Frau mit W-LAN Allergie gewinnt Klage vor Gericht

W-LAN Allergie: Die Überempfindlichkeit gegen Gadgets und elektromagnetische Strahlung nennt sich EHS.

Eine Allergie gegen die allgegenwärtigen, unsichtbaren Funkstrahlen eines W-LAN-Netzes? Diesen Albtraum des 21. Jahrhunderts durchlebt die Französin Marine Richard angeblich jeden Tag. Die 39-Jährige zog deshalb in Toulouse vor Gericht und erklagte sich eine Behindertenrente von 800 Euro im Monat, wie unter anderem der "Guardian" berichtet. Ihre W-LAN Allergie zwinge sie dazu, fernab jeglicher Zivilisation in einer renovierten Scheune in den Bergen des südwestlichen Frankreichs zu leben, so die Klägerin. Das Gericht von Toulouse sprach der ehemaligen Produzentin von Radiodokumentationen daraufhin tatsächlich eine Behindertenrente zu – vorerst für drei Jahre.

Marine Richard behauptet, sie leide an EHS ("Electromagnetic Hypersensitivity"), ein umstrittenes Syndrom, das im Deutschen als Elektrosensibilität bekannt ist. Betroffene reagieren überempfindlich auf W-LAN, Handystrahlung, Fernseher und verschiedene Gadgets, die elektromagnetische Strahlung aussenden. Zu den Symptomen dieser "W-LAN Allergie" gehören Kopfschmerzen, Kribbeln in verschiedenen Körperteilen, Müdigkeit, allgemeines Unwohlsein, Übelkeit und Herzrasen.

Wissenschaftlich belegt wurde die Krankheit bisher jedoch nicht. In Doppelblind-Studien, in denen weder die Probanden noch die Forscher wussten, ob die Teilnehmer elektromagnetischen Strahlungen ausgesetzt waren, zeigte sich laut "Guardian" keine Verbindung zwischen den Symptomen und der Strahlung. Einige Forscher beschreiben EHS daher eher als eine Art Phobie, andere sprechen von einem sogenannten "Nocebo"-Effekt: Das Gegenteil des Placebo-Effekts – ein Patient fühlt sich unwohl, nur weil er denkt, dass er einer schädlichen Substanz ausgesetzt wurde.

Dennoch scheint Marine Richard nicht die Einzige zu sein, die durch eine solche Überempfindlichkeit erheblich in ihrer Lebensqualität eingeschränkt wird. So spricht ihre Anwältin, Alice Terrasse, in der "Times" davon, dass der Sieg vor Gericht ein Präzedenzfall sei, der "Tausenden von Menschen" helfen könnte, die ebenfalls an EHS leiden.

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