Weißrussland: Video-Aufruf von Staatsdiener geht viral

Nach den Präsidentschaftswahlen in Weißrussland kommt es zu heftigen Straßenschlachten zwischen zahlreichen Demonstranten und Ordnungshütern. Ein Video-Aufruf sorgt für Aufsehen - und der ein oder andere Staatsdiener wendet sich von seinen Befehlen ab.

In Weißrussland gibt es zahlreiche Festnahmen. (Bild: Getty Images)
In Weißrussland gibt es zahlreiche Festnahmen. (Bild: Getty Images)

Die derzeit im Internet kursierenden Aufnahmen aus Weißrussland sind nichts für schwache Nerven: Vermummte luden bereits vor den Präsidentschaftswahlen am vergangenen Wochenende Menschen gewaltsam in LKWs, Polizisten prügeln auf schon festgenommene Demonstranten ein, Autofahrer rasen durch gebildete Linien der Beamten.

Die Gewalt, die das Land nach den Präsidentschaftswahlen, die der amtierende Präsident Alexander Lukaschenko mit, so behaupten es zumindest die herausgegebenen Zahlen, überwältigender Mehrheit gewonnen hat, ist erdrückend. Doch darin gibt es auch einzelne Lichtblicke.

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Ein Video von Anton Bulakh macht den Demonstranten Hoffnung. Erstmals verbreitet wurde es über den Telegram-Kanal “NEXTA”, der die Lukaschenko-Rivalin Swjatlana Zichanouskaja unterstützt, verbreitet. Darin ruft Bulakh, selbst Angestellter des Katastrophenschutzes, dazu auf, die Menschen des Landes zu unterstützen.

“Ich möchte euch daran erinnern, dass wir dem Land Weißrussland und dessen Menschen und nicht einer einzigen Person die Treue geschworen haben”, sagt Bulakh in dem nur wenige Sekunden dauernden Video. Er fügt an: “In diesen schweren Zeiten müssen wir zusammenstehen, weshalb ich dazu aufrufe, aus den Schatten zu treten.”

Aus dem Schatten getreten ist der junge Mann ohne Frage. In Uniform und mit präsentiertem Namen auf der Brust dürfte sich Bulakh in eine nicht zu unterschätzende Situation begeben haben. In den Sozialen Medien bot bereits der ein oder andere User eine Unterkunft an, sollte Bulakh das Land verlassen wollen.

Aus dem Schatten treten derweil auch manch andere: So teilte etwa der Aktivist Denis Kazakiewicz auf Twitter zwei Videos von weißrussischen Polizisten, die sich den ihnen gegebenen Befehlen widersetzten und sich nicht an einer gewaltsamen Niederschlagung der Proteste beteiligen wollten.

Die Proteste und damit auch die Auseinandersetzungen mit der Polizei gehen in Weißrussland derweil ungebremst weiter. Inzwischen gab es wohl mindestens einen Todesfall.

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