Erfinder-Messe: Windräder für daheim und kluge Sprizen

Ein Rollstuhl, der ohne Räder mehr Beweglichkeit verspricht. Foto: Martial Trezzini

Tür zugeschnappt, Schlüssel in der Wohnung. Jetzt wäre es schön, wenn man sich per Smartphone Einlass verschaffen könnte. Das dachten sich israelische Erfinder und entwickelten eine App samt Spezialschloss.

Was von außen wie eine gewöhnliche Tür wirkt, entpuppt sich auf der 43. Genfer Erfindermesse als eine Art elektronisches «Sesam, öffne dich!» - bedienbar wie durch Zauberhand mit einer App.

Der High-Tech-Türöffner gehört zu den rund 1000 Exponaten, die derzeit von mehr als 750 Ausstellern aus 48 Ländern in den Genfer Palexpo-Messehallen präsentiert werden. Zu bestaunen sind nützliche und oft auch kuriose Ideen. Nicht selten war dabei Alltagsfrust die Quelle der Inspiration - durchaus nach dem Motto des umtriebigen Erfinders und Disney-Helden Daniel Düsentrieb: «Dem Ingeniör ist nichts zu schwör.»

So schaute sich etwa Alan Lee aus Hongkong eine TV-Sendung über die Schwierigkeiten von Menschen im Rollstuhl an, die kaum in den zweiten Stock eines Gebäudes ohne Aufzug kommen. «Die Leute fühlen sich ausgeschlossen, weil sie immer um Hilfe bitten müssen», sagt Lee. Seine Lösung: ein Rollstuhl, der wie ein Panzer Gleisketten statt Räder hat. Auf einer Treppe demonstriert der Chinese, wie der Rollstuhl problemlos Stufen überwinden kann.

Das Leben erleichtern wollte auch der Franzose Vincent Tempelaene. Er hat eine intelligente Spritze für Patienten mit chronischen Krankheiten entwickelt. Sie mischt die jeweils erforderliche Medizin automatisch, passt die Dosis auf den Patienten an, speichert Messwerte - und meldet sich, wenn die nächste Spritze fällig ist. «So werden Sie nie mehr vergessen ihre Spritze zu nehmen», verspricht Valérie Raux, die das Produkt auf der Messe vorstellt.

Viele Tüftler haben sich der Nachhaltigkeit und dem Stromsparen verschrieben, unter ihnen auch Deutsche: Damit zum Beispiel Handwerksbetriebe oder Bauernhöfe teurem Stromspitzen ausweichen können, entwickelte Helmut Richter aus Schönbrunn im Steigerwald (Bayern) zusammen mit zwei anderen Wissenschaftlern Windräder zur Stromerzeugung im eigenen Garten. Obwohl 20 Meter hoch, seien sie «leiser als der Wind, der durch Bäume weht», versichert Richter. Ein Vier-Personen-Kleinbetrieb könne damit den Verbrauch von kommerziell bezogenem Strom um rund 30 Prozent senken.

Richter und die meisten anderen Aussteller suchen nach einem Investor, der ihre Erfindungen auf den Markt bringen wird. Die Chancen stehen nicht schlecht. Nach Angaben der Messeveranstalter erhalten jährlich knapp die Hälfte der in Genf gezeigten Erfindungen Lizenzverträge im Gesamtwert von rund 50 Millionen Euro. Etwa 40 Prozent der rund 60 000 Messebesucher seien Investoren, die es spannender fänden, Geld in die Vermarktung neuer kreativer Produkte zu stecken, als an der Börse zu zocken.

Die Inspiration der Belgierin Véronique Vannuvel waren ihre zwei Töchter. Wenn die Mädchen mal wieder ihre Stofftiere verlegt hatten, flossen Tränen. Vannuvels simple Lösung: Plüschlieblinge, die mit einer Schlaufe samt Klettverschluss am Handgelenk befestigt werden.

Immer wieder bietet die Erfindermesse auch Bastlern mit ausgeprägtem Hang zum Abenteuer eine Plattform. In diesem Jahr zieht Xavier Rosset viel Aufmerksamkeit auf sich und auf sein Ultraleichtflugzeug. Damit will der Schweizer die Welt umrunden und 80 000 Kilometer zurücklegen. «Mit so einem leichten Flugzeug wie meinem hat das noch niemand getan», versichert er.

Website der 43. Erfindermesse