Gauck regt Wiedergutmachung für Kriegsverbrechen in Griechenland an

Bundespräsident Joachim Gauck: «Das Unrecht ist nur unzureichend aufgearbeitet.» Foto: Roland Schlager

Zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus hat Bundespräsident Joachim Gauck eine Wiedergutmachung für deutsche Kriegsverbrechen in Griechenland angeregt.

«Wir sind ja nicht nur die, die wir heute sind, sondern auch die Nachfahren derer, die im Zweiten Weltkrieg eine Spur der Verwüstung in Europa gelegt haben - unter anderem in Griechenland, worüber wir beschämend lange wenig wussten», sagte Gauck der «Süddeutschen Zeitung» (Samstag). «Es ist richtig, wenn ein geschichtsbewusstes Land wie unseres auslotet, welche Möglichkeiten von Wiedergutmachung es geben könnte.»

Als Bundespräsident vertrete er zwar keine andere Rechtsauffassung als die Bundesregierung, die Reparationszahlungen unter Verweis auf die Zwei-Plus-Vier-Verträge ablehnt. Dennoch verfolge er mit Interesse «die Diskussion über unterschiedliche Vorschläge, dem Bedürfnis vieler Griechen nach einer Art Wiedergutmachung gerecht zu werden.» Dabei wünsche er sich allerdings auch, «dass die griechische Regierung hier etwas verbindlicher aufträte, als sie es bisweilen tut.»

Bei einem Griechenland-Besuch im vergangenen Frühjahr hatte Gauck Unbehagen über den bisherigen Umgang mit deutschen Kriegsverbrechen in Griechenland erkennen lassen. Das Unrecht sei nur unzureichend aufgearbeitet. Im Gespräch war zunächst die Idee einer Stiftung, etwa nach dem Vorbild jener für ehemalige Zwangsarbeiter in Deutschland.