Attacke auf Ehemann von Pelosi - Angst vor Gewalt wächst

Der Mann von Parlamentssprecherin Nancy Pelosi ist bei einer Attacke lebensbedrohlich verletzt worden. Sein Gesundheitszustand verbessert sich, doch die Angst vor politisch motivierter Gewalt nimmt zu.

Washington (dpa) - Der Zustand des bei einem Angriff verletzten Ehemannes von US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi verbessert sich. Die Vorsitzende des Abgeordnetenhauses teilte das in der Nacht zum Sonntag ohne weitere Details in einer Stellungnahme mit. Sie nannte die Attacke lebensbedrohlich.

Ein 42-Jähriger Mann war in der Nacht zum Freitag in das Wohnhaus der Pelosis in San Francisco eingebrochen und hatte verlangt, die Politikerin zu sehen. Die 82-Jährige war aber nicht zu Hause, sondern in Washington. Als die Polizei eintraf, schlug der Mann mit einem Hammer auf ihren gleichaltrigen Ehemann Paul Pelosi ein. Er musste wegen eines Schädelbruchs und ernster Verletzungen am rechten Arm und den Händen operiert werden.

Nancy Pelosi ist in der politischen Rangfolge der USA nach Biden und Vize-Präsidentin Kamala Harris die Nummer drei. Die Demokratin wird rund um die Uhr von Leibwächtern bewacht - für Familien auch prominenter Kongressmitglieder ist aber kein Schutz vorgesehen.

Die Behörden machten zunächst keine Angaben zu ihren Erkenntnissen über das Motiv des Angreifers. US-Medien fanden jedoch seine Online-Profile, laut denen er sich für Verschwörungstheorien, Falschinformationen über die angebliche Gefahr von Corona-Impfstoffen sowie Trumps Lügen über Betrug bei der Präsidentenwahl 2020 interessierte. Nancy Pelosi ist ständiges Ziel verbaler Attacken der politischen Rechten. Trump nennt sie immer wieder «Crazy Nancy» («Verrückte Nancy») und machte sie über die Jahre zu einer Hassfigur für seine Anhänger.

Ziel auch am 6. Januar 2021

Trump-Fans hatten auch bei der Erstürmung des US-Kapitols am 6. Januar 2021 nach Pelosi gesucht. Ihr Büro wurde dabei verwüstet. Die Parlamentsvorsitzende versuchte unterdessen von einem sicheren Ort aus, den Schutz des Gebäudes zu organisieren.

Auch Biden betonte am Wochenende, dass die Angreifer im Kapitol unter anderem «Wo bist Du, Nancy?» riefen. Er machte die Republikaner für die Verrohung des politischen Klimas verantwortlich. «Was lässt uns denken, dass eine Partei über gestohlene Wahlen reden kann und dass Covid eine Lüge ist - und dass das keinen Einfluss auf Leute haben wird, die vielleicht nicht so ausgewogen sind.» Dieses Gerede müsse aufhören. «Es gibt zuviel politische Gewalt, zu viel Hass.»

Drohungen gegen Politiker und auch ihre Familienmitglieder nehmen in den USA schon seit einiger Zeit zu. Neben Demokraten sind oft auch Republikaner betroffen, die nicht der Trump-Linie folgen. Die republikanische Senatorin Susan Collins, die ebenfalls Morddrohungen bekam, sagte jüngst der «New York Times», es würde sie nicht wundern, wenn ein Mitglied des Senats oder Repräsentantenhauses getötet würde.

In den vergangenen Monaten wurden Personen mit Waffen in der Nähe der Wohnhäuser der demokratischen Abgeordneten Pramila Jayapal und eines Richters am Obersten Gericht, Brett Kavanaugh, entdeckt. 2017 schoss ein Mann auf ein Softball-Training von Kongress-Abgeordneten und verletzte den einflussreichen Republikaner Steve Scalise. 2020 planten mehrere Männer die Entführung der demokratischen Gouverneurin des Bundesstaates Michigan, Gretchen Whitmer.

Radikale Republikaner machen Wahlkampf gegen Pelosi

Im aktuellen Wahlkampf für die Kongresswahlen am 8. November greifen radikale Republikaner die Gegenkandidaten in Werbespots gezielt wegen angeblicher Nähe zu Pelosi an. Damit sehen Fernsehzuschauer täglich Clips, in denen Pelosi dämonisiert wird. 2021 war das Haus des Paares bereits mit Graffiti beschmiert worden. Unbekannte platzierten einen Schweinekopf auf den Gehweg.

Am Freitag verurteilten als prominente Republikaner Trumps Vizepräsident Mike Pence und der Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, die Attacke. Trump ging bei seiner Twitter-Kopie Truth Social nicht auf die Attacke ein.

Der republikanische Gouverneur des Bundesstaates Virginia, Glenn Youngkin, sagte bei einem Wahlkampfauftritt mit Bezug auf die Pelosis: «Es gibt nirgendwo Platz für Gewalt - aber wir werden sie zurückschicken, damit sie mit ihm in Kalifornien sein kann.» Den Republikanern werden gute Chancen beigemessen, bei der Wahl die Mehrheit im Repräsentantenhaus zurückzuerobern.