Forscher: Züchtigung von Kindern kann zu Geisteskrankheiten führen

„Ein kleiner Klapps schadet nicht!“ Mit dieser "Weisheit" wird auch im 21. Jahrhundert noch gerne Gewalt gegen Kinder gerechtfertigt. Sie könnte falscher nicht sein: Denn auch "leichte" Formen der Züchtigung können verheerende Auswirkungen im Erwachsenenalter nach sich ziehen, haben amerikanische Wissenschaftler nun herausgefunden: Von Suchtanfälligkeit über Depressionen bis hin zu Angst- und Wahnzuständen.

"Die Menschen glauben, so lange sie nicht die Grenze zur Kindesmisshandlung überschreiten, die körperliche Züchtigung kontrolliert wird und nicht in Missbrauch ausartet, habe sie keine negativen Langzeitfolgen für das Kind“, so Studienleiterin Dr. Tracie O. Afifi von der kanadischen University of Manitoba gegenüber „Reuters“. Auch eine Forsa-Umfrage unter deutschen Eltern vom vergangenen März ergab: Etwa 40 Prozent aller Eltern hierzulande züchtigen ihre Kinder - in der Annahme, dass ein wenig Gewalt nicht schaden kann.

Diese Annahme sei jedoch falsch, sagen die US-Forscher jetzt. Nach der Auswertung der Daten von mehr als 34.000 amerikanischen Familien kamen die Forscher zu folgendem Ergebnis: Auch geringe Formen der Gewalt gegen Kinder erhöhen im Erwachsenenalter das Risiko psychischer Erkrankungen.

Körperstrafen ließen sich mit Gemütszustandsstörungen, darunter auch Depressionen und Angstzustände, Persönlichkeitsstörungen sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch in Verbindung bringen. Das Depressions-Risiko erhöhe sich um 41 Prozent, die Gefahr, alkohol- oder drogensüchtig zu werden, um 59 Prozent und die Wahrscheinlichkeit, unter Wahnzuständen zu leiden, um 93 Prozent.

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Dieses drastische Ergebnis begründen Afifi und ihr Team wie folgt: Auch ‚leichte’ körperliche Züchtigung könne chronischen Stress bei den Kindern erzeugen – aufgrund der Erfahrungen von Unbehagen, Angst und Scham, die sie im Zuge der Bestrafung machen. Dieser Stress könne später dazu führen, dass die Betroffenen Depressionen oder Angstzustände entwickeln.

Für die Wissenschaftler ergibt sich aus ihren Untersuchungen die folgende Konsequenz: Körperliche Strafen jeglicher Art sollten bei Kindern aller Altersstufen gemieden werden. In den Studienergebnissen, die im Fachmagazin „Pediatrics“ der Organisation „American Academy of Pediatrics“ (AAP) veröffentlicht wurden, rät Afifi Eltern dazu, bereits vor der Geburt ihres Kindes die Vereinbarung zu treffen, niemals körperliche Strafen anzuwenden.

Zudem schlägt sie als alternative Erziehungsmethode die sogenannte „Time Out Technik“ vor. Dabei werden Kinder, die unerwünschtes Verhalten zeigen, für bis zu 15 Minuten von möglichst vielen sozialen und kommunikativen Reizen isoliert. So soll vermieden werden, dass Blickkontakte, ein Belächeln ihres Verhaltens oder eine reizüberflutende Umgebung das unerwünschte Verhalten der Kinder fördern. Die Technik soll keine Bestrafung sein, sondern den Kindern die Möglichkeit geben, wieder zu sich zu finden und ihr Verhalten zu reflektieren und zu analysieren.




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