Japan: Die Heimat von Heidi & Biene Maja

Isst Biene Maja gerne Sushi? Trägt Heidi manchmal Cosplay-Kostüme? Würde Wickie eigentlich lieber in einer Rikscha als auf einem Wikingerschiff reisen? Fragen wie diese sind nicht so abwegig, wie es scheint. Wer die Heimat der Zeichentrick-Figur Heidi in den Alpen und die von Biene Maja auf einer deutschen Wiese vermutet, liegt geografisch sehr, sehr weit daneben. Was die wenigsten wissen, die mit Kinderserien wie „Die Biene Maja“, „Heidi“, „Pinocchio“, „Wickie“ oder „Nils Holgersson“ aufgewachsen sind: Die vermeintlich „typisch deutschen“ Zeichentrick-Reihen stammen in Wirklichkeit allesamt aus Japan.

Japanische Hochhausschluchten statt Alpen

Auch wenn es im Titelsong der animierten Fernsehserie heißt: „Heidi, deine Welt sind die Berge“ – Heidis tatsächliche Welt war die Trickfilm-Schmiede Zuiyo Enterprise in Japan. Bei der Umsetzung der Vorlage der Schweizer Schriftstellerin Johanna Spyri scheute man Anfang der 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts keine Kosten und Mühen. Das japanische Produktionsteam bereiste die Schweiz, um vor Ort zu recherchieren und jede Menge Fotos zur Inspiration zu schießen. Die asiatischen Heidi-Fans waren äußerst stolz auf das Ergebnis: Alle in der Serie dargestellten Gebäude und Landschaftsbilder haben reale Fotos und Eindrücke als Vorlage. 

Asiatischer Exportschlager: Alm-Romantik
Auch andere beliebte Kinder-Fernsehserien aus den 70er- und 80er-Jahren wie „Wickie und die starken Männer“, „Die Biene Maja“, „Pinocchio“ und „Alice im Wunderland“ entstanden zwar in Zusammenarbeit mit dem ZDF und dem ORF. Doch steckte hinter der eigentlichen kreativen Arbeit ebenfalls das (später in Nippon Animation umbenannte) Studio aus Japan, das schon Heidi auf eine Art inszeniert hatte, die bei den Zuschauern, die die Berge und Schluchten der Alpen aus nächster Nähe kannten, genauso gut ankam wie bei denen, die lediglich die Häuserschluchten von Tokio gewohnt waren. Auch Serien wie „Sindbad“ und „Puschel, das Eichhorn“ wurden von diesem Team hergestellt. Der Erfolg von Heidi inspirierte das japanische Studio, jedes Jahr eine Fernsehserie auf der Grundlage einer literarischen Vorlage aus Europa zu produzieren, darunter Serien wie „Niklaas, ein Junge aus Flandern“ oder „Anne mit den roten Haaren“.


Handarbeit statt Computer-Grafik

Hayao Miyazaki, der bei „Heidi“ noch als Zeichner am Szenen-Design arbeitete, wurde später selbst als Regisseur und Mitbegründer der Ghibli Animationsstudios bekannt. Das Geheimnis des Erfolgs dieser Trickfilm-Schmiede? Sie blieb ihren Wurzeln treu. Während moderne Animationsfilme am Computer entstehen, arbeitet man hier weiterhin vor allem mit handwerklichen Techniken. So müssen zwar handgezeichnete Folien akribisch abfotografiert werden, doch die Mühe wird belohnt: 2003 erhielt Hayao Miyazaki für den Film „Chihiros Reise ins Zauberland“ den Oscar in der Kategorie Bester Animationsfilm. 
Text-Credit: teleschau – der mediendienst