Keine Tumulte in Zypern nach Wiedereröffnung der Banken

Bei der Wiedereröffnung der Banken in Zypern nach der Zwangspause während der dramatischen Verhandlungen über ein Rettungspaket für das Land sind die befürchteten Tumulte ausgeblieben. Obwohl die Zyprer nur beschränkten Zugriff auf ihr Geld haben, bildeten sich vor den Instituten aber teils lange Schlangen. Zyperns Präsident Nikos Anastasiades betonte, sein Land wolle die Eurozone nicht verlassen.

Nach zwölftägiger Zwangspause öffneten die Banken am Donnerstag um 12.00 Uhr (Ortszeit) erstmals wieder für sechs Stunden. Vor einigen Bankfilialen standen bewaffnete Sicherheitskräfte, was bislang in Zypern nicht üblich war. Am Freitag öffneten die Finanzinstitute erstmals wieder zu ihren normalen Geschäftszeiten. Auch hier blieb ein Ansturm der Kunden aus, es kam aber erneut zu längeren Schlangen.

Die Regierung ordnete erhebliche Einschränkungen des Zahlungsverkehrs an, um einer Kapitalflucht vorzubeugen. So dürfen Bankkunden pro Tag derzeit nicht mehr als 300 Euro abheben. Zahlungen außerhalb Zyperns sind nur bis zu 5000 Euro im Monat zulässig, Überweisungen ins Ausland weitgehend untersagt. Wer Zypern verlässt, kann maximal 1000 Euro in bar mitnehmen. Schecks können nicht gegen Bargeld eingelöst, sondern nur auf ein Konto eingezahlt werden.

Dies führte zu Störungen im Wirtschaftsleben: Arbeitgeber hatten Schwierigkeiten, die Gehälter ihrer Angestellten zu zahlen, viele Bürger konnten offene Rechnungen und die Miete nicht bezahlen.

Anastasiades dankte der Bevölkerung für ihr "besonnenes" Verhalten während der Bankenschließung. "Ich möchte den Zyprern für die Reife und Besonnenheit danken, die sie in den Beziehungen zu den Banken an den Tag gelegt haben", erklärte Anastasiades am Donnerstag über den Kurzbotschaftendienst Twitter. Außenminister Ioannis Kasoulides sagte, wenn sich die Lage nicht ändere, könnten die Einschränkungen für Bankkunden schon in etwa einem Monat wieder aufgehoben werden.

Auf der Jahrestagung der Beamtengewerkschaft in Nikosia sagte Anastasiades, sein Land habe nicht die Absicht, die Eurozone zu verlassen. Seine Regierung werde "keine riskanten Experimente eingehen, welche die Zukunft unseres Landes gefährden", zitierte die Nachrichtenagentur CNA den Präsidenten. Außenminister Kasoulides hatte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" am Mittwoch gesagt, sein Land habe bei den Verhandlungen über Milliardenhilfen der Europartner kurz vor der Entscheidung gestanden, aus der Eurozone auszuscheiden.

Ein Berater von Präsident Anastasiades gab am Donnerstag überdies bekannt, dass der Staatschef auf 25 Prozent seines Gehalts verzichten werde. Die Minister werden seinen Angaben zufolge 20 Prozent ihres Gehalts einbüßen. Für alle gelte, dass sie auf ihr 13. Monatsgehalt verzichten würden.

Den Angaben des Beraters zufolge richtete die Regierung zudem eine Untersuchungskommission bestehend aus drei ehemaligen Richtern des Obersten Gerichtshofes der Mittelmeerinsel ein. Diese sollen überprüfen, inwieweit mögliche kriminelle Machenschaften die Banken Zyperns an den Rand des Bankrotts getrieben haben. Der Bankensektor in Zypern wird unter dem Druck der internationalen Geldgeber derzeit umstrukturiert.