"Wow, meine Wohnung": So will Österreich Obdachlose von der Straße holen
Österreich will mehr Obdachlose von der Straße holen und stellt hunderte günstige Mietwohnungen zur Verfügung. Einer der Kandidaten ist Andreas - als Jugendlicher rutschte der Wiener direkt vom Elternhaus in die Obdachlosigkeit.
"Plötzlich Abschaum"
Andreas berichtet im Gespräch mit Euronews, wie es anfing: "Mein Vater hat mich dann am nächsten Tag einfach nur in der Früh aufgeweckt und gesagt: wir werden delogiert. Dementsprechend bin ich mit 18 dann auch da gestanden und habe nicht gewusst, wohin... Die ganze Welt bricht zusammen, die ganzen Freunde wenden sich von einem ab, weil man plötzlich Abschaum ist."
Sechs Jahre drehte sich sein Leben um Notschlafstellen und Drogenmissbrauch. Durch die Intitiative 'Housing First' fand Andreas endlich eine Wohnung und daraufhin auch einen Job.
"Nicht groß, aber meine Wohnung"
Andreas erklärt, was der eigene Wohnraum ihm bedeutet: "Wo ich dann offiziell mit dem Schlüssel das erste Mal in die Wohnung reingegangen bin - es ist alles leer gewesen - aber ich bin drin gestanden und habe gedacht: Wow! Nicht groß, 24 Quadratmeter, Ein-Zimmer-Wohnung, aber... meine Wohnung!"
Österreich folgt dem Beispiel Finnlands
Euronews-Reporter Johannes Pleschberger fasst zusammen: "Im vergangenen Jahrzehnt ist die Zahl der Obdachlosen in Europa massiv gestiegen. Nur wenige Länder schaffen es Menschen dauerhaft von der Straße zu holen, wie etwa Finnland, das bereits seit 15 Jahren erfolgreich auf Housing First setzt, auch Österreich beschreiten nun den finnischen Weg.“
Wie wichtig es ist, eine Wohnung zu haben, erklärt Tanja Wehsely von der NGO Volkshilfe Wien. "Das ist der Stellenwert von einer Wohnung. Für Menschen wie Andreas aber für mich, für alle. Ohne Wohnung, ohne Bleibe, ohne Zuhause mit Rückzug aber allem was einfach normal ist in unserer Gesellschaft wie Wasser.. ich glaube man kann's sich nicht ganz vorstellen...was heißt Obdachlosigkeit wirklich."
Bis September will Österreichs Regierung mehr als tausend Obdachlose in Wohnungen unterbringen. Die Mietkosten decken diese Personen meist mit Sozialgeldern vom Staat wobei viele - genauso wie Andreas - durch die Wohnung auch leichter einen Job finden.