Mensch im Frühling: Spielball der Hormone?

In wohl kaum einem Monat sieht man so viele küssende Pärchen wie im Wonne- und Liebes-Monat Mai. Dem Frühling wird nachgesagt, dass er zwischenmenschliche Liebeleien und den Paarungswillen positiv beeinflussen soll. Doch was ist die Ursache für die sogenannten „Frühlingsgefühle"?

Mensch im Frühling: Spielball der Hormone?
Mensch im Frühling: Spielball der Hormone?

Ganz Deutschland konnte sich am Wochenende über traumhaftes Wohlfühl-Wetter freuen. Wenn die Temperaturen steigen, sich die Sonne immer öfters zeigt und Menschen beginnen, ihre kurzen Kleider aus dem Schrank nehmen, dann weiß man: Es ist Frühling! Doch die besagte Jahreszeit ist nicht nur für ihre klimatischen Vorzüge bekannt. Viele Menschen fühlen sich durch den Wetterumschwung beflügelt und lassen ihren Gefühlen freien Lauf. Das Ergebnis: Küssende Paare wohin das Auge blickt und die ein oder andere (geplante oder auch ungewollte) Schwangerschaft. Die sogenannten „Frühlingsgefühle" haben Oberhand gewonnen.
Warum plötzlich so froh?

Forscher sprechen von einer Vielzahl von Faktoren, welche die triebhaften Gefühle im Mensch bewirken. Da wären zunächst einmal die Hormone. Überraschenderweise sollen nach den neuesten Erkenntnissen jedoch die Sexualhormone, also Östrogen bei der Frau und Testosteron beim Mann, keine große Rolle spielen. Viel wichtiger ist ein Stoff namens Melatonin — das Schlafhormon. Studien haben gezeigt, dass dieses Hormon nicht nur für den Schlafrhythmus von Bedeutung ist, sondern auch das Wohlbefinden beeinflusst: Ein hoher Melatonin-Spiegel im Blut kann zu Verstimmungen, ja sogar zu Depressionen führen. Im Gegensatz zum dunklen Winter wird Melatonin, dessen Ausschüttung lichtabhängig ist, im sonnigen Frühling deutlich weniger freigesetzt. Das Ergebnis: Fröhlichere Menschen mit gesteigerter Libido. Zusätzlich steigt in der neuen Jahreszeit auch noch die lichtabhängige Produktion des Glückshormons Serotonin — ein weiterer Faktor, der uns froh macht.

Mehr als nur Hormone

Fest steht: Hormone haben einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung unserer Frühlingsgefühle, doch es gibt etwas, was stärker ist als Chemie: Die Psyche. Durch die neu belebte Landschaft und erste blühende Blumen wächst die Vorfreude auf mehr: Den Sommer. Menschen machen sich frei von ihrer Winterkluft, die Röcke werden kürzer, die Oberteile enger, man achtet wieder mehr auf seinen Körper. Dass auf diese Weise eine besondere Anziehungskraft auf das andere Geschlecht ausgeübt wird, braucht nicht genauer erläutert zu werden.

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Vielleicht reden wir uns aber auch nur ein, dass der Frühling einen besonderen sexuellen Beigeschmack besitzt. Der Grund: Die meisten Kinder werden in den Herbstmonaten und um die Weihnachtstage gezeugt — und das ganz ohne Blumen und warme Temperaturen.

Autor: Felix Gussone / ZEITjUNG