"Ich will zum ESC!": Finden Rea Garvey und Conchita Wurst den Hoffnungsträger?

Die jüngere deutsche ESC-Geschichte liest sich wie ein einziges Missverständnis. Dennoch will ein neues ARD-Docutainment-Format Zuversicht vor Malmö 2024 versprühen: Die ehemalige ESC-Siegerin Conchita Wurst und Rea Garvey coachen Talente auf dem Weg zu ihrem großen Traum.

Coachen sie deutsche Talente bis nach Malmö? Rae Garvey (links) und Conchita Wurst unterstützen Talente bei ihrem großen Traum von der ESC-Bühne. (Bild: NDR / André Kowalski)
Coachen sie deutsche Talente bis nach Malmö? Rea Garvey (links) und Conchita Wurst unterstützen Talente bei ihrem großen Traum von der ESC-Bühne. (Bild: NDR / André Kowalski)

Seinen Abschied vom größten Musikwettbewerb der Welt hatte sich Peter Urban sicher anders vorgestellt. Doch auch 2023 in Liverpool musste sich die Kommentatoren-Legende beim Eurovision Song Contest wieder bemühen, den Misserfolg des deutschen Acts irgendwie zu erklären. Die Hamburger Dark-Rockband Lord of the Lost machte im Vorfeld einen sympathischen Eindruck und genoss das Event sichtlich, ihr Song "Blood & Glitter" ging gut ins Ohr, aber er traf offenbar weder den Nerv der Jury, noch den des europäischen Publikums. Unter dem Strich stand der letzte Platz und nach Jahren der deutschen ESC-Tristesse einmal mehr die Frage, woran es denn gehapert hat - und wie man es kommendes Jahr besser macht?

Docutainment-Format "Ich will zum ESC!" sucht den neuen deutschen Act

Um die Suche nach dem Act, der Deutschland beim ESC 2024 im schwedischen Malmö repräsentieren soll, zu erweitern, setzt die ARD auf ein neues sechsteiliges Docutainment-Format: In "Ich will zum ESC!" (Doppelfolge am Samstag, 27. Januar, 23.50 Uhr, ARD, und bereits ab Donnerstag, 25. Januar in der ARD-Mediathek) begleiten Rea Garvey und Conchita Wurst, die 2014 selbst Österreich auf den ersten Platz sang, als Coaches Künstlerinnen und Künstler auf ihrem Weg zum Vorentscheid "Eurovision Song Contest - Das deutsche Finale 2024".

Von der ESC-Redaktion und den Coaches wurden 15 hoffnungsvolle Talente aus allen Bewerbungen ausgewählt. Bereits in der Auftaktfolge steht einiges auf dem Spiel. Die Musikerinnen und Musiker müssen die Coaches von ihrem Können überzeugen, damit sie einen Platz in ihren jeweiligen Teams erhalten. Dabei singen zunächst die Talente Christos, Bibiane, Apollson, Anne, Paul, Jamina und Esther vor - und um ihre Chance, dem großen Traum von der ESC-Bühne einen Schritt näherzukommen. Schließlich schaffen es nur die Besten jeweils eine Runde weiter.

Coaching-Erfahrung bringt Rae Garvey - bei
Coaching-Erfahrung bringt Rae Garvey - bei "The Voice of Germany" ist er bereits ein alter Hase - reichlich mit. (Bild: NDR / André Kowalski)

Conchita Wurst: ESC-Auftritt "lebensverändernde Erfahrung"

"Den Teilnehmenden bietet sich bei uns eine einmalige Chance", erklärt Conchita Wurst. Die ESC-Siegerin weiß, wovon sie spricht: "Wer einmal das ganz besondere Flair der ESC-Bühne erleben durfte, trägt diese lebensverändernde Erfahrung für immer im Herzen!" Die Kunstfigur Wurst, verkörpert vom Travestiekünstler Thomas Neuwirth, soll ihre Erfahrung einfließen lassen, um den oder die Auserwählte auf das mögliche Abenteuer Malmö bestmöglich vorzubereiten.

Mit dem Coaching ist hingegen Rea Garvey bestens vertraut, wenngleich er diesmal ohne den ikonischen roten Drehstuhl aus "The Voice of Germany" auskommen muss. Trotzdem sei es dieses Mal "eine besonders aufregende Herausforderung. Ich bin sehr gespannt, ob die Gewinnerin oder der Gewinner aus meinem Team kommen wird", so der Musiker. Bei "The Voice" holte er immerhin einmal den Sieg: Sein Schützling Nick Howard gewann 2013 die zweite Staffel des Formats.

2014 holte Conchita Wurst für Österreich den Sieg beim Eurovision Song Contest. Nun wirft sie für Deutschland ein Auge auf mögliche ESC-Talente. (Bild: NDR / André Kowalski)
2014 holte Conchita Wurst für Österreich den Sieg beim Eurovision Song Contest. Nun wirft sie für Deutschland ein Auge auf mögliche ESC-Talente. (Bild: NDR / André Kowalski)

Seit 2015 wurde Deutschland viermal Letzer, dreimal Vorletzter

Abgesehen von der leuchtenden Ausnahme, die Lenas Triumph in Oslo 2010 darstellt, ist der ESC für Deutschland seit der Jahrtausendwende vorwiegend mit Enttäuschungen assoziiert. Seit 2015 landeten die musikalischen Botschafterinnen und Botschafter viermal auf dem letzten Platz: Lord of the Lost ("Blood & Glitter", 2023), Malik Harris ("Rockstars", 2022), Jamie-Lee ("Ghost", 2016) und Ann Sophie ("Black Smoke, 2015). Jendrik ("I Don't Feel Hate", 2021), S!sters ("Sister", 2019) und Levina ("Perfect Live", 2017) mussten sich zudem mit dem vorletzten Platz begnügen.

Ob es diesmal besser läuft? Seine Anziehungskraft für junge Sängerinnen und Sänger hat der Musikwettbewerb offenbar nicht verloren. Insgesamt fünf Episoden "Ich will zum ESC!" werden im Ersten zu sehen sein. Bereits ab Donnerstag, 25. Januar, stehen die ersten drei Folgen in der ARD-Mediathek zur Verfügung. Die vierte Folge kann am 30. Januar gestreamt werden. In Episode fünf (1. Februar) arbeiten die Talente unter der Regie der beiden Coaches, welche die entsprechenden Komponistinnen und Komponisten des Lieds frei wählen können, an ihren Songs für den ESC.

Doch der Weg nach Schweden ist lang. Insgesamt vier Acts - jeweils zwei pro Coach - dürfen ihre Songs dann bei einer Live-Show am Donnerstag, 8. Februar, ab 22 Uhr, im NDR und in der ARD-Mediathek präsentieren. Am Ende entscheidet ausschließlich das Publikum per Telefonvoting, welcher Act es in "Das deutsche Finale 2024" (Freitag, 16. Februar, 22.05 Uhr, im Ersten) in Berlin schafft.

Nach dem Castingprozess muss sich der "Ich will zum ESC!"-Sieger also noch gegen die Künstlerinnen und Künstler durchsetzen, welche die ESC-Redaktion aus 693 Bewerbungen für den hiesigen Vorentscheid ausgewählt hat. Wer sich im deutschen Finale schließlich durchsetzt, vertritt das Land beim 68. Eurovision Song Contest, der nach Loreens Sieg ("Tattoo") im vergangenen Jahr bereits zum dritten Mal in Malmö und zum siebten Mal in Schweden stattfindet: Am 11. Mai steigt dann das ESC-Finale. Für die "Ich will zum ESC!"-Talente ist es also ein weiter Weg, doch der Traum lebt.

Im Video: Deutscher ESC-Vorentscheid 2024 - Diese Stars sind dabei