ZDF-Korrespondentin schockt mit Kriegsprognose: Ukraine "kann den Konflikt nicht mehr lange durchstehen"

Aus Kiew zugeschaltet berichtete ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf bei
Aus Kiew zugeschaltet berichtete ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf bei "Markus Lanz" über die "dramatisce Lage" in der Ukraine. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Seit nunmehr zwei Jahren sorgt der russische Angriffskrieg in der Ukraine für Angst und Schrecken in Europa. Bei "Markus Lanz" erklärte ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf nun ehrlich, warum das ukrainische Volk langsam den Glauben an einen Sieg verliere.

Seit dem militärischen Überfall Russlands auf die Ukraine haben unzählige Soldaten und Zivilisten ihr Leben verloren. Aktuell musste die Ukraine einen schweren Rückschlag erleiden, nachdem Russland die Stadt Awdijiwka für sich gewinnen konnte. Bei "Markus Lanz" sagte die aus Kiew zugeschaltete ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf, dass die Stadt vor allem "strategisch eine Bedeutung" für die Ukraine gehabt habe und "ein wichtiger Brückenkopf" im Osten gewesen sei. Der Verlust von Awdijiwka wiege demnach nicht nur militärisch schwer, sondern habe auch eine "moralische Konsequenz". Laut Eigendorf entstehe im Land mittlerweile der Eindruck, man schaffe es nicht einmal mehr, das Land zu verteidigen: "Es fehlt an Soldaten, es fehlt (...) in vielen Bereichen der Armee auch an Munition, es fehlt an Geräten. Und die Ukraine ist wirklich in einem ganz, ganz schlimmen Dilemma", so die Korrespondentin ehrlich.

Sie ergänzte sorgenvoll, dass der Krieg "im Moment eine Phase erreicht" habe, in der die Ukrainer "mit dem Rücken zur Wand" stehen. Die Lage sei "sehr dramatisch", erklärte Eigendorf. Hinzu komme, dass das ukrainische Volk langsam anfange, zu resignieren und "zermürbt von diesem permanenten Luftalarm" sei. Gleichzeitig seien "keine wirklich durchschlagenden Erfolge" der ukrainischen Armee spürbar. Dies habe laut Eigendorf zur Folge, dass die Beliebtheit von Selenskyj immer weiter sinke und es mittlerweile einen "offenen Machtkampf" zwischen der Opposition, der Militärführung und dem ukrainischen Präsidenten gebe. Wie Eigendorf im Gespräch mit Lanz deutlich machte, fange das Bild eines "geeinten Landes" mittlerweile "ganz stark" an, zu bröckeln. Eine Aussage, die Militärexpertin Florence Gaub jedoch nicht ganz unterschreiben konnte. Sie stellte zunächst klar: "Mit Pessimismus gewinnt man keinen Krieg." Zwar müsse man die Fakten vor Ort "als negativ" anerkennen, dennoch sei ein Krieg immer "furchtbar".

Militärexpertin Florence Gaub erklärte, dass es Putins Ziel sei,
Militärexpertin Florence Gaub erklärte, dass es Putins Ziel sei, "uns zu verunsichern", uns "unsere eigene Schwäche klarzumachen" und "das Gefühl zu geben: 'Ihr seid nicht in Sicherheit'". (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Florence Gaub: "Auf jeden toten Ukrainer kommen sieben tote Russen"

Gaub warnte in dem Zusammenhang davor, dass eine negative Einschätzung "am Ende kontraproduktiv" sei, weil es Russland suggeriere, "wir lassen die Ukrainer bald fallen, weil da gibt es nichts mehr zu gewinnen". Gaub plädierte stattdessen für mehr Unterstützung und das Versprechen an die Ukraine, "alles, was nötig ist" bereitzustellen, "um am Ende das Ziel zu erreichen". Katrin Eigendorf warnte jedoch unbeirrt weiter: "Russland hat sehr viel Potenzial an Menschen, die sie hier in diesem Krieg einsetzen können. Und Russland hat eine sehr gut funktionierende Kriegsmaschinerie." Die ZDF-Korrespondentin stellte weiter klar, dass sich die Ukraine in einer äußerst prekären Lage befinde: "Das Land kann den Konflikt nicht mehr lange durchstehen." Florence Gaub schüttelte jedoch mit dem Kopf und sagte: "Auf jeden toten Ukrainer kommen sieben tote Russen. Ich würde nicht sagen, dass es hier aussieht, als würde Russland da komplett (...) durchmähen."

Dennoch offenbarte Eigendorf, dass in der Ukraine bereits "hinter vorgehaltenen Händen" darüber nachgedacht werde, ukrainische Gebiete an Russland abzutreten. "Ich sehe nicht, dass die Ukraine hier so überzeugt davon ist, diesen Krieg so bald gewinnen zu können. Ich sehe auch ehrlich gesagt keine Anzeichen am Boden dafür, dass das passiert", so die Journalistin. Während Lanz überrascht reagierte, machte Florence Gaub deutlich, dass auch das Abtreten bestimmter Gebiete als Sieg zu betrachten sei, denn: "Militärischer Sieg ist immer eine Skala."

Auf die Frage von Lanz, ob Russland künftig auch einen NATO-Mitgliedsstaat angreifen könne, antwortete Gaub derweil klar: "Krieg mit Russland wird jetzt von fast allen als echte Möglichkeit begriffen." Zwar müsse man sich laut der Expertin "der Tatsache stellen", dennoch gebe es konkrete Lösungen, wie die entschlossene Zusammenarbeit der einzelnen NATO-Mitglieder. Falls Russland jedoch heute Deutschland angreifen würde, hätten wir laut Gaub "echt ein Problem". "Ja, die Lage ist ernst!", so die Expertin zu Lanz. Eine eigene Atombombe in Deutschland schließe sie trotzdem aus, denn die deutsche DNA sei laut Florence Gaub politisch zutiefst "anti-nuklear".

Putin dürfe den Krieg nicht gewinnen, erklärte CDU-Politiker Mike Mohring. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)
Putin dürfe den Krieg nicht gewinnen, erklärte CDU-Politiker Mike Mohring. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Mike Mohring: "Die Brandmauer-Debatte blendet die politische Realität in Thüringen aus"

CDU-Politiker Mike Mohring zeigte sich im Gespräch mit Lanz ähnlich selbstbewusst und sagte: "Das, was Putin mit seinem Angriffskrieg gemacht hat, das darf nicht sanktioniert werden. Das muss zurückgedrängt werden. Der Ausgangspunkt darf nicht der sein, dass Putin gewinnt mit seinem Angriffskrieg. Das muss für alle klar sein!" Markus Lanz kam in dem Zusammenhang auch auf die politische Lage in Deutschland zu sprechen - besonders die wichtigen Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen.

Journalist Martin Machowecz sagte dazu prompt: "Wir haben wirklich ein Wahljahr, in dem sehr, sehr, sehr viele Dinge passieren können und werden, die wir uns jetzt vielleicht noch nicht ausmalen." Er ergänzte mit ernster Miene: "Die Landtagswahlen im Osten sind richtungsweisend. Sie werden auf die Bundestagswahl (...) extrem große Auswirkungen haben. Wir werden sehen, ob die AfD vielleicht stärkste Kraft wird in mehreren dieser Bundesländer." Machowecz prognostizierte nicht nur "ein weiteres Anschwellen des Populismus", sondern auch "ein weiteres Anschwellen von Gegenbewegungen".

Markus Lanz (links) diskutierte am Dienstagabend mit (von links) CDU-Politiker Mike Mohring, Militärexpertin Florence Gaub, Journalist Martin Machowecz und ZDF-Ukraine-Korrespondentin Katrin Eigendorf. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)
Markus Lanz (links) diskutierte am Dienstagabend mit (von links) CDU-Politiker Mike Mohring, Militärexpertin Florence Gaub, Journalist Martin Machowecz und ZDF-Ukraine-Korrespondentin Katrin Eigendorf. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Mike Mohring reagierte darauf gelassen und konterte: "Mit Pessimismus gewinnt man keine Landtagswahlen. Wenn wir jetzt auf den Osten schauen und schon alles schlecht reden - 'Machtübernahme und Desaster und das ganze Land wird es verändern' - dann geht das genau so aus, wie wir das pessimistisch voraus beschreiten." Er wolle derweil lieber "positiv denken", erklärte Mohring. Auf die Frage von Lanz, ob er sich in Thüringen eine Zusammenarbeit zwischen CDU und Linken vorstellen könne, sagte der Politiker derweil schwammig: "Die Politik muss die Kraft haben, Verantwortung zu übernehmen, mit dem Wahlergebnis etwas zu machen. (...) Die Leute wollen nicht von einer Minderheit regiert werden. Die wollen von einer Mehrheit repräsentiert werden." Mike Mohring stellte abschließend fest: "Die Brandmauer-Debatte blendet die politische Realität in Thüringen aus."