Wellinger glänzt bei WM-Generalprobe
Andreas Wellinger genoss die Siegerehrung nach seinem neuerlichen Podestcoup im Skisprung-Hexenkessel von Zakopane in vollen Zügen. Doch gleich danach wanderten die Gedanken des Olympiasiegers schon zur Riesenschanze am Kulm. „Ich bin auf dem richtigen Weg. Jetzt freue ich mich auf die Skiflug-WM - denn da ist alles möglich“, sagte Wellinger mit leuchtenden Augen.
Zum Abschluss der PolSKI-Tour in der polnischen Schanzenhochburg flog Wellinger beim Sieg seines Dauerrivalen Stefan Kraft nach einer fulminanten Aufholjagd im zweiten Durchgang von Platz sechs auf zwei. Damit landete er zum bereits achten Mal in dieser Saison auf dem Podest: eine glänzende Generalprobe für den zweiten Saisonhöhepunkt ab Donnerstag in Bad Mitterndorf.
„Da will ich meine besten Flüge machen, so wie im zweiten Durchgang hier“, sagte der 28 Jahre alte Ruhpoldinger in der ARD: „Am Kulm haben wir noch einmal hundert Meter mehr Flug, da kann ich meine Stärken ausspielen.“
Die spielte Wellinger schon in Zakopane aus. Nach Sprüngen auf 135,5 und 137,0 m (327,8 Punkte) lag der Tourneezweite umgerechnet zweieinhalb Meter hinter Kraft (332,3), der seinen 37. Weltcup-Sieg feierte.
Kraft wird zum alleinigen Rekordhalter
Der Österreicher schrieb damit Geschichte, er ist mit seinem 109. Podestplatz im 283. Springen nun alleiniger Rekordhalter vor dem Finnen Janne Ahonen (108) - fast 40 Prozent seiner Starts endeten auf dem Podium, eine sagenhafte Quote. Bei der Flug-WM in der Heimat ist der Weiten-Weltrekordler (253,5 m) der Topfavorit.
Am Kulm steht am Donnerstag die Qualifikation an, es folgen am Freitag und Samstag vier Einzel-Durchgänge sowie am Sonntag die Team-Entscheidung. Letzter deutscher Weltmeister war 2020 in Planica Karl Geiger. Wellinger, zweimal „Vize“ mit dem deutschen Team, könnte ihm nun nachfolgen - muss dafür aber aber an seinem Kumpel Kraft vorbei.
Die weiteren Deutschen konnten wie schon beim zweiten Platz im Teamspringen am Samstag nicht oder nur halbwegs überzeugen. Pius Paschke (Kiefersfelden) kam als zweitbester Deutscher auf Rang 15. Philipp Raimund wurde 19., Karl Geiger (beide Oberstdorf) belegte Platz 23. Constantin Schmid (Oberaudorf/38.) und Stephan Leyhe (Willingen/41.) verpassten den zweiten Durchgang.
Wellinger für DSV-Team unverzichtbar
Wie unverzichtbar Wellinger derzeit für das deutsche Skispringen ist, hatte am bereits am Samstag der Teamwettbewerb von Zakopane gezeigt.
Weil die Nummer eins aus einer ansonsten bestenfalls soliden Mannschaft herausragte und hinter Kraft der zweitbeste Einzelspringer war, reichte es für die DSV-Adler beim Sieg Österreichs noch zu Platz drei und damit zum ersten Podestplatz im Weltcup seit Januar 2023.
„Wir haben schon Qualität, die müssen wir aber auch abrufen. Da tun wir uns im Moment schwer“, sagte Geiger: „Der Andi geht zwar gut voran, wir anderen müssen aber kämpfen.“
Jener Andi zeigte sich mit Blick auf die Flug-WM aber zuversichtlich: „Wir sind heiß auf den Teamwettkampf am Kulm“, sagte Wellinger. Den Team-Titel haben die DSV-Adler noch nie beim Fliegen geholt.