Autos mit Rundumblick und Live-Bild-Navi

Mercedes hat ein Navi mit Live-Bild vorgestellt. (Bild: Daimler)
Mercedes hat ein Navi mit Live-Bild vorgestellt. (Bild: Daimler)

Zwei Augen sind nicht genug. Moderne Autos verlassen sich nicht nur auf die Sinne des Fahrers und der Insassen, sondern haben allerhand Kameras und Sensoren verbaut. Bald werden sogar Live-Bilder von der Frontkamera die Karten des Navigationssystems ersetzen.

Einparkhilfen und Spurhalteassistenten, Bremsautomatiken und Abstandhalter, Reifendruckwarner und Verkehrszeichenerkennung: Auto-Assistenzsysteme boomen. Die Zahl der Video- und Radarsensoren hat sich zwischen 2011 und 2012 weltweit verdoppelt. Kameras sind mittlerweile sogar in Kleinwagen zu finden. Das vernetzte Fahren wird zum Mainstream. „Intelligente Assistenzsysteme der Zukunft analysieren immer komplexere Situationen und erkennen dank verbesserter Umfeldsensorik das Gefahren­potenzial im Straßenverkehr noch besser als heute“, sagt Thomas Weber, bei Mercedes zuständig für Forschung und Entwicklung.

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Die Augen des Autos sind die Kameras. Mercedes neue Stereo Multi Purpose Camera ist hinter der Frontscheibe im Bereich des Innenspiegels untergebracht und sieht in einem Bereich von 45 Grad alles, was bis zu 500 Meter weit entfernt ist. Innerhalb einer Reichweite von 50 Metern ist die Linse sogar 3-D-fähig. Die Kamera erfasst Schilder, Markierungen, Fußgänger, andere Autos. Die Daten werden in Sekundenbruchteilen von schnellen Rechenchips verarbeitet. Werden Gefahrenquellen erkannt, warnt das „Intelligent Drive“-System oder greift ein. Die zusätzlichen vier um das Auto herum verteilten Kameras und die Radar- und Ultraschallsensoren sorgen für eine 360-Grad-Wahrnehmung.

Live-Videobilder im Navi

Mercedes geht noch einen Schritt weiter. Live-Bilder aus der Kamera sollen künftig die bisherige Kartendarstellung im Navigationssystem ersetzen. Der schwäbische Autobauer hat einen Prototyp vorgestellt, in dem auf dem Display das Videobild der Straße vor dem Auto gezeigt wurde. Darin blendet das futuristische Navi Fahrhinweise ein, wie man sie aus bisherigen Navigationssystemen kennt wie Richtungspfeile und Geschwindigkeitshinweise. Ebenfalls angezeigt werden Points of Interest wie Tankstellen oder Parkplätze. „Augmented Reality“ („erweiterte Realität“) heißt die Technik.

Beifahrer bekommt andere Infos auf dem gleichen Bildschirm

Das Besondere: Das 33 Zentimeter große Split-Display erlaubt dem Beifahrer, ein anderes Bild zu sehen als der Fahrer. So könnte der Nebenmann auf dem Live-Video Sehenswürdigkeiten, Restaurant-Empfehlungen und Shopping-Tipps sehen und mit einem Klick auf ein Symbol auf weiterführende Internetseiten geleitet werden. Mit dem Live-Bild-Navi soll der Fahrer sich besser und schneller orientieren können. Im Gegensatz zum Kartenmaterial sind die Live-Bilder immer aktuell. Auf langen Autobahnfahrten soll weiterhin herkömmliches Kartenmaterial angezeigt werden, um den Fahrer nicht zu verwirren.

Frontscheibe als interaktives Navigationssystem

Doch Daimler plant schon weiter: Statt des Videobildschirmes könnte das Navi in der Zukunft sogar auf die Windschutzscheibe wandern. Auf der Frontscheibe würden dann Informationen zur Umgebung und Fahrhinweise angezeigt, auch die Integration sozialer Netzwerke und Infotainment ist denkbar. Mit Wischgesten würde man sich durch die Einstellungen blättern.

Auch Audi arbeitet gemeinsam mit Microsoft an einem solchen Head-Up-Display. Wann das Live-Bild-Navi und die interaktive Frontscheibe in den Serienmodellen von Mercedes Einzug halten, ist unklar. Die Autos der Zukunft werden aber nicht nur für Tech-Fans ein wahres Vergnügen. Bleibt die Frage, wie sehr die neue Technik die Fahrer ablenkt. Sollte 2020 das selbst fahrende Auto kommen, können sich die Fahrer auf die Hi-Tech-Spielereien konzentrieren.