Zwei wie Feuer und Wasser: Das sind die Kino-Highlights der Woche

"Elemental" erzählt von einer Liebesgeschichte, die nicht sein darf und eigentlich auch nicht sein kann: Ember besteht aus Feuer, Wade aus Wasser. (Bild: 2023 Disney/Pixar)
"Elemental" erzählt von einer Liebesgeschichte, die nicht sein darf und eigentlich auch nicht sein kann: Ember besteht aus Feuer, Wade aus Wasser. (Bild: 2023 Disney/Pixar)

"Bis ans Ende der Nacht", "No Hard Feelings" und "Elemental", der inzwischen 27. Spielfilm aus dem Hause Pixar: Das sind die Kino-Neustarts am 22. Juni.

Ein Mädchen mit feurigem Temperament und ein Junge, der herumhängt wie ein Schluck Wasser in der Kurve: Solche Paare lassen sich in der Welt immer wieder beobachten. Sie passen eigentlich nicht zusammen und doch funktioniert es irgendwie. Aber was, wenn sie wirklich aus Feuer und er aus Wasser besteht? Der Regisseur, Autor und Animator Peter Sohn ("Arlo & Spot") beantwortet diese Frage in einem neuen Pixar-Film zwischen Romantik und Physik-Unterricht: "Elemental".

Was das Kino-Publikum in dieser Woche außerdem erwartet: Das Krimi-Drama "Bis ans Ende der Nacht" handelt von einer komplexen Beziehung zwischen einem schwulen Ermittler und einer Transfrau, und in der Komödie "No Hard Feelings" soll Jennifer Lawrence einen deutlich jüngeren Mann verführen.

"Elemente vermischen sich nicht!", trotzdem kommen sich Wade und Ember langsam näher. (Bild: 2023 Disney/Pixar)
"Elemente vermischen sich nicht!", trotzdem kommen sich Wade und Ember langsam näher. (Bild: 2023 Disney/Pixar)

Elemental

Ganze sieben Jahre lang arbeitete Peter Sohn an seinem zweiten Langfilm, bei der Ausarbeitung griff er auch auf seinen eigenen Erfahrungsschatz zurück. Er wuchs in den 70-ern als Kind koreanischer Einwanderer im kulturellen Schmelztiegel New York auf. Die Eindrücke von damals übersetzt er nun in eine Liebesgeschichte, die von Abgrenzung und Integration erzählt und natürlich auch, im Großen wie im Kleinen, von sich anziehenden Gegensätzen.

Das Feuermädchen Ember Lumen (Originalstimme: Leah Lewis) lebt in Element City, dem Ort, an dem die vier Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser mehr oder weniger harmonisch koexistieren. Klar gezogene Trennlinien sorgen für Ordnung im Alltag. Wichtigste Regel: "Elemente vermischen sich nicht!" Deshalb hat Ember ihr Viertel Firetown auch noch nie verlassen - alle Leute, zu denen sie engeren Kontakt pflegt, sind Feuerleute. Doch dann, ein Rohrbruch im Gemischtwarenladen ihrer Eltern, und plötzlich steht Wade Ripple (Mamadou Athie) vor ihr. Ein Wasserjunge.

Ember reagiert auf den wabbelig-undefinierten Wade beim ersten Aufeinandertreffen eher skeptisch. Nicht ihr Typ. Und überhaupt: "Mein Vater würde dich lebendig verdampfen." Aber irgendwie ist er ja doch ganz witzig und liebenswert. Irgendwie süß ... Wade findet Ember schließlich auch ganz gut - endlich mal jemand, der ihm etwas Feuer unterm Hintern macht! Jedoch, man ahnt es: Die kleine Romanze, die sich hier anbahnt, ist eine mit elementaren Hindernissen. Eine, die nicht sein darf und eigentlich auch nicht sein kann.

Feuer, Wasser, Erde und Luft im alltäglichen vermenschlichten Zusammenspiel: Dieses Konzept setzen Peter Sohn und sein Team äußerst ideenreich und mit vielen schönen Bildern um. Feuermenschen fahren ihre Babys im Kugelgrill spazieren, Wassermenschen müssen einen großen Bogen um Schwämme machen, die irgendwo auf dem Boden herumliegen, und Erdmenschen sind manchmal ein bisschen "schmutzig". Vor allem aber da, wo Feuer und Wasser aufeinandertreffen, zischt und dampft und sprudelt es gewaltig. Umso mehr, wenn wie bei Ember und Wade die Liebe ins Spiel kommt.

Thea Ehre, die in "Bis ans Ende der Nacht" die Transfrau Leni verkörpert, wurde mit einem Silbernen Bären als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. (Bild: Grandfilm)
Thea Ehre, die in "Bis ans Ende der Nacht" die Transfrau Leni verkörpert, wurde mit einem Silbernen Bären als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. (Bild: Grandfilm)

Bis ans Ende der Nacht

"Wo warst du denn die letzten zwei, drei Jahre?", fragt Großdealer Victor (Michael Sideris). Leni (Thea Ehre) muss lügen. Auf Bali sei sie gewesen, erklärt sie etwas verlegen. Robert (Timocin Ziegler), der direkt danebensitzt, weiß es besser - nein, nicht Bali -, aber schweigt. Die Sache ist kompliziert, aber das passt, denn "Bis ans Ende der Nacht" ist durchaus auch ein sehr komplexer Film - weit mehr noch, als es diese beklemmende Dinner-Szene vermuten lässt.

Was Victor nicht weiß: Leni war im Knast und muss jetzt als Lockvogel herhalten, damit Robert, ein verdeckter Ermittler, den Großkriminellen dingfest machen kann. Im Gegenzug winkt Leni die Freiheit, sofern denn alles gutgeht. Auf ein klassisches Happy End deutet in diesem Film Noir aber schon zu Beginn wenig hin. Robert ist schwul und muss sich nun als Partner von Transfrau Leni ausgeben, die Stimmung zwischen den beiden ist äußerst angespannt. Irgendwann entstehen schließlich echte Gefühle, aber das macht die Angelegenheit für alle Beteiligten nur noch schwieriger.

Florian Plumeyer schrieb das Drehbuch zu "Bis ans Ende der Nacht", Regie führte Christoph Hochhäusler ("Unter dir die Stadt", "Die Lügen der Sieger"). Gemeinsam kreierten die beiden eine ebenso anspruchsvolle wie ansprechende Mischung aus Kriminalfilm und Melodram, die nach der Premiere auf der Berlinale 2023 auch schon einiges Lob erntete. Vor allem die Leistung von Thea Ehre wurde vielfach hervorgehoben. Bei der Berlinale wurde sie mit einem Silbernen Bären als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet.

Ermittler Robert (Timocin Ziegler) braucht Leni (Thea Ehre) als Lockvogel, um an einen Großdealer heranzukommen. (Bild: Grandfilm)
Ermittler Robert (Timocin Ziegler) braucht Leni (Thea Ehre) als Lockvogel, um an einen Großdealer heranzukommen. (Bild: Grandfilm)

No Hard Feelings

Jennifer Lawrence feierte mit der Fantasy-Action-Reihe "Die Tribute von Panem" einen riesigen Erfolg an den Kinokassen, gewann bereits drei Golden Globes und einen Oscar (für "Silver Linings") und gilt generell als unheimlich vielseitig. In humoristischen Rollen war sie auch schon einige Male zu sehen, aber wer ihre bisherigen Komödien etwa mit ihren Talkshow- oder Late-Night-Auftritten verglich, der musste ahnen: Da ist noch viel mehr als das, was die 32-Jährige bislang auf der Leinwand zeigte. In "No Hard Feelings" lässt sie endlich mal alles raus und zeigt ihr volles Comedy-Potential.

Viele größere Studios mühten sich um die Rechte an "No Hard Feelings", am Ende setzte sich Sony Pictures gegen Konkurrenten wie Apple und Netflix durch. Die Idee zu der ziemlich derben (und versexten) Komödie entwickelte Gene Stupnitsky, um die Regie kümmerte er sich auch gleich selbst. Und die Hauptrolle spielt Jennifer Lawrence, die im Hintergrund auch - bislang eine absolute Seltenheit in ihrer Karriere - als Produzentin mitwirkte. Das zeigt schon deutlich an, wie sehr Lawrence hinter diesem Film steht, noch viel deutlicher zeigt es sich aber in ihrer famosen Darbietung.

Es beginnt mit einer ziemlich kuriosen Anzeige: Zwei gut betuchte Eheleute (Matthew Broderick und Laura Benanti) suchen jemanden, der ihren 19-jährigen Sohn "datet" (sprich: entjungfert), bevor er aufs College nach Princeton geht. Die Uber-Fahrerin Maddie (Lawrence), deren Auto gerade gepfändet wurde, lässt sich auf die Sache ein, denn als Lohn für ihre Mühen winkt ein neuer fahrbarer Untersatz, ein Buick Regal. Maddie versucht alles bei diesem Percy (Andrew Barth Feldman), doch nichts scheint zu wirken. Anzügliche Sprüche, eindeutige Gesten, Alkohol, Nacktbaden, das alles lässt den schüchternen und sozial unbeholfenen Jüngling völlig kalt. "No Hard Feelings" - der Titel lässt sich in seiner Zweideutigkeit kaum übersetzen, verstehen wird man ihn mit etwas Fantasie wohl trotzdem.

Jennifer Lawrence soll in "No Hard Feelings" einen deutlich jüngeren Mann verführen. (Bild: 2023 CTMG/Sony Pictures)
Jennifer Lawrence soll in "No Hard Feelings" einen deutlich jüngeren Mann verführen. (Bild: 2023 CTMG/Sony Pictures)