Wegen Theaterstück - Sechs Jahre Haft für russische Künstlerinnen

Die angeklagten Künstlerinnen während der Urteilsverkündung.<span class="copyright">Getty Images / AFP / Alexander Nemenov</span>
Die angeklagten Künstlerinnen während der Urteilsverkündung.Getty Images / AFP / Alexander Nemenov

In Russland wurden die Künstlerinnen Jewgenija Berkowitsch und Swetlana Petrijtschuk zu jeweils sechs Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft sieht in ihrem Theaterstück eine „Rechtfertigung des Terrorismus“.

Die Künstlerinnen Jewgenija Berkowitsch und Swetlana Petrijtschuk sind aufgrund ihres Stückes „Finist, der lichte Falke“ zu jeweils sechs Jahren Haft verurteilt worden. Das berichtet die „Tagesschau“. Die Anklage lautete auf „Rechtfertigung des Terrorismus“. Am Montagabend wurden die beiden verurteilt.

Das Theaterstück handelt von zwei Frauen, die im Internet Dschihadisten des Islamischen Staates (IS) kennenlernen und sich in diese verlieben. Sie werden vom IS rekrutiert und reisen nach Syrien. Die Geschichte basiert auf realen Ereignissen und Gerichtsprotokollen.

Frauen laut Staatsanwaltschaft „Gefahr für die Gesellschaft“

Staatsanwältin Jekaterina Denisowa sprach von einer Verschwörung und behauptete, dass die Künstlerinnen in böswilliger Absicht geplant hätten, das Stück auf möglichst vielen Bühnen aufzuführen. Sie stellte die beiden Frauen als eine Gefahr für die Gesellschaft dar. Staatlich bestellte „Experten“ gaben während des Prozesses an, das Stück beinhalte „Anzeichen radikal-feministischer Ideologie“ und verherrliche Terroristen.

Berkowitsch verteidigte das Stück als eine klare Warnung vor Radikalisierung und Terrorismus. Xenia Karpinskaja, die Anwältin der Frauen, bezeichnete das Urteil als „absolut gesetzwidrig und ungerecht“ und kündigte an, das Urteil anzufechten. Die Aussicht auf Erfolg ist jedoch gering.

Signal an russische Kulturszene

Beobachter sehen die Urteile als Signal an die russische Kulturszene. Laut „Merkur“ dient das Urteil als Abschreckung für Kulturschaffende, um kriegskritische Haltungen zu unterbinden. Berkowitsch hatte in der Vergangenheit Gedichte veröffentlicht, in denen sie das Leid in ukrainischen Städten beschrieb, die durch russische Angriffe zerstört wurden.