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Wild Things: Warum dieser heiße Film von 1998 ein unterschätzter Film-Noir-Klassiker ist

Auch abgesehen von den aufsehenerregenden Szenen hat Wild Things einen verdienten Platz im Kanon des Film Noir.

Kevin Bacon, Denise Richards, Neve Campbell und Matt Dillon in „Wild Things“ von 1998. (Columbia Pictures/Getty Images)
Kevin Bacon, Denise Richards, Neve Campbell und Matt Dillon in „Wild Things“ von 1998. (Columbia Pictures/Getty Images)

Insgesamt gibt es vier Filme der Wild Things-Reihe – die diese Woche ihr 25. Jubiläum feiert – allerdings sei dir verziehen, wenn du nur die ersten zwei kennst.

Das ist das Problem, wenn der ursprüngliche Thriller in seinen Kernzielen erfolgreich ist –und dann noch heiße Sexszenen hineinmischt. Die Fortsetzungen als Straight-to-DVD/Kabel/wie auch immer das jetzt heißt, waren vorprogrammiert.

Postmoderner Film Noir mit Sexyness

Die Sache ist, dass Wild Things gut ist. Sehr gut sogar. Als ich ihn mir für diesen Artikel erneut ansah, hat mich das nur in meiner Überzeugung bestärkt, dass er für das, was er sein soll – ein postmoderner Film Noir mit der Sexyness, die man 1998 im Vergleich zu 1948 zeigen kann – nahezu perfekt ist.

Film Noir ist zu einem akademischen Begriff geworden: ein Begriff, über den nur Filmkritiker und „Leute mit einem Abschluss in Filmwissenschaft“ mit Begeisterung sprechen. Das liegt vor allem daran, dass er altmodisch ist, schließlich sind die meisten der bekannten Film Noirs genau das, also Schwarz-Weiß.

Und wenn man das auf das moderne Filmemachen überträgt, kann es sehr gesittet wirken. Gelegentlich wird es gut gemacht – Brick von Rian Johnson, John Dahls Die letzte Verführung – aber meistens sind es Parodien in Hochglanz-TV-Serien.

Neve Campbell und Denis Richards in „Wild Things“. (Sony Pictures)
Neve Campbell und Denis Richards in „Wild Things“. (Sony Pictures)

Wild Things funktioniert von Anfang an, und zwar von dem Moment an, als Regisseur John McNaughton die brillante Idee hatte, George S. Clinton (nicht den von Funkadelic) zu engagieren, um eine schlaue, jazzige, schweißtreibende Filmmusik zu produzieren, die in die reiche Welt von Blue Bay, Florida, einführt.

Brilliante Besetzung mit Matt Dillon und Denise Richards

Dort lebt Matt Dillons Sam Lombardo (ein großartiger Noir-Name und übrigens der Star eines anderen modernen Erfolgs in diesem Genre, Der Kuß vor dem Tode). Er ist Vertrauenslehrer an einer Highschool und sein Leben gerät aus den Fugen, als er von der High-Society-Schülerin Kelly Van Ryan (Denise Richards) sowie von Suzie Toller (Neve Campbell), einem Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen, der Vergewaltigung beschuldigt wird.

Die beiden Erstgenannten sind brillant besetzt – Dillon als Sam, ein trotteliger Charmeur, und die noch nicht berühmte Richards als amoralisches Sexkätzchen mit einer Vorliebe für durchsichtige Badeanzüge. Als Kelly in einem schicken Geländewagen sitzt, nachdem sie an einem Mord beteiligt war, jammert sie: „Mom würde mich umbringen, wenn sie wüsste, dass ich den Rover genommen habe.“

Theresa Russell und Denise Richards in „Wild Things“. (Sony Pictures)
Theresa Russell und Denise Richards in „Wild Things“. (Sony Pictures)

Nur Campbell ist eine Schwachstelle, eine Schande, denn sie ist eine gute Schauspielerin, wenn sie das richtige Material hat. Aber hier hat sie nicht das Flair, um ein facettenreiches, unberechenbares Mädchen zu spielen, das ein Sündenbock oder ein Superhirn sein könnte.

Kevin Bacon als Polizist

Die Besetzung wird vervollständigt durch Kevin Bacon als Polizist mit zu viel Haut im Spiel (im wahrsten Sinne des Wortes) und Bill Murray als Anwalt, der, wie so oft, manchmal den Eindruck erweckt, in einem völlig anderen Film zu spielen. In diesem Fall funktioniert es.

Hier zu viel zu verraten, hieße, die Handlung zu spoilern, denn fast jede Szene ist ein Spoiler, und es wäre schade, dies zu tun, wenn du noch nicht in den Genuss gekommen bist, den Film zu sehen.

Wie bei vielen Kino-„Klassikern“ wurden die Filme, die überdauert haben, einer eingehenden Analyse unterzogen, so dass es schwierig ist, sie ohne die Anmerkungen von Film-Redakteuren im Kopf anzusehen. Doch viele der besten Film Noirs waren im Grunde genommen eine Kleinigkeit: leicht und clever, vielschichtig und wendungsreich, mit Figuren, die man liebt, um sie zu hassen oder hasst, um sie zu lieben, und mit jeder Menge Überraschungen.

Daphne Rubin-Vega und Kevin Bacon in „Wild Things“. (Sony Pictures)
Daphne Rubin-Vega und Kevin Bacon in „Wild Things“. (Sony Pictures)

Wie bei vielen Kino-„Klassikern“ wurden die Filme, die überdauert haben, einer eingehenden Analyse unterzogen, sodass es schwierig ist, sie ohne die Anmerkungen von Film-Redakteuren im Kopf anzusehen. Doch viele der besten Film Noirs waren im Grunde genommen eine Kleinigkeit: leicht und clever, vielschichtig und wendungsreich, mit Figuren, die man liebt, um sie zu hassen oder hasst, um sie zu lieben, und mit jeder Menge Überraschungen.

Berühmte Sex-Szenen

Und genau das ist es, was Wild Things bietet, bis hin zur finalen Szene in der Mitte des Abspanns. Die Person in dieser Szene trägt sogar ein Kopftuch, wie man es von Marlene Dietrich erwarten würde, wenn auch an einem ganz anderen Ort.

Diejenigen, die Wild Things in der Originalfassung gesehen haben, werden sich an die Nacktaufnahmen und den Sex erinnern. Andere werden die ungeschnittenen Szenen gesehen haben, die man (scheinbar) im Internet finden kann. Und du wirst vielleicht enttäuscht sein, wenn du von McNaughton rückblickend hörst, dass es ursprünglich eine schwule männliche Nebenhandlung gab, zusätzlich zu den eher Pornhub-freundlichen Sequenzen, die du jetzt im Film findest.

Matt Dillon und Neve Campbell in „Wild Things“. (Sony Pictures)
Matt Dillon und Neve Campbell in „Wild Things“. (Sony Pictures)

Aber obwohl der Film definitiv mit dem männlichen Blick gedreht wurde, hat McNaughton darauf bestanden, dass es in anderer Hinsicht ein politischer Film ist (und wenn man sein Interview liest, kann man das verstehen). Außerdem wird deutlich, wie gut McNaughton als Regisseur sein kann, wenn er die Chance dazu bekommt. Jeder, der Henry - Portrait of a Serial Killer gesehen hat, einen weiteren seiner Filme, an den sich das moderne Publikum nicht mehr zu erinnern scheint, kann das bestätigen.

Albern, lustig, sexy und unvorhersehbar

Wild Things ist einfach, albern, lustig, sexy und unvorhersehbar. Er ist genau das, was er sein will, aber einfach sehr gut gemacht. Deshalb lohnt es sich, ihn anzusehen. Und deshalb hat er es verdient, als moderner Film-Noir-Klassiker zu gelten.

Im Video: Der Trailer zu "Wild Things"

Wäre der grelle Florida-Glanz nicht ein so wesentlicher Bestandteil des Films, würde ich vorschlagen, auch eine Schwarz-Weiß-Fassung herauszubringen.

(Ben Falk)