So tickt Südtirols neuer Tennis-Held
16.055 Kilometer ist Sexten in Südtirol vom australischen Melbourne entfernt. Dort feierte mit Jannik Sinner der jetzt wohl bekannteste Einwohner Sextens mit dem Gewinn der Australian Open seinen größten Erfolg.
Doch nach seinem Triumph wird der 22-Jährige nicht so schnell in den knapp 2000 Einwohner zählenden Ort kommen. „Nein, er kommt erst mal nicht nach Hause“, verrät seine Mutter Siglinde bei SPORT1.
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Und dass, obwohl Sinner als bodenständig gilt und in seiner Dankesrede nach dem 3:6, 3:6, 6:4, 6:4, 6:3-Sieg gegen Daniil Medwedew explizit seine Familie lobte.
„Ich möchte meiner Familie danken. Ich wünschte, jeder könnte solche Eltern haben wie ich. Sie haben mir immer alle Türen offen gehalten, mich auch andere Sportarten ausprobieren lassen, ohne jemals Druck aufzubauen“, sagte Sinner mit dem Pokal in der Hand in Richtung seiner Eltern, die in Sexten eine Pension betreiben.
Fan in der Amateurliga
Ab und zu schaut er in der Heimat, die er mit 14 Jahren verließ, vorbei. Im April 2023 tauchte er beim Fußball auf. Doch nicht beim AC Mailand, dessen Fan Sinner ist, sondern beim Duell zwischen der SpG Taisten Welsberg Prags und dem AFC Sexten aus der 2. Amateurliga. Am Ende feierte Sinner mit „seinen“ Jungs in der Kabine den späten 1:0-Sieg.
Andere Sportarten – das war, wie es sich für Südtiroler gehört, neben dem Fußball das Skifahren. Mit sieben Jahren wurde er Italienmeister im Riesenslalom, 2012 Junioren-Vizeweltmeister.
Doch Schnee und Eis waren dann doch nicht seine Welt, mit 13 Jahren entschied er sich gegen Ski und für das Tennis. „Zuhause hatte es heute Morgen sicherlich -20 Grad, da schwitze ich lieber hier unter der warmen Sonne. Ich genieße Melbourne, ich genieße dieses Turnier. Ein großes Dankeschön allen“, erklärte Sinner seine Vorlieben bei der Siegerehrung.
Seine Entscheidung gegen Ski und für das Tennis begründete Sinner einst wie folgt: „Ich habe mich für Tennis entschieden, weil ich gerne spiele. Skifahren ist nur anderthalb Minuten den Hügel hinunter. Wenn Sie einen Fehler machen, ist die ganze Sache vorbei. Im Tennis kann man immer noch Fehler machen, aber trotzdem gewinnen. Deshalb habe ich mich für Tennis entschieden.“
Eine Entscheidung, die sogar die ehemalige Ski-Queen Lindsey Vonn bedauert. Als Sinner Ende 2023 ein Video seiner Skifahr-Künste postete, kommentierte Vonn mit drei lodernden Flammen-Smileys.
Jugendtrainer verrät Sinner-Anekdote
Vom Tennis-Talent Sinners gibt es zahlreiche Belege. Ein Youtube-Video zeigt den 13-Jährigen zusammen mit seinem ersten Trainer Heribert Mayr in der Halle. Immer wieder schlägt Sinner eine Vorhand, seine auffällig roten Haare mit einem weißen Bandana festgezurrt.
Mayr überlieferte der Südtiroler Tageszeitung auch eine Anekdote aus der Jugend von Sinner, um dessen Ehrgeiz erklären. Als Junge spielte Sinner im heimischen Wohnzimmer Tennis und wollte dabei immer den Lichtschalter treffen: „Er hat das so lange gemacht, bis das Licht immer wieder an und aus ging.“
Spätestens seit Sonntag und seinem Triumph in der Sonne von Melbourne steht Sinner komplett im Rampenlicht.