Die große Manga-Verschwörung

Wissen Sie genau, was die Begriffe Manga, Anime und Cosplay bedeuten? Wenn nicht, wird es höchste Zeit, diese Bildungslücke zu schließen. Denn die japanische Pop-Kultur  erobert den westlichen Mainstream im Sturm. In Comic-Läden sehen Superhelden wie Spiderman und Batman ganz schön alt aus gegen Fantasiewesen mit riesigen Augen und kichernde Schulmädchen mit noch größeren Augen. Doch wer japanische Trickfilme als Kinderkram abtut und Manga-Comics auf Kulleraugen reduziert, wird dem Phänomen nicht gerecht. Denn wer hätte gedacht, dass die japanische Pop-Kunst gerade die Erwachsenen in ihren Bann zieht?

Captain Future für Erwachsene?
Bis heute können wir viel von den Japanern lernen, wenn es darum geht, Comics und Animationsfilme auch als altersgerechten Zeitvertreib für Erwachsene zu betrachten. Dass sich amerikanische und europäische Animationsfilme zunehmend auch an ein älteres Publikum wenden, ist ein frisches Phänomen. Im Anime und Manga dagegen ist das Ansprechen einer erwachsenen Zielgruppe seit jeher Selbstverständlichkeit. Das mag daran liegen, dass die Wurzeln der gezeichneten Kunstwerke aus dem Land der aufgehenden Sonne bis ins frühe 18. Jahrhundert zurückgehen. Damals entstanden Bücher, in denen Holzschnittdrucke mit integriertem Text Geschichten erzählten. Schnell wurden diese Vorläufer der japanischen Comics zur beliebten Lektüre.

Nicht nur japanische Autos sind Importschlager
Die Figuren aus Dragonball, Pokémon, Yu-Gi-Oh und Co. sind nicht mehr aus der westlichen Pop-Kultur wegzudenken. In Deutschland war der Manga-Bereich 2005 der am stärksten wachsende des gesamten Buchmarkts. Und der Trend hat seinen Zenit wahrlich noch nicht überschritten. Manche Jugendliche gehen noch einen Schritt weiter und basteln täuschend echte Kostüme (Cosplay), um sich im Internet und auf Conventions als möglichst originalgetreues Manga- oder Anime-Double zu präsentieren. Auch die japanische Jugendmusik, J-Pop genannt, ist im Westen stark im Kommen.

Ein bunter Kulturbeutel
Angesichts der Hysterie um Manga und Anime ist es nicht verwunderlich, dass Filmemacher und Comic-Autoren gen Nippon schielen, um die Blaupausen für das Erfolgsrezept zu stibitzen. Die Einflüsse der japanischen Zeichentrick- und Comic-Kunst sieht man Kinohits wie  der „Matrix“-Trilogie oder „Kill Bill“ ebenso an wie Serien wie „Avatar – Der Herr der Elemente“. Sogar die kreativen Köpfe von Disney und Pixar sind bekennende Fans des asiatischen Trickfilms. In den USA gab man den von Japan inspirierten Animationsfilmen daher den Spitznamen „Amerime“. Selbst Mode-Designer stoßen auf der Suche nach neuen Impulsen auf die schrille und bunte Comic-Welt aus Japan. Einen Aspekt von Anime und Manga müssen selbst die konservativsten Kritiker anerkennen: So manches Manga oder Anime erwies sich schon als Kulturbotschafter, denn das Interesse der westlichen Jugend an der japanischen Pop-Kunst fördert auch das Interesse an deren Herkunftsland.