Barclays streicht Tausende Stellen und erhöht gleichzeitig Boni

Barclays will in den kommenden Monaten bis zu 12 000 Stellen streichen. Foto: Andy Rain

Die britische Großbank Barclays streicht in den kommenden Monaten bis zu 12 000 Stellen - und hat gleichzeitig eine Erhöhung der Boni-Zahlungen um 10 Prozent bekanntgegeben. Allein rund 7000 Mitarbeiter sollen in Großbritannien ihren Job verlieren, wie die Bank am Dienstag in London mitteilte.

Bei etwa 400 davon handle es sich um Manager-Positionen im Investmentbank-Geschäft. Insgesamt hat die Bank derzeit 140 000 Mitarbeiter. Bereits vergangenes Jahr hatte Barclays mehr als 7600 Stellen gekürzt.

Die Boni-Zahlungen im Jahr 2013 wuchsen um 10 Prozent auf 2,38 Milliarden Pfund. Davon bekommen die Investmentbanker das meiste: Pro Kopf gibt es im Schnitt 60 100 Pfund zusätzlich zum Festgehalt. «Wir bei Barclays glauben daran, für Leistung zu bezahlen», sagte Barclays-Chef Antony Jenkins. Er selber hatte angekündigt, auf seine Sonderzahlung zu verzichten.

Barclays befindet sich nach zahlreichen Skandalen in den vergangenen Jahren und den Folgen der Finanzkrise derzeit weiter in einer Umbauphase, vor allem der Investmentbanksektor soll verkleinert werden. 2014 sei ein weiteres Übergangsjahr, hieß es am Dienstag. Darauf reagierte die Börse negativ, zeitweilig verlor die Aktie mehr als 3 Prozent an Wert.

Der operative Gewinn des Konzerns sank 2013 um fast ein Drittel auf 5,17 Milliarden Pfund (6,2 Mrd Euro). Hauptgrund war das schwache Anleihegeschäft. Zudem belasteten Barclays auch neue Kosten für Rechtsstreitigkeiten sowie die Ausgaben für den laufenden Konzernumbau. Die Bank hatte diese Kennziffer für den Gewinn bereits am Vortag veröffentlicht, nachdem erste Eckdaten zuvor an die Öffentlichkeit geraten waren.

Unter dem Strich standen im vergangenen Jahr allerdings schwarze Zahlen. Nach einem Fehlbetrag von 624 Millionen Pfund im Vorjahr wies Barclays nun einen Überschuss von 540 Millionen Pfund aus. 2012 hatte die oft schwankende Bewertung der eigenen Verbindlichkeiten zu erheblichen Verlusten geführt, die sich nicht wiederholten.

Erst am Sonntag war bekanntgeworden, dass bei Barclays Daten von bis zu 27 000 Kunden gestohlen und an andere Börsenhändler weiterverkauft worden sein sollen. Das hatte die Zeitung «Mail on Sunday» berichtet. Eine Sprecherin der Bank bestätigte, dass Untersuchungen in der Sache eingeleitet wurden. «Es sieht so aus, als wäre dies ein krimineller Akt. Wir kooperieren voll mit den Behörden, um den Täter zu finden», hatte eine Sprecherin erklärt. Unter anderem sollen Nummern von Reisepässen und medizinische Informationen für 50 Pfund pro Datensatz weiterverkauft worden sein.

In jüngster Zeit war Barclays in eine Reihe von Bankenskandalen verwickelt, darunter die Manipulation des international bedeutenden Referenzzinssatzes Libor. Deshalb musste die Großbank eine Strafe in Höhe von 290 Millionen Pfund zahlen. Hauptaufgabe für Jenkins ist der Kampf um neues Vertrauen. Als erstes Institut weltweit war Barclays Mitte 2012 im Libor-Skandal bestraft worden.

Zudem drehte die Bank wie viele andere britische Institute ihren Kunden lange unnütze Kreditausfallversicherungen an - dafür legte die Bank 2013 weitere 1,35 Milliarden Pfund zurück. Barclays habe noch viel Arbeit vor sich, um Vertrauen zu gewinnen, sagte Jenkins dem Sender BBC: «Wir haben noch einen weiten Weg zurückzulegen, das gebe ich zu.»

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