Wetterfühligkeit: Wenn das Klima zum Problem wird

"Seit gestern schlafe ich schlecht und habe starke Kopfschmerzen. Das muss das Wetter sein."

Ähnliches hat jeder schon einmal gehört oder selbst gesagt, doch so ganz mag man es ja eigentlich nicht glauben. Das Wetter soll spürbar unangenehme Auswirkungen auf unseren Körper haben? Ist das überhaupt möglich? Die Antwort lautet: Ja. Neben weiteren Symptomen sind Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit die häufigsten Probleme wetterfühliger Menschen. Yahoo! Nachrichten klärt wichtige Fragen zum Thema Wetterfühligkeit.

Fakt ist: Unser Körper muss von Natur aus binnen kürzester Zeit auf Wetterveränderungen reagieren. Am einfachsten wird dies an einem Beispiel deutlich, das jeder kennt: Der Körpertemperatur. Damit unsere Organe gut arbeiten können, muss die Körpertemperatur konstant auf 37 °C gehalten werden. Ist es draußen kalt, so produziert der Organismus Wärme durch Energieverbrauch. Knallt hingegen die Sonne, kühlen wir uns durch Schwitzen ab.

Unser Körper reagiert ständig auf Wetterveränderungen

Im Alltag sind es jedoch nicht nur Temperaturschwankungen, auf die unser Körper reagieren muss. Auch auf Veränderungen von Luftfeuchtigkeit und Luftdruck stellen wir uns ein. In den meisten Fällen passiert dies unbewusst und wir bemerken dabei nicht die natürlichen Auswirkungen des Wetters auf Kreislauf, Nervensystem und die Hormone. Bei "wetterfühligen" Menschen ist das anders.

Im Zuge einer Untersuchung des Münchner Institutes für Arbeits- und Umweltmedizin zum Thema "Wetterfühligkeit" glaubten 20% der befragten Personen, dass ihre Gesundheit stark vom Wetter abhängt. Ein Drittel der Wetterfühligen gab sogar an, mindestens einmal im Jahr aufgrund ihrer Wetter-Symptome nicht in der Lage zu sein, der normalen Arbeitstätigkeit nachzugehen.

Diese Symptome sind häufig bei Wetterfühligkeit:

Bei der oben erwähnten Untersuchung Münchner Umweltmediziner gaben die wetterfühligen Befragten am häufigsten folgende (subjektive) Symptome an: Kopfschmerzen und Migräne (61%), Abgeschlagenheit (47%), Schlafstörungen (46%), Müdigkeit (42%) und Gelenkschmerzen (40%).

Vor allem ältere Menschen spüren das Wetter subjektiv stärker: 70 Prozent der Patienten ab 60 klagen darüber, dass ihnen Wetterveränderungen zu schaffen machen. Auch Frauen in den Wechseljahren leiden bei Wetterumschwüngen verhältnismäßig häufiger.

Wetterempfindlichkeit und Wetterfühligkeit sind nicht dasselbe

Auch wenn es Menschen gibt, die an Wetterumschwüngen leiden: Ein Wetterwechsel macht nicht krank und Wetterfühligkeit ist auch keine Krankheit im klassischen Sinn!

An dieser Stelle ist es aber wichtig, den Unterschied zwischen Wetterfühligkeit und Wetterempfindlichkeit zu kennen. Wie bereits erwähnt reagieren Wetterfühlige auf Wetterwechsel mit unterschiedlichen Beschwerden, sind ansonsten aber gesund. Bei Wetterempfindlichen ist das anders: Hier können sich beispielsweise bestehende Krankheiten am Herzen, Schmerzen nach Operationen sowie chronischen Erkrankungen durch Wettereinflüsse verschlechtern!

Heute weiß man, dass Kälte, Wärmebelastung und massive Wetterwechsel sogar die Häufigkeit von Herzinfarkten beeinflussen können. Auch Schmerzen bei rheumatischen Erkrankungen werden durch feucht-kaltes Wetter verstärkt.

Wie wird man "wetterfühlig"?

Da es sich bei Wetterfühligkeit um eine subjektive Störung der Befindlichkeit handelt, sind genaue Ursachen schwer zu finden. Medizinische Klimatologen der Ludwig-Maximilians-Universität München gehen davon aus, dass besonders der Trainingszustand des Körpers eine wichtige Rolle spielt: Ein Mangel an Bewegung und eine schlechte Kondition machen uns träge und führen dazu, dass wir uns an unterschiedliche Wetterlagen nicht mehr schnell und richtig anpassen können.

Auch die fehlende "Übung" mit Temperaturschwankungen scheint ein Grund für Wetterfühligkeit zu sein. Wer sich überwiegend in klimatisierten Räumen aufhält, ist weniger an Wetterumschwünge gewöhnt als Menschen, die viel draußen sind. Mit anderen Worten: Der Körper verlernt, sich auf das Wetter einzustellen.

Hinzu kommt, dass wetterfühlige Menschen generell besonders gut in sich hineinhören können und überdurchschnittlich sensibel für Änderungen ihres körperlichen Zustands sind. So kann es sein, dass sie auch normale Anpassungsvorgänge des Körpers besonders stark spüren und bewerten.

Abhärten hilft bei Wetterfühligkeit

Wie oben erklärt können sich hinter der Wetterempflindlichkeit ernsthafte Krankheiten verbergen, deren Symptome durch Wetterumschwünge verstärkt werden. Häufen sich die Beschwerden oder kommt es zu besonders schweren Symptomen ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen.

Wer hingegen "nur" an subjektiven Befindlichkeitsstörungen im Zuge der Wetterfühligkeit leidet kann versuchen, durch Lebensstiländerungen die Anpassung an das unverträgliche Klima zu verbessern: Ärzte empfehlen mindestens eine halbe Stunde pro Tag an der frischen Luft zu - auch bei schlechtem Wetter.