Tor-Netzwerk: Online-Parallelwelt in Angst und Schrecken

Cannabis gab es in der "Silk Road" anonym zu kaufen. (Bild: dpa)
Cannabis gab es in der "Silk Road" anonym zu kaufen. (Bild: dpa)

Kinderpornografie und Drogen sind nur einen Mausklick entfernt, man kann sich Waffen kaufen oder einen Auftragskiller anheuern. In der Tiefe des Internet hat sich eine düstere Online-Parallelwelt aufgetan, die von Geheimdiensten bekämpft wird: Das Tor-Netzwerk. Einen der vielen Handelsplätze, die sogenannte „Silk Road“, hat das FBI nun abgeschaltet. Doch die Macher bringen bereits den Nachfolger in Stellung.

Die „Silk Road“ war einer der berüchtigsten Markplätze für Illegales. Dort gab es Drogen, Trojaner, Kreditkartendaten. Bezahlt wurde mit der nicht zurückverfolgbaren Onlinewährung Bitcoins, ein persönlicher Kontakt fand nicht statt. Anbieter und Käufer blieben unerkannt. Nun konnte das FBI den Betreiber der Seite verhaften und den Marktplatz ausschalten.
Die Silk Road war nur eines von vielen Foren innerhalb des Tor-Netzwerks. Das Tor-Netzwerk ist eine Art Parallel-Internet. In ihm kann man anonym im Internet surfen und ebenso unerkannt Webseiten online stellen. Das Netzwerk verschleiert die Adressen komplex über viele Knotenpunkte, weshalb die IP-Adresse des Users nicht zurückzuverfolgen ist. In Zeiten der Überwachung durch die NSA und andere Geheimdienste schätzen viele User das Tor-Netzwerk wegen des Schutzes der Privatsphäre. Auch Journalisten und Aktivisten nutzen die kostenlose Technik, das Netzwerk zählte zur Jahresmitte 3,5 Millionen User.

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Doch das Unerkannt-Bleiben hat Kriminelle auf den Plan gerufen. Sie schufen die dunkle Seite des Tor-Netzwerks, sie ist als Deep Net oder Darknet bekannt. In den Foren und Marktplätzen wie „Silk Road“ und „Freedom Hosting“ gibt es alles, nur keinen Moralkodex. Nur einen Mausklick entfernt sind Kinderpornografie, Waffen, Drogen, Sprengsätze, Auftragskiller. Die Mitglieder diskutieren über die beste Art, sich selbst zu töten und über brutale Sexfantasien mit Babys.

Geheimdienste attackieren das Netzwerk

Doch die Nutzer sind offenbar nicht so sicher, wie sie glauben. Im August attackierte ein Trojaner eine Version des Browsers Firefox, der zusammen mit der Tor-Software verteilt wurde. Offenbar sollten Tor-User identifizert werden. Die Seite „Freedom Hosting“, wo es auch Kinderponrografie gab, verschwand jedenfalls vom Netz, der Betreiber Eric Eoin Marques wurde festgenommen. Hacker und Aktivisten vermuten Geheimdienste hinter den Trojaner-Attacken. Whistleblower Edward Snowden bestätigte nun, dass die NSA versuche, das Tor-Netzwerk zu destabilisieren und die Benutzer zu anderen Diensten zu locken. Knacken konten die NSA das Tor-Protokoll bisher allerdings nicht.

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Die Nutzer des Deepnets lassen sich von solchen Meldungen zwar beunruhigen, gehen aber selbst in den Angriff über. Admins und User der geschlossenen „Silk Road“ kündigten bereits den Launch des Nachfolgers an.