„Marry Me!“: Indischer Kulturschock in Berlin-Kreuzberg

Eine einwöchige Bollywoodhochzeit mitten in Berlin-Kreuzberg? Für die emanzipierte Deutsch-Inderin Kissy (Maryam Zaree) eine Horrorvorstellung. Leider hat es sich ihre traditionsbewusste Oma in den Dickschädel gesetzt, dass die alleinerziehende Enkelin endlich unter die Haube gehört. Die Berliner Regisseurin Neelesha Barthel hat in ihrem Kinodebüt „Marry Me!“ auch ihre eigene Familiengeschichte verarbeitet.

Kissy ist überzeugter Single und lebt glücklich mit ihrer kleinen Tochter Meena in Berlin-Kreuzberg. Mit deren Vater Robert (Steffen Groth) war Kissy nie wirklich zusammen. Für einen Mann hat sie auch überhaupt keine Zeit. Die junge Frau mit indischen Wurzeln verwaltet ein leicht heruntergekommenes Mietshaus, das ihrer Großmutter Sujata (Bharati Jaffrey) gehört, und betreibt dort auch ein Café.

Dann aber steht eines Tages die indische Oma vor der Tür. Eine alleinerziehende Mutter? Für die traditionsbewusste Matriarchin undenkbar. Sie stellt Kissy vor die Wahl: Entweder sie heiratet Robert oder aber das Haus wird verkauft und die alteingesessenen Bewohner müssen ausziehen. Kissy überredet Robert zu einer rauschenden Scheinheirat à la Bollywood. Dann aber sorgt der neue Koch Karim (Fahri Yardim) für Gefühlschaos.

Robert und Kissy haben noch Probleme mit dem indischen Hochzeitstanz (Bild: Wüste Film Ost / Britta Krehl)
Robert und Kissy haben noch Probleme mit dem indischen Hochzeitstanz (Bild: Wüste Film Ost / Britta Krehl)

Regisseurin Neelesha Barthel hat für ihr Kinodebüt „Marry Me!“ ordentlich im eigenen Leben gewildert. Sie wuchs als Tochter einer indischen Mutter und eines deutschen Vaters in Berlin auf. Das im Café hängende Foto von Kissys Mutter zeigt in Wahrheit die Mutter der Regisseurin. „Wenn ich in Indien zu Besuch war, musste ich mein Privatleben immer ‚begradigen’“, erinnerte sich Barthel. Ihren Freund habe sie auf Drängen ihres Großvaters der übrigen Verwandtschaft als ihren Ehemann vorstellen müssen.

Kulturell vielfältig geht es auch in Kissys Traumsequenzen zu. Die Bollywood-Tanzeinlagen sind unterlegt von bestem Berliner HipHop. Bei „Come Marry Me“ von Miss Platnum haben die Regisseurin und Rapper Peter Fox seinen Part passend zur Handlung umgetextet. Der Trailer verspricht eine farbenfrohe Romanze irgendwo zwischen „Best Exotic Marigold Hotel“ und „My Big Fat Greek Wedding“.

„Marry Me!“ läuft am 2. Juli in den deutschen Kinos an.