Afghanistan: Frau vor laufender Kamera hingerichtet

Behörden machen Taliban für die Tat verantwortlich

Taliban-Kämpfer haben nach Angaben aus den afghanischen Behörden eine Frau wegen einer außerehelichen Affäre hingerichtet.  Die 22-Jährige habe ihren Ehemann mit einem  Taliban-Kommandeur betrogen, berichteten Dorfbewohner am Sonntag. "Seine Kameraden töteten sie, um das Ansehen des Kommandeurs zu wahren." Das Unfassbare: Die Hinrichtung in der Nähe der Hauptstadt Kabul wurde gefilmt und auf Youtube gestellt. Die Taliban dementierten, in die Tat verwickelt zu sein. 

Ein Video von der Hinrichtung, zu der es in dem Dorf Kol-e-Heir gekommen sein soll, war am Sonntag auf Youtube zu sehen. Es zeigt, wie eine Frau mit einem grauen Schal an einem Graben sitzt, umringt von dutzenden Männern. Einige von ihnen hocken auf Dächern, um einen besseren Blick auf das Geschehen zu haben. Ein bärtiger Mann liest aus dem Koran Verse zum Ehebruch vor und sagt dann: "Wir können ihr nicht vergeben, Gott befiehlt uns, sie umzubringen." Ihr Ehemann habe das Recht, sie zu töten. Daraufhin wird einem weißgekleideten Mann ein Gewehr übergeben.

Der Mann geht auf die Frau zu, ruft "Gott ist groß" und feuert zwei Schüsse ab, die die Frau aber verfehlen. Ein dritter trifft sie in den Rücken. Das Opfer reißt die Arme hoch und kippt um. Dann gibt der Mann sechs weitere Schüsse auf die Frau ab, während die Menge "Lang lebe der Islam" und "Lang leben die Mudschahedin" ruft. Zum Schluss feuert der Mann noch einmal vier Schüsse auf sein Opfer ab. Öffentliche Hinrichtungen waren während der Herrschaft der radikalislamischen Taliban von 1996 bis 2001 üblich.

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Aus der Provinzregierung hieß es, zum Zeitpunkt der Hinrichtung sei das Dorf unter Kontrolle der Taliban gewesen. Die Extremisten seien inzwischen von Sicherheitskräften vertrieben worden. Die Regierung in Kabul verurteilte die Tat als "unislamisch und unmenschlich". Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte dagegen, Taliban-Kämpfer hätten nichts mit der Exekution zu tun gehabt. Möglicherweise hätten Dorfbewohner die Frau erschossen. 

Die Afghanistan-Konferenz in Tokio, bei der die Internationale Gemeinschaft Afghanistan Milliardenhilfe zusagte, wurde unterdessen von weiterer Gewalt überschattet. Bei zwei Anschlägen und einem Gefecht wurden am Sonntag in Südafghanistan nach Angaben der Behörden mindestens 20 Taliban-Kämpfer, 14 Zivilisten und fünf Polizisten getötet. 

dpa/afp/Yahoo! Nachrichten