Wer sind die meistgesuchten Verbrecher in Deutschland?

Deutschlands meistgesuchte Verbrecher haben oft schwere Delikte begangen - von Mord und Raub bis hin zu Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. Viele sind bereits verurteilt, aber seit Jahren auf der Flucht. Einige von ihnen stehen sogar auf Europe's Most Wanted-Liste. Eine Übersicht der aktuell vom BKA meist gesuchten Kriminellen.

Ernst-Volker Wilhelm Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette sind die letzten RAF-Gesuchten (Bilder: BKA)
Die meist gesuchten Verbrecher Deutschlands: Ernst-Volker Wilhelm Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette sind die letzten RAF-Gesuchten. (Bilder: BKA)

Die meistgesuchten Verbrecher Deutschlands stehen auf der Fahndungsliste der BKA – nach einigen von ihnen wird sogar über Interpol und Europol gesucht. Darunter: Terroristen, Cyberkriminelle und der ehemalige Wirecard-Vorstand:

Ernst-Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette

Drei flüchtige Ex-Terroristen der RAF wurden vom LKA Niedersachsen und dem BKA auf Europe's Most Wanted-Liste gesetzt: Ernst-Volker Staub (geboren am 30.10.1954), Burkhard Garweg (geboren am 01.09.1968) und Daniela Klette (geboren am 05.11.1958). Zum ersten Mal wurden damit deutsche Straftäter auf die Liste der meist gesuchten Verbrecher und Terroristen von Europol aufgenommen. Die Gesuchten sind seit über 30 Jahren auf der Flucht. Sie gehören der sogenannten dritten Generation der "Roten Armee Fraktion (RAF)" an, die sich 1998 selbst aufgelöst hat.

Den Ermittlungen des LKA Niedersachsen und der Staatsanwaltschaft Verden zufolge sollen Ernst-Volker Wilhelm Staub, Daniela Klette und Burkhard Garweg zwischen 1999 und 2016 an mehreren bewaffneten Raubüberfällen beteiligt gewesen sein, darunter auf Geldtransporter und Kassenbüros von Supermärkten. Laut BKA verübten sie zu dritt zudem den Sprengstoffanschlag auf die JVA Weiterstadt 1993. Wegen des dringenden Verdachts des versuchten Mordes sowie des schweren Raubes hat das AG Verden in diesem Zusammenhang Haftbefehle erlassen. Das BKA warnt davor, an die Gesuchten heranzutreten, da sie bewaffnet sein könnten.

Für entscheidende Hinweise hat das Geldtransportunternehmen eine Belohnung von bis zu 80.000 Euro ausgesetzt. Für sachdienliche Hinweise, die zur Aufklärung von Straftaten im Zusammenhang mit der RAF oder zur Ergreifung von bestimmten Tatverdächtigen führen, sind hohe Belohnungen ausgesetzt, die im Einzelfall bis in den Millionenbereich reichen können.

Said Bahaji

Said Bahaji soll an den Terroranschlägen vom 11. September beteiligt gewesen sein (Bild: BKA)
Said Bahaji soll an den Terroranschlägen vom 11. September beteiligt gewesen sein. (Bild: BKA)

Dem Verdächtigen Said Bahaji, der 1975 in Haselünne geboren wurde, wird dringend vorgeworfen, an den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten beteiligt gewesen zu sein. Aus diesem Grund hat der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofes einen Haftbefehl gegen ihn erlassen, der sich auf den Verdacht der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, des mehrtausendfachen Mordes und weiterer schwerwiegender Straftaten bezieht.

Europol: Drogenbanden unterwandern Europas Häfen

Bahaji wird nach wie vor gesucht und soll sich Berichten zufolge in den Stammesgebieten von Afghanistan oder Pakistan aufhalten. Die internationale Fahndung nach ihm läuft auch über Interpol.

Norman Volker Franz

Norman Franz wird weltweit wegen fünffachen Mordes gesucht (Bild: LKA NRW)
Norman Franz wird weltweit wegen fünffachen Mordes gesucht. (Bild: LKA NRW)

Zu den meist gesuchten Verbrechern Deutschlands gehört auch Norman Volker Franz. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, nachdem er des Doppelmordes schuldig gesprochen wurde. Im März 1997 gelang ihm die Flucht aus der Justizvollzugsanstalt Hagen. Kurz darauf wurde er verdächtigt, zwei Raubüberfälle begangen und drei Menschen getötet zu haben. 1998 wurde er in Portugal festgenommen und saß bis zu seiner erneuten Flucht 1999 im Zentralgefängnis von Lissabon.

Seitdem ist er auf der Flucht und wird wegen fünffachen Mordes gesucht. Seit Februar 2021 fahnden auch Interpol und Europol nach ihm. Vor seiner Festnahme lebte er mit Frau und Kind unter falschem Namen in Portugal und arbeitete in der Immobilienbranche.

Ihaab El-Rawi

Nach Ihaab El-Rawi wird international gefahndet (Bild: LKA Hamburg)
Nach Ihaab El-Rawi wird international gefahndet. (Bild: LKA Hamburg)

Der Hamburger Ihaab El-Rawi wird international wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts gesucht. Am 03.04.2020 soll es gegen 15:30 Uhr in einem Waldstück in der Fischbeker Heide (Hamburg Neugraben-Fischbek) zu einem Schusswechsel zwischen mehreren Personen aus dem Drogendealer-Milieu gekommen sein, bei dem eine Person schwer verletzt wurde. Laut den bisherigen Ermittlungen soll El-Rawi an dem Vorfall beteiligt gewesen sein.

Es wird vermutet, dass sich der Flüchtige nach der Tat nach Barcelona, Spanien, abgesetzt hat. Ob er sich noch dort aufhält, ist unklar. Es ist möglich, dass er mittlerweile in ein anderes Land geflohen ist. Für Hinweise, die zur Festnahme des gesuchten Täters führen, wurde eine Belohnung von bis zu 5.000 Euro ausgesetzt.

Jan Marsalek

Die Polizei München bittet um Mithilfe bei der Suche nach Jan Marsalek (Bild: PP München)
Die Polizei München bittet um Mithilfe bei der Suche nach Jan Marsalek. (Bild: PP München)

Jan Marsalek, ehemaliger Vorstand von Wirecard, ist einer der meist gesuchten Verbrecher Deutschlands. Der Bilanzskandal um Wirecard gilt als einer der größten in der Geschichte der deutschen Wirtschaft und Marsalek wird vorgeworfen, in diesem Zusammenhang gewerbsmäßigen Bandenbetrug, Untreue sowie Vermögens- und Wirtschaftsdelikte begangen zu haben. Der Schaden beläuft sich auf 1,9 Milliarden Euro. Marsalek soll sich im Juni 2020 ins Ausland abgesetzt haben, jedoch ist sein aktueller Aufenthaltsort unbekannt. Es wird spekuliert, dass er sich möglicherweise in Russland aufhält, während andere Quellen behaupten, dass er möglicherweise verstorben ist. Marsalek ist derzeit international zur Fahndung ausgeschrieben.

Achtung: BKA-Chef warnt vor Betrug in Messenger-Diensten

Die Behörden bitten die Öffentlichkeit um Mithilfe bei der Suche nach Marsalek. Wer Informationen über seinen Aufenthaltsort hat oder ihn seit Juni 2020 gesehen hat, wird gebeten, das Polizeipräsidium München unter +49 (0) 89/2910-0 oder jede andere Polizeidienststelle zu kontaktieren. Auch Bild- und Videomaterial, das den Gesuchten zeigt, kann helfen und sollte den Behörden gemeldet werden.

Dr. Ruja Ignatova

Seit 2014 wird Dr. Ruja Ignatova gesucht (Bild: LKA NRW)
Seit 2014 wird Dr. Ruja Ignatova gesucht. (Bild: LKA NRW)

Dr. Ruja Ignatova promovierte Juristin, steht unter Verdacht, als Hauptverantwortliche und kreative Schöpferin der vermeintlichen Kryptowährung "OneCoin" weltweit Investoren verleitet zu haben, in diese völlig wertlose "Währung" zu investieren.

Bisher wurde ein Betrugsschaden im oberen zweistelligen Millionenbereich festgestellt, aber der weltweit verursachte Schaden dürfte mehrere Milliarden US-Dollar betragen. Seit dem 25. Oktober 2017 ist sie an einem unbekannten Ort und ist seitdem weder im Zusammenhang mit "OneCoin" noch anderweitig öffentlich aufgetreten. Sie genießt globale Unterstützung und Kontakte und verfügt vermutlich über erhebliche finanzielle Ressourcen. Es wird vermutet, dass Dr. Ruja Ignatova ihr Aussehen operativ verändert haben könnte.

Paul Robert Mora

Nach Paul Robert Mora wird wegen des Verdachts der schweren Steuerhinterziehung gefahndet (Bild: BKA)
Nach Paul Robert Mora wird wegen des Verdachts der schweren Steuerhinterziehung gefahndet. (Bild: BKA)

Dem ehemaligen Abteilungsleiter einer Großbank, Paul Robert Mora, wird vorgeworfen, zwischen 2006 und 2008 mit Hilfe von weiteren Bankmitarbeitern und einem Rechtsanwalt und Steuerberater sogenannte Cum-Ex-Geschäfte geplant und durchgeführt zu haben. Dabei soll eine Kapitalertragsteuer in Höhe von mehr als 113 Millionen Euro erstattet worden sein, ohne dass dieser ein entsprechender Steuereinbehalt gegenüberstand. Mora soll den wahren Hintergrund dieser Geschäfte bankintern mittels eines Täuschungssystems verschleiert haben.

Auf Europol-Liste: Überwachungskamera filmt Festnahme von kroatischem Schwerverbrecher

Der gebürtige Neuseeländer steht bereits auf der Fahndungsliste des Landgerichts Wiesbaden, das einen Haftbefehl gegen ihn erlassen hat. Es wird vermutet, dass er sich ins Ausland abgesetzt hat, da er über Kontakte in verschiedene Länder wie Neuseeland, Großbritannien, die Schweiz, Australien und Spanien verfügt.

Igor Garshin

Igor Garshin wird im Zusammenhang mit den Cyberattacken der Gruppierung Indrik Spider gesucht (Bild: LKA NRW)
Igor Garshin wird im Zusammenhang mit den Cyberattacken der Gruppierung Indrik Spider gesucht. (Bild: LKA NRW)

Igor Garshin, auch als Garschin bekannt, wird verdächtigt, eine führende Rolle bei mehreren Cyberangriffen auf deutsche Unternehmen gespielt zu haben. Insbesondere wird ihm vorgeworfen, durch das Ausspionieren, Infiltrieren und Verschlüsseln von Daten maßgeblich an den Angriffen beteiligt gewesen zu sein. Nach den Ermittlungen können die Cyberangriffe auf die Unternehmen der Gruppierung "Indrik Spider" zugeordnet werden, die auch unter dem Namen "Doppel Spider" bekannt ist.

Igor Olegovich Turashev

Auch Igor Olegovich Turashev soll der Gruppierung
Auch Igor Olegovich Turashev soll der Gruppierung "Indrik Spider" angehören. (Bild: LKA NRW)

Igor Olegovich Turashev wird ebenfalls verdächtigt, bei der Umsetzung von mehreren Cyberangriffen der Gruppierung "Indrik Spider" auf deutsche Unternehmen eine maßgebliche Rolle gespielt zu haben. Insbesondere soll er als Administrator der IT-Infrastruktur tätig gewesen sein, die bei den Angriffen genutzt wurde. Zusätzlich besteht der Verdacht, dass er für das Verschleiern der Malware verantwortlich war. Hierfür soll er Counter-AV-Checks genutzt und die Malware an die Systeme der betroffenen Unternehmen angepasst haben, um eine erfolgreiche Initialinfektion zu erreichen.

Irina Zemlianikina

Auch Irina Zemlianikina soll an den Cyberattacken von
Auch Irina Zemlianikina soll an den Cyberattacken von "Indrik Spider" beteiligt gewesen sein. (Bild: LKA NRW)

Zu den meist gesuchten Verbrechern in Deutschland gehört auch Irina Zemlianikina. Sie steht ebenfalls im Verdacht, eine zentrale Rolle bei der Durchführung mehrerer Cyberattacken der Gruppierung "Indrik Spider" auf deutsche Unternehmen gespielt zu haben. Es wird vermutet, dass sie als Administratorin der IT-Infrastruktur für Chat- und Leaking-Seiten fungierte und E-Mails mit bösartigen Anhängen an die betroffenen Unternehmen schickte, um die Verschlüsselungssoftware herunterzuladen und zu installieren.