Veggie-Day: „Das ist grüner Speisekarten-Totalitarismus “

Veggie-Day: „Das ist grüner Speisekarten-Totalitarismus “

Sie ist die aufstrebende Frau in der CDU, er die streitbare Kultfigur der Grünen. Julia Klöckner und Hans-Christian Ströbele - unterschiedlicher können Politiker nicht sein. Im Blog-Duell von YAHOO! zur Bundestagswahl ringen sie jede Woche um die besten Argumente. Heute kritisiertJulia Klöckner die Pläne der Grünen für einen fleischlosen Kantinen-Tag scharf: Die "Besserwisser-Grünen" sollen aufhören, den Bürgern in den Kochtopf schauen zu wollen. 

Lieber Herr Kollege Ströbele, ich weiß, Sie möchten gerne das Wahlkampf-Rad BND-Skandal drehen. Nun ist Rot-Grün damit baden gegangen, pudelnass geworden mit dem Vorwurf, die Kanzlerin hätte ihren Amtseid gebrochen. Und jetzt das: Erst auf der Grundlage einer Vereinbarung, die die rot-grüne Bundesregierung 2002 mit den USA geschlossen hatte, hat der BND gehandelt. Deshalb: weniger Wahlkampfgetöse, sondern parteiübergreifende Lösungen. Ich bin der Meinung - wir brauchen sehr bald ein europäisches Datenschutzabkommen.

Was wir definitiv nicht brauchen, ist ein grüner Speisekarten-Totalitarismus! Abgesehen davon, dass eine Vielzahl von Bürgern sprachlich schon gar nicht versteht, was die Grünen mit dem Veggie-Day, dem Vegetarier-Tag für alle, wollen, frage ich mich, ob Sie denn wirklich keine anderen Sorgen haben? Die Moralisten-Attitüde mag ja einen gewissen Charme in den Anfangsjahren der Grünen gehabt haben. Aber, Herr Ströbele, Sie kennen doch auch ganz normale Menschen. Das sind Leute, die seit Jahrzehnten auch ohne grüne Vorschriften nicht am Rande des Nervenzusammenbruchs dümpeln, sondern als mündige Bürger ganz gut ihr Leben meistern. Sogar so gut, dass Sie Steuern zahlen und Sie und mich als Politiker finanzieren. Glauben Sie wirklich, die Bürger haben darauf gewartet, dass die Besserwisser-Grünen ihnen in den Einkaufswagen und Kochtopf schauen?

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An einem Tag in der Woche wollen Sie uns nun vorschreiben, kein Fleisch essen zu dürfen. Ehrlich gesagt: Ich will gar nicht an den restlichen sechs Tagen Fleisch essen müssen. Aber ich will selbst bestimmen, wann mir danach ist. Ein besseres Ernährungsverhalten der Bürger erreicht man nicht mit Verboten, sondern durch Information und Einsicht. Und abgesehen davon gibt es auf fast jeder Speise- und Kantinenkarte schon heute fleischlose Gerichte. Und die sind mitnichten so spaßfrei wie die Veggie-Day-Forderung, die vielleicht nur der Vorläufer des grünen Vegan-Day ist ...

Noch mal zu den normalen Leuten: Die gibt es auch in Ihren Reihen. Rezzo Schlauch wurde in der Frankfurter Rundschau mit den bemerkenswerten Worten zitiert: „Dieses Mit-dem-Finger-Zeigen, wenn etwas nicht in den grünen Mainstream passt, ist ein Stil, der mir nicht gefällt.“ Richtig. Ich habe jedenfalls keine Lust, mich als schlechterer Mensch zu fühlen, nur weil ich keine Grüne bin. Der liebe Gott hat uns alle mit mehr oder weniger Verstand und freiem Willen ausgestattet. Den sollten wir alle gemeinsam nutzen und auf einseitige Gängelungen verzichten.


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