Ministerium: US-Botschafter in Bengasi getötet

Weltweite Sorge vor Anschlägen

Wieder ist die Wut vieler Muslime über die Beleidigung des Propheten Mohammed in blutige Gewalt eskaliert. Der US-Botschafter in Libyen (links im Bild) wird beim Sturm der Vertretung in Bengasi getötet. Auch in Kairo gibt es Proteste. Auslöser ist ein islamfeindliches Video bei YouTube. 

In blinder Wut über eine Beleidigung des Propheten Mohammed haben militante Islamisten das US-Konsulat im libyschen Bengasi angegriffen und den Botschafter getötet. Neben Chris Stevens starben in der Nacht zum Mittwoch drei weitere Amerikaner, wie US-Präsident Barack Obama bestätigte. Auch in Kairo versuchten aufgebrachte Muslime, in die US-Botschaft einzudringen. Auslöser der Proteste war ein in den USA produzierter islamfeindlicher Filmtrailer. International wurde die Gewalt scharf verurteilt. Zugleich wuchs die Angst vor weiteren Ausschreitungen und Anschlägen. 

Militante Islamisten griffen das US-Konsulat in Bengasi mit Brandbomben und Panzerfäusten an. Botschafter Stevens, der sich zu einem Besuch in der ostlibyschen Stadt aufhielt, starb arabischen Medienberichten zufolge an einer Rauchvergiftung. Die US-Regierung schickte laut Medienberichten am Mittwoch 200 Marines nach Bengasi, um die Diplomaten zu schützen. 

n Kairo erkletterten aufgebrachte Islamisten die Mauer der Botschaft und rissen die US-Flagge herunter. An die Wand des Botschaftsgebäudes sprühten sie am Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September den Namen Osama bin Laden. 

In den auf YouTube veröffentlichten Sequenzen des mit einfachen Mitteln produzierten Films "Innocence of Muslims" ("Unschuld der Muslime") wird der Prophet als Trottel und Weiberheld dargestellt. Im Islam ist die Darstellung Gottes oder des Propheten Mohammed verboten.  Autor, Regisseur und Produzent des islamfeindlichen Films ist nach Informationen des "Wall Street Journals" Sam Bacile. Der 52-Jährige habe sowohl die israelische als auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Für den rund zwei Stunden langen Film habe er fünf Millionen Dollar (3,9 Millionen Euro) von rund 100 jüdischen Spendern eingesammelt. Bacile wolle seine Sicht zeigen, dass der Islam eine hasserfüllte Religion sei, zitiert das Blatt aus einem Telefoninterview. "Islam ist wie Krebs", sagte Bacile demnach. 

Der Trailer war nach Angaben des "Wall Street Journal" seit Juli auf YouTube zu sehen. Aufmerksamkeit habe er aber erst erregt, seit sich der als Koranhasser bekanntgewordene Pastor Terry Jones aus Florida für den Film eingesetzt habe. Eine Koran-Verbrennung in der Kirche von Jones hatte im März vergangenen Jahres gewalttätige Proteste von Muslimen ausgelöst. In Afghanistan starben damals sieben UN-Mitarbeiter. 

Obama verurteilt "empörende Attacken"

"Ich verurteile die empörenden Attacken auf unsere diplomatische Einrichtung auf das Schärfste", erklärte Obama. Die Getöteten stünden für Freiheit, Gerechtigkeit und Partnerschaft mit Ländern und Völkern rund um die Welt - Werte, denen sein Land verpflichtet sei. Die USA erteilten jedweder Erniedrigung religiöser Überzeugungen anderer eine Absage, sagte Obama. Dennoch "müssen wir eindeutig jene Art von sinnloser Gewalt ablehnen, die das Leben dieser Staatsdiener gekostet hat". 

Auch die Bundesregierung verurteilte die Angriffe auf die US-Vertretungen scharf. "Es ist tragisch und schwer erträglich, dass in Bengasi vier Menschen, darunter ein Diplomat, Opfer dieses religiösen Fanatismus geworden sind", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte: "Ich fordere die Regierungen in Ägypten und in Libyen eindringlich auf, die Sicherheit der Botschaften und Konsulate in ihren Ländern in vollem Umfang zu gewährleisten." 

Weitere Ausschreitungen erwartet
Terrorismusexperten erwarten als Folge der Veröffentlichung des Films weltweit weitere Ausschreitungen. Die höchste Gefahr drohe in Ländern mit militanten islamischen Rebellengruppen, teilte das auf die Beobachtung terroristischer Aktivitäten spezialisierte IntelCenter am Dienstag bei Washington mit. 


Schwere Ausschreitungen vor US-Einrichtungen ...


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