Zuschauer schalteten Münchner "Tatort" vorzeitig ab: Auch diese Ausgaben sorgten für Wirbel

Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, links), Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer, Mitte) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) sind entsetzt von den Gewaltvideos im Netz. Einigen Zuschauern war der Tatort zu grausam (Bild: BR/Bavaria Fiction GmbH/Linda Gschwentner)
Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, links), Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer, Mitte) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) sind entsetzt von den Gewaltvideos im Netz. Einigen Zuschauern war der Tatort zu grausam (Bild: BR/Bavaria Fiction GmbH/Linda Gschwentner)

Dass der ARD-Sonntagskrimi "Tatort" Geschmackssache ist und der Inhalt der Folgen von den Zuschauern oftmals kontrovers diskutiert wird, ist wenig überraschend. Doch einige Folgen stechen dabei besonders heraus - und lösen heftige Proteste oder regelrechte Skandale aus. Für Wirbel sorgten unter anderem die folgenden zehn Folgen.

Aktueller München-„Tatort“ schockiert viele ARD-Zuschauer

In aktuellen „Tatort: Schau mich an“ bekamen es die Münchner Kommissare Batic (Miroslav Nemec, 69) und Leitmayr (Udo Wachtveitl, 65) mit einem grausamen Serienkiller zu tun, der Menschen und Tiere folterte und mit seinen Taten sowie seinem Namen ("Jerome Damer") an den berüchtigten US-Mörder Jeffrey Dahmer (1960–1994) erinnerte. Unter anderem werden Szenen gezeigt, wie er sadistisch Welpen quält, die hilflos wimmern. Die schwere Kost, die Regisseur und Drehbuchautor Christoph Stark seinem Publikum in der Folge auftischte, war vielen Zuschauern offenbar zu viel. Das lassen zumindest die vielen geschockten Kommentare auf der Facebook-Seite der ARD vermuten. „Die wirkliche Welt ist ja auch so schon grausam genug, da genügen mir die Nachrichten und Dokus“, schreibt etwa eine Zuschauerin, während eine andere meint: „Megaspannend und megaabartig. Total überflüssig, die Gewaltszenen relativ häufig und lange zu zeigen. Die Geräusche taten ihr Übriges. Das wäre zu dieser frühen Sendezeit auch anders gegangen".

Tatort Folge 1121: "Ich hab im Traum geweinet"

Auch dieser Fall aus dem Schwarzwald aus dem Jahre 2020 sorgte bei vielen Zuschauern für ordentlich Unmut. Bei dem Film von Regisseur Jan Bonny mit den Schwarzwald-Kommissaren Tobler (Eva Löbau) und Berg (Hans-Jochen Wagner) stießen vielen Zuschauern vor allem die als verstörend empfundenen Szenen auf, die expliziten Sex und Gewalt zeigten. Neben heftigen Reaktionen in den sozialen Medien zeigten auch die Zuschauerzahlen, das die Folge nicht gut ankam: Mit 6,1 Millionen blieben diese deutlich unterm Schnitt der Sonntagskrimireihe. "Ja, ich hätte während des Films auch am liebsten 'geweinet' ... hab dann doch tapfer bis zum Schluss durchgehalten, der Abend war eh schon versaut, und ich wollte doch wissen, wie der Dreck ausgeht", kommentierte damals ein Zuschauer auf Twitter.

Tatort-Folge „Voll auf Hass“: Kritik an Ausstrahlungszeitpunkt

In dieser grausamen Folge aus dem Jahre 1987 geht es um eine Gruppe Skinheads, die auf einer Verlobungsfeier einen Türken töten. Wiederholt wurde die Folge im Jahr 1993, wenige Tage nach den rechtsextremistischen Morden in Solingen, bei denen fünf Menschen mit türkischer Familienbiografie ermordet worden waren. Das sorgte jedoch für starke Proteste der Zuschauer:innen, so dass erstmals in der Geschichte des Tatorts eine Folge der Serie vorzeitig abgebrochen werden musste: Nach 40 Minuten wurde die Ausstrahlung gestoppt - ein Novum in der Geschichte des Tatorts.

Tatortfolge "Bestien": Zufall löst Skandal aus

In dem ARD-"Tatort" mit dem Titel "Bestien" aus dem Jahre 2001 war in einer Szene ist ein Fahndungsfoto zu sehen, das im Nachhinein für Ärger sorgte. Es zeigte den NSU-Mörder Uwe Mundlos. Der NSU wurde allerdings erst knapp zehn Jahre später aufgedeckt und Mundlos somit als Mitglied der rechtsextremen Terrorzelle NSU bekannt. Der WDR erklärte diesen verstörenden Zufall später damit, dass eine Praktikantin für den Tatort fiktive Fahndungskarten erstellen sollte und dabei versehentlich das Foto von Uwe Mundlos verwendet hatte.

Schimanski-Folge: Brutalster Tatort aller Zeiten?

Götz George als Schimanski ist für viele Tatort-Fans der beste Tatortkomissar überhaupt. Doch eine Folge, in der Schimanski ermittelt, gilt als eine der brutalsten Episoden des Sonntagskrimis überhaupt und ist nicht sonderlich beliebt: Die Folge Blutspur aus dem Jahre 1989, die Morde an Schiiten und anderen Minderheiten zeigt, wurde deshalb mehr als zehn Jahre nicht ausgestrahlt und landete im sogenannten "Giftschrank" der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten, in den besonders kontroverse oder problematische Filme mit einem senderinternen Sperrvermerk verbannt werden.

"Tatort - Reifezeugnis" aus dem Jahr 1977

Der "Tatort - Reifezeugnis" aus dem Jahr 1977 gehört bis heute zu den bekanntesten "Tatort"-Folgen. Bis heute zählt der Kieler Skandalkrimi von Regisseur Wolfgang Petersen (1941-2022) zu den am meisten wiederholten Sonntagskrimis. Mitgespielt hat darin auch die heute 63-jährige Schauspielerin Nastassja Kinski, die man in einigen Szenen nackt sieht. Das Problem: Damals war Kinski gerade einmal 15 Jahre alt. Die Szenen, die schon damals für einen Skandal sorgten, sieht sie wie auch viele andere heute kritisch. Wegen der Nacktszenen, die sie als erst 15-Jährige drehte, möchte sie sie die Ausstrahlung der Kultfolge gerichtlich untersagen lassen.

"Wem Ehre gebührt": Proteste der alevitischen Gemeinde

Auch die Episode "Wem Ehre gebührt", erstmals im Jahre 2007 ausgestrahlt, löste erhebliche Proteste aus. Die Folge dreht sich um eine junge Alevitin, die von ihrem Vater schwanger ist. Kurz nach der Ausstrahlung kam es zu Protesten vieler Alevit:innen vor dem ARD-Hauptstadtstudio. Die Alevitische Gemeinde Deutschland e.V. kritisierte die Folge nach der Ausstrahlung und protestierte "aufs Schärfste gegen die Darstellung des alevitischen Glaubens". Eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung zog sie nach einer Entschuldigung des Senders zurück. Am 30. Dezember folgte eine Demonstration in Köln, an der mehr als 30.000 Alevit:innen teilnahmen. Die Folge „Wem Ehre gebührt“ wird seitdem nicht mehr ausgestrahlt.

Tod am Fleischerhaken sorgt für Proteste

Krimis, die in einem Schlachthaus spielen, sind meistens nichts für schwache Nerven. So auch die Tatortfolge "Die Liebe der Schlachter" aus dem Jahre 2003. In dem Bremer "Tatort" landet ein Mann an einem Fleischerhaken und stirbt. Dass in der Folge genau gezeigt wird, wie er auf einem Fleischerhaken aufgespießt wird, sorgte bei Zuschauern und in der Presse für heftige Kritik.

Triebtäter im Karneval - damals ein Skandal

Auch wenn sich der Titel "Der gelbe Unterrock" noch recht harmlos anhört, hatte es auch diese Tatort-Folge, die schon vor mehr als 40 Jahren erstausgestrahlt wurde, in sich - zumindest für damalige Verhältnisse. Der Krimi mit Kommissarin Marianne Buchmüller, gespielt von Nicole Heesters, thematisiert Gewalt an Frauen im Mainzer Karnevalsmilieu. Nach der Ausstrahlung erreichten den SWR zahlreiche Leserbriefe und Beschwerdeanrufe, "vor allem aus der Karnevalsecke", wie die SWR-Fernsehfilmchefin Martina Zöllner gegenüber "t-online" erklärte. Was den Zuschauer damals noch aufstieß, nämlich dass ein Triebtäter im Mainzer Karneval unterwegs war, würde ihrer Meinung nach jedoch "heute niemanden mehr interessieren". Der Film habe auch nicht gegen den Jugendschutz oder ein anderes Gesetz verstoßen. Nachdem die Folge 36 Jahre lang in den Giftschrank der ARD verbannt wurde, wurde sie am 16. Januar 2016 noch einmal ausgestrahlt.

"Lolitas Rückkehr": Gewalt gegen Hund löst Entsetzen aus

Im Fokus der Tatort-Folge "Lolitas Rückkehr" von 2019 stand die Beziehung einer Minderjährigen zu einem erwachsenen Mann. Es war jedoch nicht der sexuelle Missbrauch, der nach der Ausstrahlung für einen Skandal und Proteste der Zuschauer sorgte. Vielmehr störten viele sich an einer grausamen Szene, in der gezeigt wurde, wie ein Hund erschlagen wird. Für viele Zuschauer war damit eine Grenze überschritten. "Ab jetzt werde ich Tatort boykottieren!", drohte eine Twitter-Userin stellvertretend für viele.