP berichtete, hätten beide keinen Zugang zu einem Anwalt während des Verfahrens gestattet bekommen. Der Fall erregt nun internationale Aufmerksamkeit.

Die iranisch-amerikanische Journalistin Masih Alinejad teilte das Tanz-Video der beiden nach dem Bekanntwerden des Urteils auf ihrem Twitter-Account. "Sie verdienen diese Brutalität nicht", schrieb sie zu dem Post, der bereits mehr als 14.000 Likes bekommen hat.

Haghighi wurde nach Informationen der AFP in das berüchtigte Qarchak Gefängnis außerhalb von Teheran gebracht. Aktivist*innen verurteilen die dortigen unwürdigen Bedingungen für Häftlinge.

Das Regime reagiert mit brutaler Härte

Seit dem gewaltsamen Tod der Teenagerin Mahsa Amini durch Polizeikräfte im September 2022 hat sich vor allem die junge Generation im Iran immer wieder mit Protestaktionen und Demonstrationen gegen das religiöse Regime aufgelehnt. Dieses reagiert mit furchtbarer Härte. Bei Demonstrationen sollen hunderte Menschen umgekommen sein, NGOs sprechen von mehr als 14.000 Verhaftungen. Zuletzt wurden mindestens vier Demonstranten vom Regime zum Tode verurteilt und hingerichtet, was weltweite Proteste auslöste.