"Das will niemand hören, das ist unpopulär": Christoph Kramer spricht über seinen Experten-Job

Was macht einen guten TV-Experten aus? Fußballer Christoph Kramer gab jetzt in einem Interview darüber Auskunft. (Bild: ZDF/Thomas Victor/Felix Schmitt/Dirk Staudt)
Was macht einen guten TV-Experten aus? Fußballer Christoph Kramer gab jetzt in einem Interview darüber Auskunft. (Bild: ZDF/Thomas Victor/Felix Schmitt/Dirk Staudt)

Er ist einer der TV-Stars der EM 2024: Fußball-Weltmeister Christoph Kramer ist in seiner Rolle als ZDF-Experte bei Zuschauern wie auch Kritikern beliebt. In einem "Spiegel"-Interview sprach der Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach nun über die Freuden und Tücken seines Nebenjobs.

Welche Kompetenzen braucht es, um ein guter Fußballexperte zu sein? Obwohl er derzeit zu den populärsten Erklärern gehört, hat auch Christoph Kramer, der derzeit für das ZDF als TV-Experte bei der Fußball-EM 2024 tätig ist, keine letztgültige Antwort darauf. Für ihn selbst sei es aber wichtig, ohne falsche Scheu zu sprechen, er wisse, dass er auch gern "in übertriebener Sprache" rede, sagte Kramer jetzt in einem Interview mit dem "Spiegel": "Aber ich mache das auch, weil ich möchte, dass der Punkt klar wird. Ich möchte, dass eine Meinung deutlich rüberkommt."

Bei der EM sei außerdem, da ein Großteil der Zuschauer "nie so intensiv Fußball gucken", gar keine allzu große Fußballexpertise gefragt. Es gehe eher darum, "ein paar Kernthemen rund um den Fußball unters Volk zu bringen. Und der Rest ist, wenn man ehrlich ist, eher Unterhaltungsfernsehen als reines Expertentum", so Kramer. Manche Dinge seien ohnehin nicht einfach zu erklären, gestand der 33-Jährige: Was den Fußball so kompliziert mache, "sind die vielen Faktoren, die auf ihn einwirken. Der Faktor Glück, das Momentum, der Zufall, das sind Dinge, die einen Rieseneinfluss haben. Das will niemand hören, das ist unpopulär, weil man immer glaubt, derjenige mit dem besseren Matchplan würde gewinnen."

Per Mertesacker (links) und Christoph Kramer (rechts): Die beiden Fußball-Weltmeister und ZDF-Moderator Jochen Breyer sind mittlerweile Freunde geworden. (Bild: ZDF)
Per Mertesacker (links) und Christoph Kramer (rechts): Die beiden Fußball-Weltmeister und ZDF-Moderator Jochen Breyer sind mittlerweile Freunde geworden. (Bild: ZDF)

Dass es gerade bei Fußball-Übertragungen Millionen von vermeintlichen Experten gibt, empfindet Kramer nicht als belastend: "Ich habe mit meinem Vater ein sehr präsentes Beispiel, der auf der Couch sitzt und der vollsten Überzeugung ist, dass er es besser weiß", sagt Kramer. "Das ist doch das Schöne am Fußball, dass jeder denkt, er würde es besser wissen."

Eine entscheidende Rolle für seinen Nebenjob als TV-Experte spielen für Kramer auch seine beiden Mitstreiter, Weltmeister Per Mertesacker und ZDF-Moderator Jochen Breyer, beide seien mittlerweile Freunde von ihm, bei denen ihm Kritik leicht falle, so Kramer, weil "ich dann kein Problem habe, Per auch mal aufzuziehen oder mit einem Spruch zu bedenken und ich mich nicht fragen muss: Wie reagiert der jetzt? Weil er ja schon manchmal unterkühlt wirkt. Aber dadurch, dass wir Freunde sind und auch privat sehr viel miteinander unternehmen, fällt mir das leicht."

Ob er seine Zukunft auch weiterhin im Fernsehen als Experte sieht, ließ Kramer offen: "Das war jetzt mein viertes Turnier, und ich habe immer noch Lust", stellt er im "Spiegel"-Interview fest. Als Lebensaufgabe sieht er den Job allerdings nicht: "Ich brauche im Leben immer etwas, das mich challengt. Und bis 2088 jetzt jedes Turnier als Experte zu begleiten, gehört nicht unbedingt dazu."