Wulffs Skandale: Ein Rückblick

Bundespräsident Christian Wulff während seiner Weihnachtsrede (Bild: Reuters)
Bundespräsident Christian Wulff während seiner Weihnachtsrede (Bild: Reuters)

Das Jahr 2012 beginnt für Bundespräsident Christian Wulff (CDU), wie 2011 endete: mit unangenehmen Enthüllungen aus der Vergangenheit. Neuester Vorwurf gegen den Politiker: Er soll mehrfach versucht haben, Journalisten in ihrer Berichterstattung zu beeinflussen. Ein umstrittener Privatkredit, vergünstigte Urlaubsreisen, Anzeigenfinanzierung und enge Freundschaften zu zahlreichen Wirtschaftsunternehmern - da kann man schon mal den Überblick verlieren. Eine kleine Zusammenfassung der Wulff-Skandale:

Urlaubs-Schnäppchen
Im Mai 2009 reiste Familie Wulff nach Florida, und zwar in der Business Class. Weil man gute Kontakte zum Chef der Fluggesellschaft Air Berlin pflegte, war man kostenlos hochgestuft worden. Doch die Freude im Hause Wulff währte nur kurz, denn ein Jahr später bekam die Öffentlichkeit Wind von der Sache und war wenig begeistert. Niedersachsens damaliger Regierungschef Christian Wulff bereute zutiefst und zahlte die Flugreise nachträglich aus eigener Tasche. Später empörte sich die schon gereizte Öffentlichkeit über diverse Urlaubsaufenthalte in Privathäusern von Unternehmern.

Der Darlehens-Skandal
Dumm nur, dass sich der CDU-Politiker bereits im Jahr 2008 von einem weiteren guten Unternehmer-Freund unter die Arme greifen hatte lassen. Und besonders ungeschickt, dass diese kleine Hilfeleistung von der „Bild"-Zeitung aufgedeckt wurde, nachdem Wulff in der politischen Rangordnung zum Bundespräsidenten aufgestiegen war. Der „Tatbestand": Er hatte im Jahr 2008 einen Privatkredit über 500.000 Euro aufgenommen, um sich ein Eigenheim zu finanzieren. Das günstige Darlehen stammte von der Frau des Unternehmers Egon Geerkens - zu dem Wulff noch im Jahr 2010 eine geschäftliche Beziehung verneint hatte. Später löste der Politiker den Kredit durch ein besonders zinsgünstiges Darlehen der BW-Bank ab. Mittlerweile steht fest: Geerkens beriet Wulff bei der Immobiliensuche. Und Geerkens pflegt gute Kontakte zur BW-Bank, schlug also offenbar auch hier einen Freundschaftspreis für ihn raus.

Porsche dankt
Damit noch lange nicht genug, munkeln diverse Medien darüber, dass der Kredit der baden-württembergischen Bank eine Art Dankeschön für die Porsche-Rettung im Jahr 2009 gewesen sein könnte. Wulff saß „Spiegel"-Berichten zufolge damals im VW-Aufsichtsrat, als selbiger Autobauer Porsche vor der Pleite rettete. Und wie es der Zufall so will, ist die Tochter der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) die Hausbank von Porsche. Die für derart viele Zufälle erstaunlich trotzige Reaktion Wulffs: Es bestehe „keine irgendwie geartete Interessenkollision", zitierte der „Spiegel".

Günstige Werbung
Wie es sich für einen ordentlichen Domino-Effekt gehört, ging es für den Bundespräsidenten danach munter weiter mit den Vorwürfen. Zuerst hieß es, Wulffs Unternehmerfreund Carsten Maschmeyer habe vor vier Jahren Zeitungsanzeigen im Wert von über 40.000 Euro bezahlt, die für das Buch des Politikers warben, das ironischerweise den Titel „Besser die Wahrheit" trägt. Seine Reaktion: Er habe von nichts gewusst.

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Droh-Anruf
Durchaus bewusst sprach Wulff hingegen nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung" auf die Mailbox von „Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann und versuchte, diesen mit Drohungen zu beeinflussen. Sein Anliegen: Sollte das Blatt die „unglaubliche" Geschichte über den umstrittenen Kredit veröffentlichen, müsse der Springer-Verlag mit einem „endgültigen Bruch" rechnen. Später soll sich Wulff bei dem Journalisten für sein Verhalten entschuldigt haben. Allerdings berichtet "Spiegel online", dass Wulff auch den Chef der Springer AG, Mathias Döpfner, angerufen habe, um die Veröffentlichung des Artikels zu stoppen.

Was meinen Sie: Ist Wulff mit den Vorwürfen gegen ihn angemessen umgangen? Was halten Sie von seiner Reaktion? Und halten Sie einen Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten für erforderlich? Wir freuen uns auf Ihre Beiträge.