Lebensgefährliches Blutgerinnsel – nach zu viel Sport

Bild: thinkstock
Bild: thinkstock

Die 24-jährige Danielle Yallop trainiert bis zu fünfmal pro Woche. Dann bildet sich ein lebensgefährliches Blutgerinnsel und die Ärzte sind sich sicher: Ausgelöst wurde es von zu viel Sport. Univ.-Prof. Dr. Peter Biberthaler und Sportwissenschaftler Andreas Wagner erklären Risiken und Möglichkeiten der Vorbeugung.

Als Danielle Yallop aus Manchester, Großbritannien, nach dem Training einen Knoten in ihrem Arm entdeckt, ist sie beunruhigt. Doch erst als der komplette Arm anschwillt, fährt sie ins nächstgelegene Krankenhaus. Die schockierende Diagnose der Ärzte: eine lebensbedrohliche tiefe Venenthrombose, ausgelöst durch ein Blutgerinnsel. Die tiefe Venenthrombose ist die schwerste Venenerkrankung überhaupt. Zum einen besteht die Gefahr einer oft tödlichen Lungenembolie (Verstopfung eines Blutgefäßes in der Lunge), zum anderen führt sie oftmals zum postthrombotischen Syndrom, einem lebenslangen Folgeleiden.

Lesen Sie auch: Die MRSA-Panik

Sofort muss sich Yallop einer Notoperation unterziehen, bei der ihr die Ärzte eine Rippe entnehmen, um den Druck auf die Arterien zu lindern. Anschließend bekommt sie Gerinnsel lösende Medikamente. „Wir nennen diese Krankheit auch Anstrengungs-Thrombose, weil sie während des Sports ausgelöst wird", so Yallops behandelnder Arzt, Professor Mo Baguneid, Herz-Experte am Alexandra Krankenhaus in Manchester zur „Daily Mail".

Blutgerinnsel durch Dehydrierung

Doch was bedeutet dies konkret? Muss jeder Sportler lebensgefährliche Blutgerinnsel fürchten? „Die Frage, ob Blutgerinnsel nach einer sportlichen Betätigung auftreten, hängt von einigen Faktoren ab", so Prof. Dr. Peter Biberthaler, Leiter der Unfallchirurgie am Klinikum Rechts der Isar in München zu Yahoo! Nachrichten. „Es gibt ein individuelles genetisches Risiko, also Menschen, die zu einer ausgeprägteren Blutgerinnung neigen als andere. Diese haben per se ein höheres Risiko. Zum anderen besteht immer die Gefahr der Dehydrierung: Je weniger Wasser man im Blut hat, umso dickflüssiger wird es. Ab einer gewissen Grenze kann es dann nicht mehr fließen und stockt."

Andreas Wagner, Sportwissenschaftler und Autor des Buches „Krafttraining im Radsport — Methoden und Übungen zur Prävention und Leistungssteigerung" sieht die Gefahr auch in ungewohnten Übungen: „Extreme Anstrengungen können Faktoren im Blut aktivieren, die sich in den Blutgefäßen ablagern und diese verstopfen können. Bewusste Bewegung und Sport werden aus medizinischer Sicht hingegen als ein wichtiger Faktor zum Vorbeugen von Thrombosen angesehen, besonders Ausdauersport", so der Sportexperte zu Yahoo! Nachrichten.

„Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen"

Um den lebensgefährlichen Blutgerinnseln vorzubeugen, empfehlen Sportwissenschaftler Wagner und Dr. Biberthaler: nichts zu übertreiben! „Trainingspläne mit Sportärzten ausarbeiten und keine zu raschen Änderungen des Trainings herbeiführen. Weder in die eine, noch in die andere Richtung. Wenn man jeden Tag den Ironman trainiert, darf man nicht plötzlich ganz aufhören. Und wenn man den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt, ist es gefährlich, plötzlich einen Marathon zu laufen. Ansonsten unbedingt ausreichend trinken, Medikamente immer mit dem Arzt besprechen, natürlich keine Doping-Substanzen nehmen und beim Training die eigene Leistungsgrenze im Blick haben", so Dr. Biberthaler.

Lesen Sie auch: Papillomviren als Hautkrebserreger unter Verdacht

Wenn ein Blutgerinnsel auftritt, ist es unglaublich wichtig, es zu erkennen, denn dann zählt jede Sekunde. Auffällig seien dann kleine schwarze Punkte unter den Fingernägeln, so Dr. Biberthaler. „Zentral verursachen Blutgerinnsel Herzinfarkte, Lungenembolien oder Verschlüsse der Hirnarterien. Dies führt zu Schwindelattacken, kurzzeitiger Blindheit, Schmerzen hinter der Brust und Kurzatmigkeit. Bei diesen Symptomen sollte man sofort einen Arzt aufsuchen."

Danielle Yallop geht es heute dank der schnellen Behandlung der Ärzte wieder gut. „Ich bin so glücklich. Ich arbeite wieder und langfristige Folgen der Thrombose können ausgeschlossen werden." Trainieren wird die Marketing-Managerin aber auch weiterhin. „Ich werde nicht aufhören, Sport zu machen, denn das ist ein großer Teil meines Lebens. Aber ich werde es nun langsamer angehen lassen."