Yahoo Jahresrückblick 2023: Die außergewöhnlichsten Tiefsee-Entdeckungen

Das Jahr 2023 ist bald vorbei und es ist Zeit, einen Blick auf die vergangenen zwölf Monate zu werfen. 2023 war dominiert von Kriegen und Krisen. Doch auch fernab davon gab es viele Geschichten, Schlagzeilen, technologische Innovationen und einiges mehr. Es wird sicher als ein Jahr in Erinnerung bleiben, das die Welt nachhaltig geprägt hat.

Die Tiefsee ist für die Wissenschaft noch ein weitestgehend unbekannter Bereich. Forschende sind unablässig damit beschäftigt, in den Weltmeeren verborgene Geheimnisse zu entschlüsseln und machten auch in 2023 wieder spektakuläre Entdeckungen.

Die Erforschung der Meere bringt immer wieder faszinierende Erkenntnisse. (Bild: Getty Images)
Die Erforschung der Meere bringt immer wieder faszinierende Erkenntnisse. (Bild: Getty Images)

Die Tiefsee ist ein gigantisch großer, noch unerforschter Bereich auf unserem Planeten. Ihre Fläche umfasst mehr als 300 Millionen Quadratkilometer und ist somit größer, als alle Kontinente zusammen. Gerade einmal fünf Prozent des Meeresbodens sind bisher erforscht und kartiert. Die Unterwasserwelt gibt viele Rätsel auf und Forschende machen immer wieder spannende Entdeckungen – so auch im zurückliegenden Jahr.

Neues Ökosystem im Pazifik entdeckt

Eine Expedition enthüllt ein bisher unerforschtes Ökosystem im Pazifik, meldete die Nachrichtenagentur dpa Mitte August. Ein Forschungsteam hatte herausgefunden, dass es im Gestein nahe heißer Tiefseequellen an einem Unterwasservulkan am Pazifischen Feuerring nur so vor Leben wimmelt.

Eine große Ansammlung von Röhrenwürmern in den Fava Flow Suburbs, einer Stelle am Ostpazifischen Rücken in 2.500 Metern Tiefe. In diesem Gebiet wurden Experimente durchgeführt, bei denen die Theorie der Ausbreitung von Arten durch Risse in der Erdkruste getestet wurde. (Bild: C: Schmidt Ocean Institute mit freundlicher Genehmigung der Universität Wien)

Das Team um Monika Bright von der Universität Wien hatte den Unterwasserroboter "SuBastian" in 2500 Meter Tiefe geschickt, um dort an den Schloten des Vulkans Experimente durchzuführen. Unter anderem wurden Teile der Vulkankruste umgedreht. Darunter hatten die Wissenschaftler im 25 Grad warmen Wasser Röhrenwürmer, Schnecken und weiteren Lebensformen entdeckt.

"Mit dieser Entdeckung hat sich unser Verständnis des tierischen Lebens in den Hydrothermalquellen der Tiefsee erheblich erweitert", erklärte Bright. "Es gibt zwei dynamische Lebensräume in den Quellen. Tiere oberhalb und unterhalb der Erdoberfläche gedeihen gemeinsam, abhängig von der Thermalflüssigkeit von unten und dem Sauerstoff im Meerwasser von oben."

Faszinierende Entdeckung: Geschmack der Haie

Ein Forscherteam der Universität zu Köln und des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie in Freising untersuchte die Geschmacksrezeptoren von Knorpelfischen und machte dabei eine beeindruckende Entdeckung: Der Bitterstoffrezeptor (T2Rs) von neun Hai-Arten, einem Sägefisch sowie zwei Rochenarten ist mit dem von Menschen identisch.

Diese Rezeptoren sollen bei Mensch und Tier dafür sorgen, bittere und potentiell giftige Nahrung zu erkennen.

Die Entdeckung ist deshalb so spektakulär, da es sich um die Urform dieser Bittergeschmacksrezeptoren handelt, die nicht durch Genverdoppelung und nachfolgende unterschiedliche Spezialisierung der resultierenden Rezeptoren verändert wurde. Das heißt, obwohl Mensch und Knorpelfisch vor 500 Millionen Jahren evolutionär getrennte Wege gingen, blieben diese Gene unverändert.

Professorin Dr. Sigrun Korsching am Institut für Genetik der Universität zu Köln erklärte, dass sich durch diese Ergebnisse ganz neue Möglichkeiten für die Forschung ergeben: "Wir können fast 500 Millionen Jahre auf den molekularen und funktionalen Ursprung einer ganzen Familie von Rezeptoren für Bitterstoffe zurückblicken. Denn so alt ist der letzte gemeinsame Vorfahre von Knorpel- und Knochenfischen."

Forscher finden mysteriöses, goldenes Objekt am Meeresboden

Bei einem Tauchgang im Golf von Alaska fand die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) etwas Seltsames, das Anlass zu lebhaften Spekulationen gab: In 3.300 Meter Tiefe tauchte plötzlich ein goldenes Objekt vor der Bordkamera auf, das an einem Felsen klebte.

Die Wissenschaftler waren ratlos, was die Identifizierung angeht, heißt es in einem Bericht der NOAA. Die ersten Vermutungen, die auch in einem Livestream zu hören waren, reichten von einem toten Schwammansatz über eine Koralle bis hin zu einer Eihülle. Seither werde das Objekt als "goldene Kugel" oder "goldenes Ei" bezeichnet.

Auf dem X-Account (ehemals Twitter) von NOAA überschlugen sich die Spekulationen, ob es sich womöglich um ein Ei von Außerirdischen handeln könne.

Das Objekt wurde geborgen und für weitere Untersuchungen in ein Labor gebracht.

20-armige Kreaturen entdeckt

Im August des vergangenen Jahres wurde bekannt, dass Meeresforschende neue Kreaturen entdeckt haben, die in großen Tiefen vorkommen und eine "außerirdische Erscheinung" besitzen.

Das Aussehen der Unterwasserbewohner beschreiben die Wissenschaftler als erdbeerförmig und 20-armig. Die neu aufgespürten Lebewesen gehören laut den Forschern zu der Gattung der sogenannten Feder- oder Haarsterne. Seine Entdeckungen veröffentlichte das Team im Journal Invertebrate Systematics.

Eins der neu entdeckten Tiere haben die Forschenden Promachocrinus fragarius benannt. Bilder des rot-lilafarbigen Tiefsee-Bewohners, der 20 gefiederte und weich erscheinende Arme besitzt, lösten bei vielen Menschen verblüffte Reaktionen aus. Im Internet reichten die Kommentare von "cool" bis zu "ein bisschen horrormäßig". Andere waren sich sicher, dass dieses Wesen definitiv außerirdischen Ursprungs sein muss.

Meeresriesen im Mittelmeer gesichtet

Nach Blauwalen sind Finnwale die zweitgrößten Tiere der Welt. Die Meeresbewohner können bis zu 27 Meter lang und 70 Tonnen schwer werden.

Im Frühjahr 2023 gelang Stefan Torres an der kroatischen Adria beeindruckende Aufnahmen.

Der Mann war mit Freunden zum Angeln rausgefahren und filmte dabei seine Umgebung mit einer Drohne, als er von den Walen überrascht wurde, wie er gegenüber dem Magazin "morski.hr" erzählte: "Während wir das kristallklare Meer und die zerklüftete Küste filmten, wurden wir Zeuge einer beeindruckenden Szene von Walen in ihrem natürlichen Lebensraum. Wir waren hypnotisiert."

Die Aufnahmen der Drohne lud Torres auf Youtube hoch:

Darin ist zu sehen, dass zunächst eine Gruppe aus drei bis vier Walen auftauchte. Kurz darauf stieß eine zweite Herde dazu, so dass sich zehn bis zwölf Tiere vor der Kamera im Wasser tummelten. Die Männer konnten ihr Glück kaum fassen. Zwar kommen Finnwale in allen Weltmeeren vor, doch für gewöhnlich nicht in Küstennähe, was das Schauspiel noch beeindruckender macht.

Blaue Drachen nach 300 Jahren wieder da

Wissenschaftler sind begeistert: In 2023 wurden erstmals nach 300 Jahren wieder sogenannte Blaue Drachen in größerer Zahl im Süden der Costa Blanca entdeckt, wie unter anderem das Fachmagazin Mediterranean Marine Science berichtete.

Die drei bis vier Zentimeter kleinen Meeresbewohner mit dem lateinischen Namen Glaucus atlanticus zählen zu der Familie der Fadenschnecken. Erstmals dokumentiert wurden die sie von einem britischen Wissenschaftler im Jahr 1705 auf Ibiza. Dann verschwanden die Blauen Drachen.

Faszinierend ist nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihr Fressverhalten. Glaucus atlanticus ernähren sich hauptsächlich von giftigen Segel- und Staatsquallen. Dadurch werden die Tiere selbst giftig und sind dadurch vor Fressfeinden geschützt. Je nach eingelagertem Gift, können die Blauen Drachen sogar giftiger werden als ihre Beutetiere.

Bislang ist es ein Rätsel, warum das Gift ihrer Beutetiere den Mini-Drachen nichts anhaben kann. Aufgrund der nun aufgetauchten Menge an Tieren erhoffen sich Forschende neue Erkenntnisse.

Übrigens: Menschen sollten den Hautkontakt mit den Tieren vermeiden, da es zu starken Hautreizungen und allergischen Reaktionen kommen kann.