Frosch erkennt Schwangerschaft - Museum für Verhütung und Abbruch

Früher testeten Ärzte mit Fröschen, ob eine Frau schwanger war oder nicht. Wie das funktionierte, zeigt ein Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch in Wien. 



Es muss kein Froschkönig sein. Normale Frösche verkündeten den Frauen Glück oder Unglück - schwanger oder nicht schwanger. Was angesichts heutiger Schwangerschaftstests märchenhaft oder mittelalterlich anmutet, war noch vor wenigen Jahrzehnten Standard. Den Test mit Hilfe lebender südafrikanischer Krallenfrösche wendeten Ärzte in deutschen Krankenhäusern bis in die 60er Jahre an. Derartige Tests und Verhütungstechniken sowie die oft tödliche Geschichte der Abtreibung zeigt das Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch in Wien, das gerade seinen fünften Geburtstag feiert. 

Den männlichen Fröschen wurde Urin von möglicherweise schwangeren Frauen in den Lymphsack am Rücken gespritzt, beschreibt der Frauenarzt Stephan Wachtler in einem Film in dem Wiener Museum. 1954 begann er als "Krötenmeister" für 30 Frösche an der Landesfrauenklinik in Stuttgart seine Laufbahn. 

Enthielt der Urin Schwangerschaftshormone, bildete der Frosch drei Stunden später Spermien, die sich unter dem Mikroskop nachweisen ließen. Eine frühere Laborantin sagt, bis 1969 habe sie täglich 15 bis 20 Tests gemacht. Erst dann gab es chemische Tests, die Frösche wurden nicht mehr gebraucht. 

Das kleine Museum nahe der Wiener Innenstadt thematisiert in zwei Ausstellungsräumen die Geschichte von Verhütung, Geburtenregelung und Abtreibung. Es geht um Aberglauben und Wissenschaft, um Todesstrafen für verzweifelte Frauen und moderne Gesetzgebung und Medizin. Seit 2007 kamen 20 000 Besucher, häufig Schulklassen. 

"Das Resultat des Geschlechtsverkehrs ist im Allgemeinen das Kind", heißt es in einer Aufklärungsschrift von 1914. Um das zu verhindern, waren Menschen schon immer kreativ. Altertümliche Apparaturen zur Scheidenspülung stehen ebenso in Schaukästen wie Kondome aus Fischblasen und der Blinddarm von Lämmern - inklusive eines Drahtgestells zum Trocknen. 

Gängige Verhütungstipps an die Frau waren Luftsprünge oder Kniebeugen nach dem Geschlechtsverkehr. Bei amerikanischen Teenagern war die Spülung mit schäumender Coca-Cola beliebt. Aber: "Die Anwendung war denkbar unpraktisch und obendrein wirkungslos." 

Sein Museum habe er gegründet, sagt der Frauen- und Abtreibungsarzt Christian Fiala, als er sich gefragt habe: "Wie kann man Menschen bewusst machen, welch unglaubliche Kraft die menschliche Fruchtbarkeit ist." Es gehe ihm um Aufklärung und Hilfe zur Verhütung. "Österreich ist noch immer ein sehr katholisches Land. Es gibt hier dreimal so viele Abtreibungen wie im Vergleich zu Deutschland." 

Zur Feststellung einer Schwangerschaft praktizierten die Menschen vor dem Frosch-Test Knoblauchproben oder befragten die Sterne. Unter dem Titel "Ihre Augen sagen es dir" empfahl ein Experte im 19. Jahrhundert: "Im zweiten Monat bekommt sie tiefliegende, stumpfe Augen mit kleinen Pupillen, schlaffe und hängende Lider." 

Schrecklich ist der Blick in die Geschichte der Abtreibung. Die Schaukästen gleichen Gruselkabinetten: Stricknadeln, Fahrradspeichen, Zangen, Haken, Spritzen, Pfeilgift und Berichte von absichtlichen Treppenstürzen. Mit allen verfügbaren Mitteln versuchten Frauen, ungewollte Kinder zu verhindern. 1921 endeten in Berlin 40 Prozent der Schwangerschaften mit Fehlgeburten. 5 bis maximal 30 Prozent davon seien unbeabsichtigt, so lauteten die Schätzungen. Viele Frauen starben an den Folgen. 

      Staat und Kirche schlugen zurück. Todesurteile verhängten Richter bis ins 18. Jahrhundert gegen Frauen, die abtrieben. Geständnisse wurden mit Folter erzwungen, wie Prozessakten zeigen. Schon das Verheimlichen einer Schwangerschaft war strafbar. Seit 1975 gibt es in Österreich die straffreie Drei-Monats-Regel zum Abbruch. 

      Moralische und ethische Fragen über ungeborenes Leben behandelt das Museum kaum. Es gehe ihm um die Geschichte und die Fakten, sagt der Betreiber Fiala. Richtig glücklich sind österreichische Behörden nicht mit seinem Projekt. Obwohl das Museum als gemeinnützig anerkannt ist, verweigert das österreichische Finanzministerium bis jetzt die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden. 

dpa