Weltklimarat: Ohne drastische Schritte wird 1,5 Grad-Ziel verfehlt

Ohne drastische Minderungen der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen noch in diesem Jahrzehnt wird das 1,5-Grad-Ziel der Erderwärmung in den 2030er Jahren überschritten.

Flutzerstörungen vom 14. und 15. Juli 2021 an der Ahr
Wird die Erderwärmung nicht aufgehalten, können Katastrophe, wie hier 2021 an der Ahr häufiger werden. (Bild: Boris Roessler/dpa)

Das macht der Weltklimarat (IPCC) in seinem Synthesebericht vom Montag so deutlich wie nie zuvor. Eigentlich wollten die Staaten einen höheren Anstieg als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau möglichst verhindern, um noch schlimmere Auswirkungen der Erderhitzung anzuwenden. So hatten sie es im Pariser Klimaabkommen versprochen.

Die Emissionen steigen derzeit statt zu sinken, nach einem kleinen Rückgang wegen der Corona-Pandemie geht es wieder steil nach oben. Doch die weltweiten CO2-Emissionen müssten bis 2030 um 48 Prozent gegenüber 2019 sinken, um die Erderwärmung bei 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) zu begrenzen. "Das Tempo und der Umfang der bisherigen Maßnahmen sowie die derzeitigen Pläne sind unzureichend, um den Klimawandel zu bekämpfen", fasst er zusammen.

Entwicklung des weltweiten CO2-Ausstoßes
Entwicklung des weltweiten CO2-Ausstoßes. (Grafik: P. Massow; Redaktion: B. Schaller)

"Die Dringlichkeit, bis 2030 etwas zu tun, ist gestiegen", sagte Mitautor Matthias Garschagen, Klimaforscher an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Der Klimawandel schreitet schneller voran und die Folgen sind stärker als zunächst gedacht, geht aus dem Bericht hervor.

"Ein extrem schweres Kooperationsproblem"

Dieser Synthesebericht wird eine der Grundlagen für kommende Klimaverhandlungen, deshalb haben Regierungen klare Interessen, was sie darin betont sehen wollen und was nicht. Es handelt sich um das Abschlussdokument des 6. Sachstandszyklus des Weltklimarats (IPCC). In dem Zyklus sind seit 2018 sechs Einzelberichte erschienen. Er soll alle Erkenntnisse zusammenfassen und pointiert präsentieren. Die nächsten IPCC-Berichte sind in fünf bis sieben Jahren zu erwarten.

Ärmere Länder brauchen viel mehr finanzielle Unterstützung, um klimaschädliche Emissionen zu vermeiden und sich für die bereits stark gestiegenen Risiken von Dürren, Hitzewellen und Überschwemmungen zu wappnen.

"Was darin steht, ist wissenschaftlich gesetzt, das wird nicht mehr in Frage gestellt", sagte Jochem Marotzke, der Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, der Deutschen Presse-Agentur. "Was daraus gemacht wird, ist eine andere Frage." Marotzke hat an mehreren Berichten des Weltklimarats mitgewirkt, ist aber an diesem Bericht nicht beteiligt.

Er ist nach eigenen Angaben pessimistisch, dass die Regierungen nun tun, was dringend nötig ist: die Emissionen schnellstens massiv senken. "Die Haltung ist oft: warum soll ich mich anstrengen, wenn andere es nicht tun?" Das sei aber fatal. "Das ist ein extrem schweres Kooperationsproblem."

Der Weltklimarat (IPCC) ist eine zwischenstaatliche Einrichtung mit Vertretern der 195 Mitgliedsländer. Er beauftragt die Wissenschaft, etwa alle sieben Jahre sämtliche Erkenntnisse zum Klimawandel zusammenzutragen. Der nächste Zyklus beginnt im Sommer.

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