Beinharte Angelegenheit: Was man über Krampfadern wissen sollte

Jeder kennt sie, etwa die Hälfte aller Mitteleuropäer im Alter zwischen 25 und 74 Jahren leidet unter ihnen - doch nicht jeder weiß genau wo sie herkommen und wie man sie los wird. Krampfadern sind geschlängelte, knotige und erweiterte Venen, die sehr sichtbar und meist an den Unterschenkeln verlaufen. In vielen Fällen sind Krampfadern harmlos und machen keine gesundheitlichen Probleme. Mit zunehmendem Alter haben jedoch immer mehr Betroffene Beschwerden wie schmerzende Beine und geschwollene Knöchel, sodass eine Behandlung erforderlich ist. Yahoo! Nachrichten klärt die wichtigsten Fragen rund um Krampfadern.

Woher kommen die unschönen Adern an den Beinen?

Staut sich eine größere Menge Blut in den Beinen - beispielsweise nach längerem Stehen - so reicht die Muskelkraft der Extremitäten und der Venenwände nicht aus, das Blut zurück zum Herzen zu transportieren. Die Folge: Die Venen werden überdehnt und buchten sich aus. Unter dieser Belastung passieren zwei entscheidende Dinge: Erstens baut sich die Venenwand nach und nach um und verliert ihre Elastizität. Zweitens schließen die Venenklappen nicht mehr ausreichend, was den Blutstau weiter verstärkt.

Dies führt dazu, dass das Blut nun in die unter der Haut gelegenen, oberflächlichen Venen fließt. Diese können so viel Blut nicht aufnehmen und weiten sich aus.

Sind Krampfadern nur ein kosmetisches Problem?

Nein. Ein chronischer Blutstau in den Beinen kann auf die Dauer auch zu einer mangelnden Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff führen. Im Endstadium entsteht daraus das sogenannte „Ulcus cruris", das auch als "offenenes" Bein bezeichnet wird. Gemeint sind offene Geschwüre an den Unterschenkeln, die sich leicht infizieren und eine langwierige Therapie verlangen.

Auf der Basis von Krampfadern können außerdem oberflächliche Venenentzündungen (Phlebitis) entstehen, auf deren Basis sich zusätzlich zur Entzündung auch ein Blutgerinnsel (Thrombose) ausprägen kann. Sehr selten, aber möglich: Ein solches Gerinnsel kann sich lösen und dann mit dem Blutstrom in die Lunge geschwemmt werden, wo es ein Gefäß verstopft. Im schlimmsten Fall endet eine solche "Lungenembolie" tödlich.

Können Sauna und Solarium die Entstehung von Krampfadern begünstigen und sind sie grundsätzlich schädlich für die Venen?

Nein. Wärme führt zwar zu vorübergehender Erweiterung der Gefäße und fördert die Durchblutung. Da dieser Effekt in der Sauna jedoch nur kurzfristig anhält, gibt es keine längerfristigen, negativen Effekte für die Entstehung oder Verschlechterung von Krampfadern. Sehr lange und extrem heiße Saunagänge sollten Patienten mit Krampfadern oder allgemeiner Venenschwäche dennoch vermeiden: Wenn sich durch die geringe Elastizität der Venen zu viel Blut in den Beinen sammelt, macht schlichtweg der Kreislauf schlapp.

Hat das Tragen von High Heels eine Auswirkung auf die Entstehung von Krampfadern?

Ja. Zwar weiß man heute, dass durch High Heels nicht direkt Krampfadern entstehen können, doch sie können zumindest existierende Probleme verschlimmern. Der Grund: Befindet sich der Fuß in normaler Position, so wird der Wadenmuskel beim Gehen regelmäßig kontrahiert und entspannt. Dieses Wechselspiel aus Kontraktion und Entspannung hat eine Pumpfunktion und treibt Blut aus den Beinen in Richtung Herz.

Beim Tragen von High Heels befindet sich der Wadenmuskel nun dauernd in der angespannten Situation - der Pumpeffekt entfällt. Dies ist aber erst dann bedenklich, wenn die Schuhe mehr als zehn Stunden pro Tag getragen werden.

Erzeugt Sitzen mit gekreuzten Beinen Krampfadern?

Allgemein kann man sagen, dass längeres Sitzen in jeglicher Position das Risiko erhöhen kann, Krampfadern zu entwickeln oder die Problematik zu veschlimmern. Dafür, dass überkreuzte Beine ein besonders hohes Risiko darstellen, gibt es aber keine wissenschaftlichen Untersuchungen.

Welche Therapieoptionen für Krampfadern gibt es?

Leichte oder mittelschwere Beschwerden, wie zum Beispiel Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen, lassen sich gut mit Kompressionsstrümpfen oder Kompressionsverbänden behandeln. Diese üben einen Druck auf das Bein aus, sodass sich weniger Blut in den Venen staut. Wichtig ist hier, dass Stützstrümpfe nur im Liegen angezogen werden dürfen: Im Stehen sind bereits etwa 500 ml Blut in den Beinen versackt und es gibt keinen therapeutischen Effekt. Kompressionsstrümpfe mindern jedoch nur die Beschwerden, die Krampfadern selbst bleiben bestehen.

Bei Krampfadern mit ausgeprägten Beschwerden ist eine Operation die Methode der Wahl, die dauerhaft von Krampfadern befreit. Hier werden die betroffenen Venen beim sogenannten „Venenstripping" einfach herausgezogen.

Wird die OP von der Kasse übernommen?

Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen in den meisten Fällen nur die klassischen Operationsmethoden wie Venenstripping oder Veröden. Schonende und neuere Verfahren wie Radiowellen- oder Lasetherapie müssen meist aus eigener Tasche bezahlt werden. Die Rücksprache mit der Krankenversicherung lohnt sich aber immer.

Wie kann man Krampfadern vorbeugen?

Es gibt einige einfache Maßnahmen, die Venen entlasten und so indirekt der Entstehung von Krampfadern vorbeugen können: Zur Verbesserung der Durchblutung im Beingewebe und zur Erhöhung der Blutzirkulation werden Wechselduschen empfohlen, ein Hochlagern der Beine in der Nacht und bei längerem Sitzen verhindert schmerzhaftes Anschwellen. Generell stärken Ausdauersportarten die Wadenmuskulatur und damit die „Muskelpumpe". Ungünstig hingegen sind wie oben bereits erwähnt langes Stehen oder Sitzen und das Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen über eine längere Zeit.

Autor: Felix Gussone

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