Können Sie den tanzenden Gorilla sehen? 83 Prozent der Radiologen bemerkten ihn nicht!

Können Sie den tanzenden Gorilla sehen? 83 Prozent der Radiologen bemerkten ihn nicht! (Bilder: dailymail.co.uk):
Können Sie den tanzenden Gorilla sehen? 83 Prozent der Radiologen bemerkten ihn nicht! (Bilder: dailymail.co.uk):

Eines der besten Krankenhäuser Amerikas, das Brigham and Women’s Hospital in Boston, führte kürzlich eine psychologische Studie mit Radiologen durch, die für Erstaunen sorgt. Die Untersuchung zeigte nämlich, dass 83 Prozent der getesteten Radiologen unter "Unaufmerksamkeits-Blindheit" leiden – die Mediziner übersahen ganz Offensichtliches.

Die jüngste Studie des Brigham and Women’s Hospital in Boston brachte das überraschende Ergebnis, dass der Großteil der Radiologen unter "Unaufmerksamkeits-Blindheit" leidet. Damit ist gemeint, dass Menschen etwas nicht erkennen können, was eigentlich ganz offensichtlich zu sehen ist. In dem konkreten Fall waren die getesteten Mediziner nicht in der Lage, den tanzenden Gorilla zu erkennen, der auf dem folgenden Bild zu sehen ist – und das, obwohl ihre Augen nachweislich bis zu vier Mal darüber fuhren.

Für die Tests wurden 24 Radiologen verschiedene CT-Aufnahmen von Lungenkrebs-Erkrankungen vorgelegt. Unter die Bilder wurden einige Aufnahmen geschmuggelt, auf denen ein tanzender Gorilla zu sehen war.

Bei der Untersuchung wurden den Radiologen CT-Scans von insgesamt fünf Patienten mit Lungenkrebs gezeigt. Auf den Bildern der ersten vier Patienten war nichts Ungewöhnliches zu sehen. In den insgesamt 239 Bildern des fünften Patienten waren fünf aufeinander folgende Scans versteckt, auf denen oben rechts der tanzende Gorilla zu sehen war.

Um die Forschung genau analysieren zu können, wurde der Gorilla auf der ersten Aufnahme zu 50 Prozent transparent dargestellt. Die folgende Aufnahme zeigte ihn zu 75 Prozent, im dritten Scan war der tanzende Gorilla dann vollständig erkennbar. Bei den letzten beiden Aufnahmen wurde die Transparenz wieder auf 50 Prozent zurückgefahren.

Nur vier der insgesamt 24 Mediziner gaben an, den Gorilla im Test gesehen zu haben. Für die Studie setzten die Forscher eine Technologie ein, die es ermöglicht, die Blickrichtungen des Auges sichtbar zu machen, so dass belegt werden konnte, wie oft die Radiologen mit den Augen über den Gorilla fuhren.

"Die Mehrheit der getesteten Personen schaute direkt und für längere Zeit auf den Gorilla. Dennoch waren sie nicht in der Lage ihn zu sehen", so Trafton Drew, Leiter der Studie im Brigham and Womens Hospital, gegenüber Daily Mail.

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Für die aufschlussreiche Studie ließen sich die Forscher von einem Experiment mit einem "unsichtbaren Gorilla" aus dem Jahr 1999 inspirieren. Damals baten die Forscher Testpersonen, ein Video anzusehen, in dem sich mehrere Personen Basketbälle zuwarfen. Die Probanden sollten zählen, wie viele Pässe von den Personen geworfen wurden, die weiße Shirts trugen.

Sehen Sie hier den Gorilla?
Sehen Sie hier den Gorilla?

Etwa nach der ersten Hälfte des Videos spazierte ein Mann im Gorilla-Kostüm mitten in die Gruppe der Basketballspieler und tanzte dort für kurze Zeit. Obwohl der Mann im Gorilla-Kostüm, klar und deutlich zu sehen war, waren 50 Prozent der Testpersonen erst in der Lage den Gorilla zu erkennen, als er ihnen in einem zweiten Video-Durchlauf direkt gezeigt wurde.

Um den jüngsten Test noch objektiver beurteilen zu können, führte Drew das Experiment ein zweites Mal mit 25 Erwachsenen durch, die keinen medizinischen Hintergrund hatten – kein einziger erkannte den tanzenden Gorilla.

Daraus lässt sich im Ergebnis auf "Unachtsamkeits-Blindheit" schließen und dürfte all die beruhigen, die dachten, es wäre ganz einfach Nachlässigkeit, dass die Mediziner den Gorilla nicht erkannten. Die Radiologen hatten eine bedeutend bessere Erfolgsrate die Krebsknötchen auf den Aufnahmen mit bloßem Auge zu erkennen, 55 Prozent besser als sie den Gorilla erkannten.

Das lag daran, dass sie darauf konzentriert waren Spuren von Krebs zu erkennen und nicht nach einem tanzenden Gorilla zu suchten.

Die Auswertung ergab, dass die 20 Radiologen, die den Gorilla nicht sahen, durchschnittlich 5,8 Sekunden damit verbrachten, den Scan mit dem Gorilla anzuschauen, zwölf hatten ihn sogar direkt angeschaut.

"Die Studie zeigt, dass diese Experten Dinge übersehen können, nach denen sie nicht direkt suchen", erklärt Drew gegenüber CBSnews.com. „Die Radiologen sind erstaunlich gut darin, Anhaltspunkte für Krebs zu finden, aber das heißt nicht, dass sie alles sehen. Ein Grund warum sie so gut darin sind, Krebs aufzuspüren, könnte daran liegen, dass sie wirklich ihre ganze Aufmerksamkeit darauf richten. Die Folge dieser Bündelung der Aufmerksamkeit ist dann andererseits, dass sie Dinge nicht erkennen, die ganz offensichtlich da sind.“