Erkältung: Mythen und Fakten im Wahrheits-Check

Die kalte Jahreszeit steht uns bevor und mit den eisigen Temperaturen häufen sich niesende U-Bahn-Fahrgäste und schniefende Verkäufer hinter der Käsetheke. Eine Erkältung wird sehr leicht durch Viren von Mensch zu Mensch übertragen: Ein ordentlicher Nieser ins Gesicht oder eine „schmutzige“ Hand reichen oft aus, um selbst ein Opfer eines grippalen Infektes zu werden. Zwar sind die Symptome lästig - gefährlich ist die Krankheit, an der fast jeder Menschen zwei- bis viermal im Jahr leidet, in der Regel aber nicht. Yahoo! klärt die wichtigsten Mythen rund um die Erkältung.

Eine Erkältung kann man „ausschwitzen“

Falsch. Wer regelmäßig Sport treibt wird seltener krank. Das ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, denn Sport ist gut für die Abwehrkräfte. Bewiesen wurde das bisher für moderaten Ausdauersport. Warum dann eigentlich nicht Sport treiben, wenn die Erkältung im Anmarsch ist und das ganze einfach „ausschwitzen“?

Das ist falsch und sogar gefährlich! Krankheitserreger kann man nicht ausschwitzen und Symptome wie allgemeines Krankheitsgefühl, Gliederschmerzen, erhöhte Temperatur, Halsschmerzen oder Lymphknotenschwellungen sind Gründe, sich nicht zu verausgaben. Besonders wenn der Infekt über einen Schnupfen hinausreicht sollte man bis zu drei Tage nach Rückgang des Fiebers abwarten, bis man sich wieder belastet. Im schlimmsten Fall kann Sport bei Erkältungen sogar das Herz schwächen, und zum Herztod führen!

Erkältungen entstehen durch Kälte

Falsch. Schon in der Kindheit wurde man gewarnt: „Zieh dich warm an, sonst wirst du krank!“ Es gibt zwar Hinweise, dass in einem dauerhaft unterkühlten Körper die Immunabwehr beeinträchtigt und somit die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion erhöht ist. Der eigentliche Grund für die Häufung der Erkältungen in der kalten Jahreszeit ist jedoch ein anderer: Je fieser die Umgebung draußen, desto lieber halten sich Menschen gemeinsam in geschlossenen Räumen auf. Dort haben die Viren dann leichtes Spiel, von Körper zu Körper übertragen zu werden.

Auch ein einfacher Händedruck kann dabei genügen. Deswegen: Nach dem Naseputzen die Taschentücher schnell entsorgen und die Hände waschen. Schnupfenviren können nämlich problemlos mehrere Stunden auf Oberflächen überleben. Am besten wäre es, in dieser Zeit auf das Händeschütteln so gut es geht zu verzichten.

Küssen ist der häufigste Ansteckungsweg bei Erkältungen

Falsch. „Nicht küssen wenn die Nase läuft! Schließlich werden ja über den Speichel die Erkältungsviren direkt weitergegeben.“ Ganz so einfach ist das offenbar nicht: Laut US-Forscher Eliot Dick kommt eine Übertragung von Erkältungsviren durch das Küssen sogar nur äußert selten vor. Der Schnupfenexperte stellte fest, dass beim Küssen zwar Viren über den Speichel übertragen werden. Diese gelangen jedoch beim Schlucken sofort in den Magen und werden dort durch die Magensäure unschädlich gemacht.

Viel gefährlicher sei dagegen Anniesen oder Anhusten des Partners, denn dabei können die Erreger direkt in dessen Atemwegs-Schleimhäuten landen. Amerikanische und britische Forscher fanden außerdem heraus, dass ein Handschlag mehr Krankheitserreger überträgt als zum Beispiel ein Küsschen auf die Wange

Eine Erkältung kann man „verschleppen“

Richtig. Eine Erkältung „verschleppen“ heißt, dass man sie nicht richtig los wird. Medizinisch erklärt man das so: Erkältungskrankheiten werden durch Viren hervorgerufen, mit denen der Körper in der Regel gut umgehen kann und sie nach kurzer Zeit tötet. Während der Virusinfektion sind die Schleimhäute jedoch sehr anfällig für Bakterien und werden von ihnen besiedelt. Diese bakteriellen Zweitinfekte nennt man auch Superinfekte oder sekundäre Infektion und sie sind gefährlicher als die Erkältung selbst.

Die „Erkältungsbeschwerden“, die man nicht loswird, sind dann also eigentlich bakterielle Infektionen und meist schlimmer.

Antibiotika helfen gut bei einer Erkältung

Falsch. Im Normalfall lautet die altbekannte Regel für die Dauer einer Erkältung: Drei Tage kommt sie, drei Tage bleibt sie, drei Tage geht sie. Verkürzt werden kann ein grippaler Infekt nicht. Lediglich die Symptome lassen sich durch Medikamente lindern. Der Körper muss aber letztlich alleine mit den Viren kämpfen. Gegen Erkältungsviren existieren entgegen vieler falscher Ansichten nämlich KEINE Medikamente. Antibiotika helfen nur gegen Bakterien, NICHT gegen Viren.

Nach einer durchgemachten Erkältung ist man immun

Falsch. Traurig aber wahr: Prinzipiell kann sich nach dem Abschließen einer Erkältung sofort der nächste grippale Infekt anschließen. Bei über 200 verschiedenen Erkältungsviren ist der beste Schutz vor Neuansteckung immer noch die Stärkung des Immunsystems durch ausgewogene und vitaminreiche Ernährung, Bewegung und frische Luft.

Vitamin-C hilft viel gegen Erkältungen

Falsch. Es gibt zahlreiche Studien zur Auswirkung von Vitamin-C auf die Entstehung von Erkältungskrankheiten. Fakt ist: Wie andere Vitamine auch ist das Vitamin-C essentiell für ein gut funktionierendes Immunsystem. Vor einem Mangel an Vitamin-C müssen wir uns in unserem Land jedoch nicht fürchten. 100 Milligramm Vitamin-C sollte man laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung jeden Tag konsumieren. Diese Menge ist bereits in einer halben Paprikaschote, einem Glas Orangensaft oder zwei Kiwis enthalten. Jeder, der sich einigermaßen vernünftig ernährt, deckt also locker seinen Vitamin C Bedarf.

Laut einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern der Universität Helsinki konnte Vitamin-C nur bei Menschen nach extremer körperlicher Anstrengung die Krankheitsdauer einer Erkältung um acht Prozent verkürzen. Eine "Überdosis" Vitamin-C pro Tag verringert jedoch nicht die Infektanfälligkeit.

Aus einer Erkältung kann eine Grippe werden

Falsch. Eine richtige Grippe (Influenza) und ein grippaler Infekt (Erkältung) sind zwei paar Schuhe. Das sieht man bereits am Krankheitsverlauf: Bei einer Grippe durch Influenza-Viren treten die Symptome binnen weniger Stunden nach Infektion auf und man fühlt sich richtig krank. Eine Erkältung (grippaler Infekt) geht hingegen auf harmlosere Viren zurück und baut sich meistens über mehrere Tagen hin auf. Möglich ist lediglich eine zusätzliche Infektion mit dem Grippe-Virus, wenn durch eine Erkältung das Immunsystem zuvor geschwächt wurde.